Eltville

„Deutschland sucht den Superstar“ im Kloster Eberbach: Hochzeit vor laufender Kamera

Am Ende hauchte die Braut "Ja, ich will" ins Mikrofon. Eine "echte" Hochzeit hatten die Macher der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" für die Aufzeichnung im Kloster Eberbach im Rheingau eigens aufgeboten.
Am Ende hauchte die Braut "Ja, ich will" ins Mikrofon. Eine "echte" Hochzeit hatten die Macher der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" für die Aufzeichnung im Kloster Eberbach im Rheingau eigens aufgeboten. Foto: dpa

Am Ende hauchte die Braut „Ja, ich will“ ins Mikrofon, da war DSDS dann endgültig in den Kitsch abgeglitten. Eine „echte“ Hochzeit hatten die Macher der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ eigens aufgeboten, denn die Sendung für Samstag wurde am Mittwochabend an einem ungewöhnlichen Ort aufgezeichnet: im Kloster Eberbach im Rheingau, der fast 900 Jahre alten ehemaligen Zisterzienserabtei.

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Von unserer Mitarbeiterin Gisela Kirschstein

Ausgerechnet Dieter Bohlen, der pöbelnde Poltergeist von DSDS, am Altar des ehrwürdigen Klosters Eberbach? Manchen Kultur- und Geschichtsliebhaber grauste es da gewaltig. Die Entscheidung, mit RTL zusammenzuarbeiten, sei „goldrichtig“ gewesen und habe sich „für unser Kloster in jeder Hinsicht gelohnt“, sagt der Chef der Stiftung Kloster Eberbach, Martin Blach. Eberbach profitiere deutlich von dem großen Medienecho, der Charakter der Anlage sei immer gewahrt gewesen.

Tatsächlich staunten die Besucher aus allen Teilen der Republik ebenso wie die Kandidaten über die gewaltige ehemalige Klosteranlage. Zu Beginn der Sendung stimmen die Macher die Zuschauer mit gregorianischen Chorälen, Mönchskutten und (künstlichem) Kerzenlicht auf die ungewöhnliche Bühne ein. Dann aber wird es schnell bunt und poppig: In der Vierung der ehemaligen Kirche treten nacheinander die noch verbliebenen neun Kandidaten auf. Laserstrahlen zucken von der Decke, die Basilika selbst leuchtet stimmungsvoll-geheimnisvoll.

Gesungen wird in dieser Sendung der 13. Staffel von DSDS nur auf Deutsch. Die blonde Niederländerin Laura schmettert den Schlagersong „Ich sterb für dich“, Rastalocken-Mann Thomas gibt eine deutsche Version von Seeeds „Aufsteh'n“. Nicht bei allen sitzen die Töne, doch alle Darbietungen werden vor der gewaltigen Rückwand der alten Basilika mit großen Lasershows perfekt in Szene gesetzt. Romantik pur gibt es bei Anita, der Sinti-Frau mit der großen Stimme, weiterer Höhepunkt ist der peppige Auftritt von Punker Prince Damian im hautengen Ganzkörperanzug.

Bis zu diesem Zeitpunkt war DSDS in Kloster Eberbach eigentlich ganz brav. „Ich hatte ganz doll Gänsehaut“, schwärmte Dieter Bohlen etwa und hatte auch sonst fast nur Nettes zu sagen. Bei Princes Auftritt aber geht es dann doch unter die Gürtellinie: „Ich find dich hammer, hammergeil“, schwärmt Jurymitglied Michelle – und erkundigt sich eingehend nach dem Geschlechtsschutz. „Bisschen mehr Respekt bitte, wir sind hier in einem Kloster“, fordert da Moderator Oliver Geissen – ganz ernst gemeint ist das nicht.

Überhaupt spult DSDS die Aufzeichnung eher routiniert ab, die Produktion hat lange Pausen, es ist eiskalt, Stimmung kommt so recht keine auf. Zum krönenden Höhepunkt gibt es schließlich die Hochzeit: Kandidatin Sandra heiratet vor laufenden Kameras ihren Verlobten Viktor, den Inhaber eines Tattoo-Studios. Der echte Pfarrer verliert sich minutenlang in Klischees, bevor er seinen Segen fürs Brautpaar singt. „Das sind doch keine echten Gefühle“, kommentiert ein Zuschauer, „so vor der Kamera zu heiraten.“ Braut Sandra schmettert danach noch Helene Fischers „Unser Tag“ einwandfrei ins Mikro – am Samstag entscheiden die Zuschauer in einer Live-Abstimmung, welche drei Kandidaten gehen müssen.