Deutscher Comedypreis: Stars, Spott und Sieger in Köln

Dieter Nuhr moderierte den diesjährigen Comedypreis - und nahm noch einen Preis mit nach Hause.
Dieter Nuhr moderierte den diesjährigen Comedypreis - und nahm noch einen Preis mit nach Hause. Foto: DPA

Die Humor-Elite des Landes strömt nach Köln. Alljährlich im Oktober gibt es dort den Comedypreis. Über den Roten Teppich rauschen die altbekannten Stars. Den Preis bekommen auch immer dieselben. Trotzdem kein Déjà-vu: Hannelore Kraft und Thilo Sarrazin waren diesmal dabei.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Köln (dpa) – Die Gesichter sind die alten, die Gags aber neu: Im Kölner Coloneum haben sich die Stars der Komiker-Szene auch in diesem Jahr wieder zum Deutschen Comedypreis versammelt, um eine der begehrten Trophäen zu ergattern. Die Humor-Elite feierte und ehrte in der Gala wieder überwiegend gängige Größen wie Stefan Raab, Dieter Nuhr, Cindy aus Marzahn, Anke Engelke oder Mario Barth. Als Laudatoren sorgten etwa Johann König, Matze Knop oder Michael Mittermeier für satirische Leckerbissen. RTL wollte die am Vorabend aufgezeichnete Show mit den strahlenden Siegern in 15 Kategorien am Freitag ab 21.15 Uhr zeigen.

Der Deutsche Comedypreis 2010.
Der Deutsche Comedypreis 2010.
Foto: DPA

„Ich hoffe, Sie kennen die Witze noch nicht. Im Landtag sind Sie ja auch von Komikern umgeben“, begrüßte Dieter Nuhr als Moderator des Abends NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die im Publikum saß. Auch Oliver Welke, dessen „heute-show“ (ZDF) zum zweiten Mal als beste Comedyshow geehrt wurde, wandte sich direkt an die SPD-Frau: Ihm fehle ein politischer Gast der ersten Reihe für seine Satire. „Frau Kraft, wenn Sie da vielleicht jemanden kennen...?“ Der heftig umstrittene Thilo Sarrazin saß zwar nicht im Saal, war mit seinen markigen Thesen über angeblich minder intelligente Migranten aber präsent – Komiker antworteten ihm mit beißenden Spott.

Der Deutsche Comedypreis 2010.
Der Deutsche Comedypreis 2010.
Foto: DPA

Wuchtbrumme Cindy aus Marzahn, laut Jury zum zweiten Mal in Folge beste Komikerin, sorgte mit ihrem zeltähnlichen Kleid in Pink für Farbe, aber auch mit Sprüchen wie: „Ich laber einfach vor mich hin, mich kann eh keiner von der Bühne tragen.“ Dieter Nuhr verteidigte seinen Titel als bester Komiker und dankte dafür dem „großen Schöpfer“.

Der Deutsche Comedypreis 2010.
Der Deutsche Comedypreis 2010.
Foto: DPA

Annette Frier nahm zwei Trophäen mit – als beste Schauspielerin und für die beste Comedyserie „Danni Lowinski“ (Sat.1) – nur knapp eine Woche nach dem Erfolg der Serie beim Deutschen Fernsehpreis. Auch Anke Engelke räumte doppelt ab: Erneut mit „Ladykracher“ als bester Sketchcomedy – und gemeinsam mit Bastian Pastewka mit „Fröhliche Weihnachten“ (beide Sat.1), laut Jury die Nummer eins unter den Comedyevents.

Der Deutsche Comedypreis 2010.
Der Deutsche Comedypreis 2010.
Foto: DPA

Stefan Raab gehörte mit „TV total“ wie schon 2009 ebenfalls zu den Gewinnern. „Wow, das hat sich ja wieder gelohnt, dass ich mit der ganzen Jury in der Kiste war“, gab er alte und neue Sieger in der Kategorie beste Late Night zum Besten. Und stellte seine beiden wichtigsten Autoren vor: „Das sind die, die die Witze schreiben, für die ich dann immer verklagt werde.“ Christoph Maria Herbst („Stromberg“) freute sich über seine Kür zum besten Schauspieler.

Zu den Highlights des Abends gehörte Johann König, der gewohnt verwirrt vor sich hin stammelte – von Zahnseide, Fantasie und „einem ordentlichen Schuss Obstler ins Müsli“ als Geheimrezept für seine Sketch-Ideen. Die Jury ehrte ihn für sein TV-Soloprogramm „Johann König live! Total Bock auf Remmi Demmi“ (RTL). Tief bewegt stotterte König so was wie: „Respekt vor der Entscheidung“ und „ich danke mir als Autor“. In Form war auch Laudator Matze Knop, der als Lothar- Matthäus-Verschnitt bekannte: „Ich bin weltgewandt, ich bin Cosmoprolet“.

Für keine größere Überraschung sorgte die Vergabe der Trophäe an Mario Barth, der das Metall-Ei als erfolgreichster Live-Act nun schon zum sechsten Mal in Folge bekommt. Nicht aus alter Gewohnheit, sondern weil Barth die größten Hallen fülle und auch die meisten Zuschauer habe, betonte Nuhr. Neu auf der Coloneum-Bühne war dagegen Newcomer-Talent Dave Davis: Als dunkelhäutiger Toilettenmann Motombo Umbokko „verleiht er dem Kot Flügel“, lobte Bülent Ceylan, der die Nachwuchsauszeichnung 2009 erhalten hatte. Der Geehrte rief ins Publikum: „Da haut's mir die Pigmente aus dem Gesicht.“

Den Ehrenpreis bekommt TV-Komiker Herbert Feuerstein, für seine „überbordende Beklopptheit“, wie Laudator Pastewka sagte. „Ich bin noch zu jung“, befand der 73-Jährige, der mal selbst in der Jury gesessen hatte. Da lautete die erste Frage bei der Nominierung zum Ehrenpreis immer: „Wer lebt noch?“ und die zweite: „Wer lebt noch im Oktober?“, sagte er.

Zwei weitere Trophäen gingen an die TV-Komödie „Barfuß bis zum Hals“ (Sat.1) und an den Kinofilm „Zweiohrküken“ von Til Schweiger. Der Comedypreis wird seit 1997 im Rahmen des Kölner Comedy Festivals verliehen.

„Der Comedy-Boom wird weiter anhalten, denn es gehört zu unserem Menschsein dazu, über das Lachen, über den Humor Entspannung zu suchen“, sagte Medien-Forscherin und Comedy-Expertin Karin Knop am Rande der Gala. „Wir werden auch in Zukunft einen hohen Anteil an Comedy-Formaten im Fernsehen haben. Dabei wird es eine immer stärkere Spezialisierung auf Themen und Unterthemen geben“, glaubt die Forscherin von der Münchner Uni. „Was aber bedauerlich ist: Comedy ist noch immer eine Männerdomäne mit einem grob geschätzten Anteil von drei Viertel Männern und einem Viertel Frauen. Das ist wirklich schade.“