Jubel über Vargas Llosa – PEN kritisiert China

Frankfurt/Main (dpa) – Der Suhrkamp Verlag freut sich über den Nobelpreis für seinen Autor Vargas Llosa. Die Schriftstellervereinigung PEN kritisiert das letztjährige Gastland China, und Island stellt Pläne für seinen Auftritt im kommenden Jahr vor.

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Frankfurt/Main (dpa) – Der Suhrkamp Verlag freut sich über den Nobelpreis für seinen Autor Vargas Llosa. Die Schriftstellervereinigung PEN kritisiert das letztjährige Gastland China, und Island stellt Pläne für seinen Auftritt im kommenden Jahr vor.

Auf der Buchmesse hat der peruanische Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa fast nur Freunde: Die Entscheidung der Stockholmer Jury stieß am Donnerstag auf weitgehende Begeisterung in Frankfurt. Am größten war der Jubel natürlich beim Suhrkamp-Verlag, der 26 Titel des Peruaners im Programm hat. „Wir sind alle im Glück“, sagte Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz wenige Minuten nach der Bekanntgabe. „Es ist eine wunderbare Entscheidung. Er ist ein ganz großer Erzähler seiner Zeit.“

Während der Suhrkamp-Stand umlagert war, saß der peruanische Verleger Pierre Emile Vandoorne ganz allein an seinem kleinen Stand – doch seine Freude über den Nobelpreis an seinen Landsmann war groß. „Viele Menschen in Peru haben nicht mehr geglaubt, dass er den Preis erhält“, sagte der Verleger am einzigen Stand Perus auf der Messe. Schließlich habe Vargas Llosa seit Jahrzehnten zu den Kandidaten gehört. Zurückhaltend äußerte sich der bekannte argentinische Autor Alan Pauls über die Vergabe. „Es war vorhersehbar“, sagte er der dpa. Der Nobelpreis lasse ihn „völlig gleichgültig“. Es gebe „viele, die ihn verdienten und nicht bekamen, und viele, die ihn bekamen, aber nicht verdienten“.

Pauls hätte den Preis dem seit Jahren als Favorit gehandelten US-Autor Philip Roth gewünscht. „In Peru wurde allgemein auch gedacht, dass er den Nobelpreis auch nicht mehr bekommt wegen seiner politischen Ansichten, die ja angeblich dem Nobelpreiskomitee in Schweden nicht gefallen haben“, sagt der 32-jährige Verleger aus Lima. Letztlich habe dann aber doch die überragende literarische Qualität von Vargas Llosa entschieden.

Die Schriftstellervereinigung PEN kritisierte am Donnerstag scharf das letztjährige Buchmessen-Gastland China. An der „Strategie der Unterdrückung“ habe sich seitdem nichts geändert. Empörend sei vor allem der Fall des Dichters und Autors Liu Xiaobo, der drei Monate nach der Buchmesse im Dezember 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Xiaobo gilt als Favorit für den Friedensnobelpreis, der an diesem Freitag vergeben wird. Der PEN kündigte zugleich an, dass der chinesische Regime-Gegner den mit 10 000 Euro dotierten Hermann- Kesten-Preis erhalten wird.

Der Buchmessen-Ehrengast 2011, Island, kündigte am Donnerstag an, seine berühmten Mittelalter-Sagas ins Deutsche neu zu übersetzen. Das Großprojekt wird in Zusammenarbeit mit der Kunststiftung Nordrhein- Westfalen und dem S. Fischer Verlag umgesetzt, kündigten die Organisatoren am Donnerstag in Frankfurt an. Außerdem werden rund 100 Werke isländischer Autoren in deutschen Verlagen erscheinen. Das kleine Island mit seinen rund 300 000 Einwohnern gilt als große Literaturnation mit einem der produktivsten Buchmärkte der Welt. In Island werden – pro tausend Einwohner – doppelt so viele Titel veröffentlicht wie in den übrigen nordischen Ländern. Der Isländer Halldór Laxness erhielt 1955 den Literaturnobelpreis. Bekannt wurde Island auch durch seine Krimis.

Das Gastland im Jahr 2013, Brasilien, unterzeichnete am Donnerstag in Frankfurt den offiziellen Vertrag. Das Kulturministerium versprach, die Übersetzung brasilianischer Werke in fremde Sprachen mit 160 000 Euro zu fördern. Damit verzehnfache sich die ursprünglich vorgesehene Fördersumme, berichtete der brasilianische Generalkonsul in Frankfurt, Cézar Amaral.

Beim Besucherandrang bewegt sich die Messe auf dem Niveau des Vorjahres. Fast 46 000 Besucher kamen am ersten Tag – dem Mittwoch – zur weltgrößten Bücherschau.