„Ich mache, was mir Spaß macht“: Tobias Mann erobert die Bühnen

Der Mainzer Tobias Mann tummelt sich auf Comedy-Bühnen und im Fernsehen. Das Erfolgsrezept des Diplom-Kaufmanns: Er macht, was er selbst lustig findet. Als nächstes plant er ein Buch über das Internet.

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Mainz – Der Mainzer Tobias Mann tummelt sich auf Comedy-Bühnen und im Fernsehen. Das Erfolgsrezept des Diplom-Kaufmanns: Er macht, was er selbst lustig findet. Als nächstes plant er ein Buch über das Internet.

Tobias Mann ist der Mann, der die Saumagenquote erfunden hat. Helmut Kohl, so hat der Comedian errechnet, hat zum Beispiel eine Saumagenquote von 912 Prozent – was die Nennung im Internet im Vergleich zum Saumagen betrifft. Kurt Beck bringt es nach seiner Rechnung immerhin auf 367 Prozent.

Bundesweit bekanntgeworden ist Tobias Mann 2005 mit seinem Programm „Man(n) sieht sich“. Das Erfolgsrezept des 36-Jährigen: „Ich mache im Grunde, was mir Spaß macht und was ich selber lustig finde.“ Einen Auftritt im Berliner Olympiastadion, wo zum Beispiel Comedystar Mario Barth schon war, peilt er allerdings nicht an. Aber Barth finden auch ja auch nicht mehr viele lustig ...

Tobias Mann tummelt sich auf Bühnen wie Schmidts Tivoli in Hamburg, den „Wühlmäusen“ in Berlin oder der Lach- und Schiessgesellschaft in München, aber auch im Fernsehen: Seine erste Sendung war „Nightwash“ auf Comedy Central, dann kamen die „Mitternachtsspitzen“ im WDR. Einige Preise hat er schon eingeheimst, etwa den Deutschen Kleinkunstpreis. Den ersten Platz beim Münchner „Kabarett Kaktus 2006“ sieht Mann als Wendepunkt für seine Karriere.

Sein Steckenpferd ist der Wortwitz, dazu kommt die Musik. Seine Programme plant er am Computer, aber auf der Bühne kommt Aktuelles hinzu. Es kann auch ganz anders kommen als geplant. Einmal sei seine Hose bei einem Auftritt geplatzt und die Boxershorts seien zum Vorschein gekommen, erzählt Mann. Was tun? „Ich bin offensiv damit umgegangen.“ Ohnehin setzt er aufs Spontane: „Es gibt Kollegen, bei denen ist jeder Abend wortgleich. Ich versemmel' dafür auch genug.“

Wer in Mainz aufwächst, ist natürlich in der Fastnacht groß geworden. Tobias Mann hat schon früh Bühnenerfahrung mit seiner Gruppe „Aca&Pella“ gesammelt. Als Kind wollte er aber was ganz anderes werden: Stuntman. Inspiriert hat ihn in den 1980er Jahren die Serie „Ein Colt für alle Fälle“. Doch aus dem Wunsch wurde nichts: „Dass ich Höhenangst habe, hat sich irgendwann herauskristallisiert.“

Nach Abitur und Zivildienst erlag Tobias Mann dem „Herdentrieb“ – seine Freunde teilten sich auf in Jura und Betriebswirtschaft. „Die Netteren sind zur BWL gegangen.“ Er auch. Nun ist er Diplom-Kaufmann. Seine Dissertation zum Thema Marketing liegt auf Eis. „Da ist mir so ein bisschen der Erfolg dazugekommen.“ Vorbilder? Otto und Heinz Erhardt. „Noch'n Gedicht“ von Erhardt kann er auswendig, weil er es sich in seiner Heimatbibliothek als Jugendlicher so oft ausgeliehen hat.

Als nächstes will Mann selbst unter die Autoren gehen. „In diesem Buch geht es darum, wie sehr das Internet uns Menschen verändert hat, auch auf der psychischen Ebene.“ Er teilt die Menschen mit Augenzwinkern ein in „digital natives“ (die mit dem Internet aufgewachsen sind), „digital dummies“ (die am Internet dranbleiben) und „people who should never touch a computer at all“ (die niemals einen Computer anfassen sollten). Das Buch soll im Frühjahr 2013 bei Ullstein Buchverlage erscheinen. Internet-Themen wie Vorratsdatenspeicherung, Netzpolitiker, die Doppelklicks mit der Kneifzange tätigen, und die Piraten hatten auch seinen Auftritt beim SatireGipfel vor einigen Monaten geprägt:

Bis das Buch herauskommt, schreibt er nicht nur, sondern tourt auch weiter durch Deutschland und palavert weiter über Netzpolitik, den künftigen SPD-Kanzlerkandidaten oder über Angela Merkel (CDU). „Sie ist wie ein Navigationsgerät mit Zufallsgenerator“, sagt Mann über die Kanzlerin und sieht seine Mission darin zu beschreiben, wie die Politik versucht, uns die Welt zu erklären – aus seiner Sicht vergeblich. Und wie sieht es mit der FDP aus? „Die sind mittlerweile zum Treppenwitz verkommen“, sagt Mann. „Aber ganz ungeschoren darf man sie dennoch nicht davonkommen lassen.“

Von Marc-Oliver von Riegen, dpa