Roman Lob will oben bleiben

Roman Lob mit Gitarre Foto: DPA

Roman Lob war „Unser Star für Baku“. Fünf Monate sind seit dem Eurovision Song Contest (ESC) vergangen, bei dem er auf einem respektablen achten Platz landete. Der Hype um „unseren“ Roman ist abgeklungen, der 22-Jährige muss sich ohne ESC-Rummel als Sänger beweisen. Wir sprechen mit ihm über seine Angst davor, in Vergessenheit zu geraten – und wie er genau das verhindern will.

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Roman Lob war „Unser Star für Baku“. Fünf Monate sind seit dem Eurovision Song Contest (ESC) vergangen, bei dem er auf einem respektablen achten Platz landete. Der Hype um „unseren“ Roman ist abgeklungen, der 22-Jährige muss sich ohne ESC-Rummel als Sänger beweisen. Wir sprechen mit ihm über seine Angst davor, in Vergessenheit zu geraten – und wie er genau das verhindern will.

Roman, in Interviews ist das eigentlich nicht üblich, aber wir sagen du?

Ja, klar. Das finde ich auf jeden Fall angenehmer.

Alles klar. Weiß du eigentlich, was deine Vorgängerin Lena (Meyer-Landrut, Gewinnerin des ESC 2010, Anm.) so treibt?

Wir sehen uns schon öfter in Köln, wenn wir zum Beispiel bei „TV total“ oder „Schlag den Raab“ sind. Sie hat gerade ihr neues Album rausgebracht. Das freut mich sehr für sie.

Ist der ESC noch ein Thema für euch?

Nicht mehr so sehr. Vor ein paar Monaten allerdings habe ich sie regelrecht gelöchert. Ich habe sie oft gefragt, wie das alles beim Contest so abläuft. Sie war sehr offen und hat mir echt weitergeholfen, indem sie mir sagte, auf was ich beim ESC achten soll. Das finde ich immer noch super von ihr.

Um Lena ist es nach ihrem zweiten Auftritt beim Eurovision Song Contest ja lange Zeit still geworden, auch wenn sie sich jetzt mit dem neuen Album zurückmeldet. Hast du Angst davor, dass nach dem großen Hype um dich auch deine Kurve bald abwärts geht?

Wenn man wie Lena den Contest gewinnt, kennt einen die ganze Welt. Man hat viel Stress, ist viel unterwegs, will sich promoten und vermarkten. Da kann ich es total verstehen, wenn man wie sie irgendwann sagt: Das war jetzt echt hart, ich habe viel gearbeitet, ich brauche eine Pause – und erst dann schreibe ich ein neues Album.

Aber was denkst du über den Verlauf deiner Karriere?

Natürlich mache ich mir Gedanken darüber, dass mir so ein Einbruch auch passieren kann. Aber ich habe gute Leute hinter mir, die sagen: Roman, wir haben hier Tipps für dich und deine Arbeit. Natürlich bleibt es im Endeffekt immer an mir hängen, ob ich mich auf die Vorschläge einlasse. Aber ich habe Bock auf das Ganze, ich möchte mich im Musikbusiness beweisen. Ich arbeite an neuen Songs, meine Klubtour läuft. Über all das freue ich mich total.

Wie sehr protegiert dich noch Stefan Raab (Initiator der Castingshow „Unser Star für Baku“, Anm.)?

Stefan sagt immer, wenn ich ihn sehe: Roman, wenn du Tipps brauchst oder Fragen hast – du kannst mich jederzeit anschreiben oder anrufen. Das ist toll. Man muss schon sagen: Er ist ein Mann, der sehr, sehr viel Ahnung vom Musikbusiness hat. Genau wie Thomas D. (Jurymitglied bei „Unser Star für Baku“, Anm.).

Hast du mit ihm noch regelmäßig Kontakt?

Ich bin sehr oft mit Thomas D. zusammen, auch bei ihm zu Hause, und spreche mit ihm über meine Pläne für die Zukunft. Von ihm und Stefan kann man sich sehr wichtige Tipps holen.

Welche zum Beispiel?

Wenn es beispielsweise um künstlerische Dinge geht. Thomas sagt immer: Hey, wenn du nachts einen Songvorschlag hast und du weißt nicht, ob das gut ist – ruf mich einfach an. Wir machen da was draus.

Hast du dieses Angebot schon einmal genutzt?

Nein, noch nicht. Das ist selbst mir zu kritisch. Tagsüber tausche ich mich aber gern mit ihm aus.

Wie steht es denn um neue Songs?

