Hamburg

Neue Stimme: "Es ist 20 Uhr. Hier ist Angelina Jolie mit der Tagesschau”

"Tagesschau"
Moderatorin Linda Zervakis im Fernsehstudio der "Tagesschau" in Hamburg. Foto: Christian Charisius

Die „Tagesschau“ ist die älteste TV-Nachrichtensendung Deutschlands. Die ARD hat ihr Nachrichten-Studio technisch und optisch neu gestylt. Und die Anmoderation wird bei manchen Zuschauern Hollywood-Gefühle wecken.

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Chefsprecher Jan Hofer macht den Anfang: Er tritt an diesem Samstag (20 Uhr) vor die Kamera, wenn Deutschlands älteste Nachrichtensendung, die „Tagesschau“, erstmals aus ihrem neuen Studio mit modernster Technik übertragen wird.

Kurz bevor Hofer jedoch sein Publikum begrüßt, wird der berühmte Satz aus dem Off, „Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau“, zu hören sein. Die Stimme wird manchen Zuschauern vertraut klingen, denn neu aufgesagt wurde die schon legendäre Ankündigung von Claudia Urbschat-Mingues (43), der deutschen Stimme von US-Star Angelina Jolie. Urbschat-Mingues arbeitet auch als Sprecherin für diverse deutsche Sender – bislang vermutlich ohne dass den meisten Zuhörern klar war, auch die Synchronstimme von Angelina Jolie zu hören... Hier ist eine Hörprobe aus „Durchgeknallt“ mit Angelina Jolie:

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Was ist nun neu an der „Tagesschau“? Die Sprecher der Hauptausgabe um 20 Uhr bleiben wie gewohnt an ihrem Tisch stehen. Hinter ihnen gibt es aber in Zukunft eine fast 18 Meter breite Wand mit großflächigen Bildern und Grafiken zum Nachrichtengeschehen des Tages. Schon 2012 hatte es einen Testbetrieb gegeben, der aber laut ARD abgebrochen werden musste.

Die „Tagesthemen“-Moderatoren arbeiten im selben Studio, haben aber deutlich mehr Bewegungsfreiheit: Caren Miosga und Thomas Roth können vor der riesigen Medienwand entlanggehen und genau auf eingespielte Fotos und Grafiken hinweisen. „Ich bin Ganzkörper“, sagte Miosga in einer Präsentation.

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Verjüngungskur: Wie gefällt die neue Tagesschau

Die ARD hat ihr Nachrichten-Studio technisch und optisch neu gestylt. Die „Fanfare“ zu Beginn der Tagesschau klingt anders und die Anmoderation macht jetzt die Synchronstimme von US-Star Angelina Jolie. Ist die „Verjüngungskur“ gelungen?

Ja, der neue Auftritt gefällt mir sehr gut!
15%
24 Stimmen
Nein, das ist mir alles zu modern.
6%
10 Stimmen
Es ist okay, ich muss mich aber noch daran gewöhnen.
9%
14 Stimmen
Ich finde es nicht gut, dass dafür 24 Millionen Euro ausgegeben wurden.
70%
110 Stimmen

Die großformatigen Fotos und Bilderstrecken an der Wand sollen mehr Emotionen transportieren und Nachrichten besser vermitteln und erklären. Dabei gehe es nicht um Boulevardisierung oder Betroffenheitsjournalismus. „Die Emotion, die erzeugt werden soll, ist Neugier“, sagte Kai Gniffke, Erster Chefredakteur ARD-aktuell.

Neben allen „Tagesschau“-Ausgaben werden in dem neuen Hamburger Studio auch die „Tagesthemen“, das „Nachtmagazin“ und die Nachrichten für den Digitalkanal tagesschau24 produziert. „Das ist hier die ganz große Einsamkeit“, meinte Moderator Claus-Erich Boetzkes mit Blick auf den sonst menschenleeren Raum mit einer Vielzahl von automatisierten Kameras. Mit dem neugestalteten Studio mache die ARD ihr Flaggschiff klar für die kommenden Jahre, so der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor.

Auch die „Tageschau“-Fanfare wurde neu arrangiert. Erstmals lief die „Tagesschau“ am 26. Dezember 1952.

Das weiterhin blau-gehaltene Studio von ARD-aktuell wurde für rund 24 Millionen Euro runderneuert. Die Mittel flossen in Technik, Funktionalität und Design. „Nicht immer war in dem Projekt alles nach Plan verlaufen“, gab der NDR in einer Mitteilung zu.

Die Planer hatten sich einen Start schon früher erhofft, aber zunächst brachte die Programmierung des neuen Designs im Grafiksystem nicht die gewünschten Ergebnisse. „Erst wenn alle Systeme fehlerfrei und zur völligen Zufriedenheit laufen, wollten wir auf Sendung gehen“, berichtete Chefredakteur Gniffke. Seit 2009 wurde das Studio geplant, das nun zwei alte ersetzt. Im Jahr 2012 gab es einen Testbetrieb. „Die Probe scheiterte, die Testsendungen mussten abgebrochen werden“, erläuterte der Sender.

Seit gut fünf Wochen proben Sprecher, Moderatoren, Regie und Redaktion parallel zum Tagesgeschäft wieder in der neuen Umgebung.

Der zweite öffentlich-rechtliche Sender ZDF hatte sein neues Nachrichten-Studio im Jahr 2009 für rund 30 Millionen Euro auf dem Mainzer Lerchenberg in Betrieb genommen. Der Designer des ZDF-Moderatorentisches ist derselbe wie bei der ARD: Jürgen Bieling.