Rheinland-Pfalz

Digital aufbereitet: Die „Heimat“ kann wieder ins Kino

Die „Heimat. Eine deutsche Chronik“ ist wieder vorzeigbar. Voller Freude haben Regisseur Edgar Reitz und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Mainz „Heimat Remastered“ vorgestellt, die digitalisierte und restaurierte Kinofassung. Die elf Teile der einzigartigen Reitz-Geschichte(n) um den sagenhaften Hunsrückort Schabbach können damit wieder ins Kino.

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Von unserem Redakteur Volker Boch

„Ich bin unglaublich dankbar, dass dies alles geschieht“, sagt Reitz bei der Präsentation der überarbeiteten „Heimat“, die an zwei Tagen in ihrer vollen Länge von 16 Stunden im Frankfurter Hof in Mainz aufgeführt wird. Für die meisten Gäste ist es eine Rückkehr nach vielen Jahren in die Filmfamilie Simon in Schabbach, in die Wirren wechselhafter Zeiten und in Reitz' wundervolle Erzählung. Jahrelang wäre es nicht möglich gewesen, diesen ersten Teil der „Heimat“-Trilogie im Kino zu sehen. Die letzte technisch noch spielbare Kopie aus dem Jahr 1984 war vom Pro-Winzkino in der Hunsrücker Kreisstadt Simmern über die vielen Jahre hinweg ein knappes Dutzend Mal aufgeführt worden.

Rückkehr nach Schabbach

Als Reitz vor zehn Jahren von einem italienischen Kinobetreiber gefragt wurde, ob er eine Kopie für eine Vorführung ausleihen könne, stellte er „mit Entsetzen fest, dass die letzte“ darüber hinaus verfügbare Kinokopie nicht mehr abspielbar war. „Schlimmer noch: Auch das im Bundesarchiv seit 25 Jahren lagernde Originalnegativ erwies sich als nicht mehr kopierfähig.“

Freunde der
Freunde der „Heimat“: Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Edgar Reitz stellten das überarbeitete Werk bei der Erstaufführung vor.
Foto: Werner Dupuis

In den vergangenen gut viereinhalb Jahren ist das Filmmaterial in verschiedenen Archiven gesichtet, zusammengetragen, sortiert und restauriert sowie digitalisiert worden. „Eine Puzzlearbeit“, sagt Christian Reitz, der die Arbeit eines zehnköpfigen Teams um seinen Vater Edgar koordinierte. Allein die Digitalisierung von rund 2,5 Millionen einzelnen Mittelformat-Negativen des grandiosen Kameramanns Gernot Roll wurde zur Herausforderung. Die Datenmenge bekam gigantische Ausmaße angesichts einer nötigen Größe von 50 Megabyte pro Aufnahme. „Auch wenn der Aufwand extrem ist, es gibt viele Filme, die erhaltenswert sind und digitalisiert werden könnten“, sagt Christian Reitz.

Kulturelle Verpflichtung fürs Land

Die „Heimat“ zu restaurieren und zu digitalisieren, hat insgesamt rund 500 000 Euro gekostet. „Es ist eine kulturelle Verpflichtung des Landes“, sagt Ministerpräsidentin Dreyer auch als Vorstandsvorsitzende der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, die gemeinsam mit der Bundeskulturstiftung die Arbeiten maßgeblich gefördert hat. „Edgar Reitz hat mit der ,Heimat'-Trilogie nicht nur einen wichtigen Teil der Geschichte beschrieben, er hat den Begriff von Heimat wieder zu dem gemacht, was ihn mittlerweile auch international so auszeichnet.“ Dreyer freut sich, dass dies wieder im Kino zu sehen ist, während Reitz längst die nächste Idee hat. „Es wäre schön, wenn auch die zweite ,Heimat' digitalisiert werden könnte“, sagt er lächelnd, „aber die ist viel länger.“