Ich schreibe regelmäßig an neuen Liedern. Ich habe ja viel erlebt in den letzten Monaten. Das fließt natürlich in meine Lyrics ein. Mir gehen beispielsweise oft Ideen für einen Text durch den Kopf, wenn ich unterwegs bin. Das notiere ich mir immer, vielleicht taugt es ja tatsächlich für ein Lied. Außerdem jammen die Jungs aus der Band und ich regelmäßig und feilen an Liedern. Wenn man mit mehreren Köpfen zusammenhängt, kommen dabei mehr Tipps raus, mehr neue Vorschläge, um neue Song daraus zu machen.

Du bist ja über eine Castingshow bekannt geworden. Gilt das eigentlich als Manko in der Musikszene? Haben Kollegen Vorbehalte gegen dich?

Ich sag mal so: Es gibt Leute, die mich nur über die Show einordnen, und andere Leute, mit denen ich nicht befreundet bin, die sagen: Was ist das denn für einer? Die haben die Haltung: In eine Castingshow würde ich nie gehen, das finde ich inakzeptabel. Aber ich sehe solche Shows als riesige Chance für aufstrebende Sänger und Musiker. Sie sind eine gute Sache.

Also störst du dich nicht an dem Gerede?

Das ist mir egal, muss es mir auch sein. Ich mache jetzt weiter, ich gebe Gas. Songs schreiben, und dann wird das schon klappen. Es liegt immer an einem selbst, was man aus seinen Chancen macht. Ich könnte jetzt natürlich auch sagen: Okay, ich habe viel erreicht in den vergangenen Monaten. Der ESC ist vorbei, jetzt lasse ich das mal so ein bisschen schleifen. Aber das ist nicht mein Ding. Man muss hart arbeiten, um im Business zu bleiben.

Haben da andere einen Fehler gemacht? Die in Castingshows gewonnen haben und dann doch von der Bildfläche verschwunden sind?

Fehler? Das kann ich nicht richtig beurteilen. Ich weiß halt nicht, woran es bei diesem oder jenem gelegen hat, dass aus der Karriere nichts geworden ist. Aber es stimmt schon, es gibt auffällig viele Leute, die bei einer Castingshow waren und die heute nichts mehr liefern.

Da du so schnell unheimlich populär geworden bist: Wie sicher fühlst du dich in deinem künstlerischen Schaffen?

Ich fühle mich natürlich wohl und gut damit. Ich habe durch den ESC und in den letzten Monaten so viel dazu gelernt, was ich anwenden kann, gerade auch live auf der Bühne. Aber klar: Ich bin noch kein alter Hase im Geschäft. Ich habe immer die Frage im Hinterkopf: Ist das jetzt das Richtige, was ich hier tue? Kann man das so machen? Man hat also immer so seine Sorgen. Und vor den Liveauftritten oder auch vor Auftritten im Fernsehen bin ich immer noch genauso nervös wie vor dem ESC.

Die Zweifel – du fragst dich, ob du musikalisch auf dem richtigen Wege bist?

Ja, zum Beispiel. Ich frage mich natürlich, ob man mit dem Business mithalten kann. Solche Fragen kommen fast automatisch, wenn man sich die ganzen neuen Sachen anhört. Es gibt so super Musiker! Und wenn ich etwa auf solche Bands wie Silbermond schaue, also solche, die es in Deutschland echt zu was gebracht haben, frage ich mich natürlich, ob ich mit solchen Größen auf Dauer mithalten kann.

... oder ob du irgendwann wieder von der Bildfläche verschwunden bist?

Das will ich ja nicht hoffen. Wie gesagt: Ich gebe mein Bestes. Ich habe Spaß an all dem, was ich gerade tue. Hört sich abgedroschen an, aber: Ich genieße jeden Moment. Und dann muss ich einfach mal abwarten, was die Zukunft bringt. Es nützt ja nichts, mir jetzt den Kopf zu zerbrechen, wenn ich nach vorn schaue.

Sollte es mit der Karriere irgendwann doch nicht mehr laufen: Könntest du dir vorstellen, wieder in deinem eigentlichen Beruf als Industriemechaniker zu arbeiten?

Das ist nicht ausgeschlossen. Ich würde niemals nie sagen. Wie gesagt: Ich lasse es auf mich zukommen. Ich arbeite hart, ich will so lange, wie es geht, erfolgreich Musik machen und den Leuten was bieten. Am besten natürlich bis ans Lebensende.

Okay. Hörst du „Standing still“ (das ESC-Lied, Anm.) eigentlich immer noch gern?

Sehr gern. Das merke ich immer bei Liveauftritten. Es ist einfach ein cooler Song. Ich hoffe natürlich, dass er den Leuten da draußen inzwischen nicht auf die Nerven geht, er ist ja sehr oft im Radio gespielt worden und läuft immer noch regelmäßig. Der Song lässt sich live schön singen. Deshalb glaube ich, dass er noch ein paar Jahre in meinem Kopf bleibt.

Von unserer Redakteurin Anke Hoffmann