Hannover

Sommer, Sonne, Hitgewitter:

Hey, hey, hey: Der heißeste Anwärter für DEN Sommerhit 2013 ist "Blurred Lines" von Robin Thicke.
Hey, hey, hey: Der heißeste Anwärter für DEN Sommerhit 2013 ist "Blurred Lines" von Robin Thicke. Foto: dpa

Auf spanisch bis drei zählen, auf rumänisch über Liebe auf einem Baum singen oder mantraartig vom Strand faseln: Ein Sommersong braucht nicht viel, um zum Hit zu werden. Und auf Mallorca sogar noch weniger.

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Zur Weihnachtszeit gibt's „Last Christmas“, zur Sommerzeit „Macarena“ – jedes Jahr dasselbe Spiel. Doch während die Weihnachtshits Jahr für Jahr größtenteils dieselben bleiben, findet sich im Laufe jeden Sommers irgendwann DER eine Hit. Was aber nicht heißt, dass man die beliebtesten Titel vergangener Sommer nicht jedes Jahr wieder hören würde. Acht Wahrheiten über Sommerhits.

1) DIE LIEDER... ...haben Titel wie „Ab in den Süden“, „Macarena“ oder „Samba de Janeiro“. Ein besonders erfolgreicher Sommerhit war der „Ketchup Song“ von Las Ketchup (2002) – er hielt sich laut Media Control sieben Wochen auf Platz 1 der Charts. Auch dieses Jahr gibt es mehrere Anwärter auf den Sommerhit, etwa „Get Lucky“ von Daft Punk, Robin Thicke mit „Blurred Lines“ oder „Strand“ von Yasha werden immer wieder genannt. Komiker Helge Schneider dagegen versucht es mit „Sommer, Sonne, Kaktus“.

2) DER TEXT... ...sollte nicht zu anspruchsvoll sein. „Beim Hören des Songs wollen wir uns leicht fühlen, wie wir uns das vielleicht bei einem Sommertag am Strand vorstellen“, erklärt Musikexperte Prof. Udo Dahmen, einer der beiden Geschäftsführer der Popakademie Mannheim. Tatsächlich zählte Ricky Martin in seinem Megasommerhit „Maria“ (1995) nur bis drei – auf spanisch. Rumänisch funktioniert auch: Mit „Dragostea din tei“ (deutsch: „Liebe auf dem Lindenbaum“) landeten die drei Jungs von O-Zone 2004 einen Riesenhit. Unabhängig von der Sprache sollte es um Sonne und Strand gehen: „Vamos a la playa“ (spanisch für „Lass uns zum Strand gehen“) singen oder ständig das Wort „summer“ einstreuen, ist immer gut. „Alle können nach kurzer Zeit mitsingen – ob betrunken oder nicht“, fasst Musikpsychologe Prof. Andreas Lehmann zusammen.

3) DIE MELODIE... ...muss direkt ins Ohr gehen. „Es zählt eine eingängige Melodie gepaart mit nicht zu langsamen Rhythmus und einem Groove, der vielleicht an Sommerwind und sanftes Fächeln erinnert“, beschreibt es Prof. Dahmen. Viele Songs lebten von Einflüssen jamaikanischer Musik wie Reggae. Auch Samba-Rhythmen seien öfter zu hören, so der Wissenschaftler. Ganz wichtig: Man muss zu den Liedern tanzen können.

4) DIE ZIELGRUPPE... ...sind wir alle! „Sommerhits sind das Vehikel, das die Leute zusammenbringt“, sagt Prof. Lehmann. Draußen sein, warme Temperaturen, zusammen trinken und tanzen – zum besonderen Lebensgefühl im Sommer gehörten bestimmte Lieder, so der Psychologe. „Der Sommerhit ist der Kulminationspunkt all dieser Sehnsüchte“, sagt auch Experte Dahmen. Und gerade weil viele in dieser Jahreszeit Positives erlebten, erinnerten sie sich auch oft noch Jahre danach an diesen einen Hit, zu dem sie damals dieses und jenes taten...

5) DIE PLATTENINDUSTRIE... ...ist nicht wirklich Schuld. „Die meisten Sommerhits ergeben sich eher“, sagt der Business Direktor und ebenfalls Geschäftsführer der Popakademie Mannheim, Prof. Hubert Wandjo. Es gebe zwar immer wieder Produzenten, die bewusst versuchten, solche Hits zu produzieren. Entscheider sei aber das Publikum. Große Neuveröffentlichungen gibt es laut Wandjo im Sommer jedenfalls nicht – Hauptzeit für neue Alben sind das Frühjahr und der Herbst.

6) DIE KÜNSTLER... ...sind meist Eintagsfliegen, die mit ihrem Sommerhits über Nacht berühmt werden. Oder wüsste irgendwer, was Las Ketchup („The Ketchup Song“), Los del Rio („Macarena“) oder Bellini („Samba de Janeiro“) heute machen, geschweige denn, wer oder was sich hinter diesen Gruppen verbirgt? Ausnahmen gibt es aber immer wieder: Kid Rock etwa war längst berühmt, als er mit „All Summer Long“ den Sommerhit des Jahres 2008 landete.

7) ...UND AUF MALLORCA SO? ... Tja. Hier ist alles noch ein bisschen einfacher, noch ein bisschen direkter. Die Interpreten heißen Jürgen Drews, der als König von Mallorca gilt oder Mickie Krause (Kronprinz). Einer der aktuellen Kracher auf der spanischen Ferieninsel ist „Scheiss drauf! Malle ist nur einmal im Jahr“ von Peter Wackel. Musikexperte Wandjo zu den Kriterien eines Ballermann-Hits: „Er muss unter alkoholisiertem Zustand funktionieren und die niedrigsten Instinkte ansprechen.“

8) RZ-Redaktionsfavorit: HEIßESTER ANWÄRTER AUF DEN TITEL 2013... Hey, hey, hey .... Hey, hey, hey ...: Sind William Pharell und Robin Thicke mit „Blurred Lines“. Und zwar nicht nur, weil man nicht mehr mit dem „Hey, hey, hey“ aufhören kann, sondern weil die beiden in der amerikanischen Late Night Show von Jimmy Kimmel richtig Humoer beweisen. Obwohl sie es nicht wirklich schaffen, den Showmaster und seinen wenig nach Popstar aussehenden Adlatus aus dem Video zu werfen. Sehr sympathisch, Jungs.