Zwentendorf

Der Film zum Atomkompromiss: „Restrisiko“ zeigt deutschen Super-GAU

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Aufräumarbeiten nach dem Beinahe-GAU im US-Kernkraftwerk Three Miles Island in Harrisburg, Pennesylvania im März 1979. Nur zwölf Tage vor dem Unfall lief der Film Das China-Syndrom an, der auf kritische Art und Weise einen fiktiven Vorfall in einem Kernkraftwerk beschreibt. Foto: US Government

Im stillgelegten österreichischen Atommeiler Zwentendorf ist wieder Betrieb: Sat.1 dreht dort vor Kernreaktor-Kulisse den Film „Restrisiko“ mit Ulrike Folkerts. Es geht um einen Super-GAU in einem alten Meiler in Deutschland, dessen Laufzeit verlängert wurde.

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Zwentendorf – Im stillgelegten österreichischen Atommeiler Zwentendorf ist wieder Betrieb: Sat.1 dreht dort vor Kernreaktor-Kulisse den Film „Restrisiko“ mit Ulrike Folkerts. Es geht um einen Super-GAU in einem alten Meiler in Deutschland, dessen Laufzeit verlängert wurde.

Deutschland macht den Atomausstieg rückgängig und beschließt die Laufzeitverlängerung seiner 17 Meiler. Die Stromkonzerne jubeln und beteuern die Sicherheit dieser Energieform. Dann passiert mit dem Super-Gau im alten Reaktor Oldenbüttel die größte Katastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik. Zwei Millionen Menschen müssen ihre Heimat verlassen. Etliche sterben.

Beim Sat.1-Film „Restrisiko“ ist die Fiktion von der Realität fast überholt worden. Nur wenige Wochen vor der aktuellen Atom-Einigung der Koalition in Berlin starteten die Dreharbeiten zu dem Streifen mit Ulrike Folkerts in der Hauptrolle über mögliche Probleme mit alten Atomkraftwerken. Die meisten Szenen werden im stillgelegten österreichischen Meiler Zwentendorf gedreht. „Restrisiko“ soll im Frühjahr ausgestrahlt werden.

„Wir sind quasi von der aktuellen Politik überrollt worden“, sagt Produzent Ivo Alexander Beck. Die Idee sei kurz vor der Bundestagswahl 2009 entstanden, man habe das Thema Atomkraft aufgreifen wollen. Dann brach die Diskussion in Berlin los: „Und auf einmal waren wir am Puls der Zeit – davon träumt man als Produzent.“ „Fernsehen, dass sich wieder einmischt“, nennt Beck das Projekt und steht klar zur politischen Aussage: „Der Film soll ja nicht für Panik sorgen. Aber man muss schon die Frage stellen, ob man 20 Jahre alte Meiler weiterbetreiben muss – wir finden eben Nein.“

Autoren, Produzent, Schauspieler – am Set in Zwentendorf sind sich alle in ihrer Ablehnung der Nuklearenergie einig. Einzige Ausnahme ist Johann Fleischer, Technischer Leiter von Österreichs erstem und einzigen Atomkraftwerk, das zum Milliardengrab wurde. Ende der siebziger Jahre mit deutscher Siemens-Technik nahe Wien erbaut, ging Zwentendorf nie ans Netz. Ein Volksentscheid verhinderte 1978 überraschend mit hauchdünner Mehrheit die Inbetriebnahme. Heute steht die Atomfreiheit Österreichs in der Verfassung und Zwentendorf ist nur noch Schulungsort oder eben Filmkulisse.

Ein folgenschwerer Fehler, findet Fleischer. „Bei einem Werk dieser Technik kann kein Super-Gau passieren“, sagt der Nukleartechniker. Er steht neben einem Sicherheitsventil nahe des riesigen Reaktorkerns, dass in „Restrisiko“ wegen einer schadhaften Schweißnaht platzt und die Katastrophe auslöst. Für die Dramatik ließen die Produzenten eine Handkurbel einbauen – normalerweise wird das elektronisch gesteuert.

Auch mit anderen Umbauten wie neuen Bildschirmen und Telefonen muss das alte Werk glaubwürdig ins 21. Jahrhundert transferiert werden. Fleischer gibt als Hausherr Hilfe und ist Ansprechpartner für alle technischen Details. Er freue sich, dass bei ihm mal so viel los sei und hat mit dem Katastrophenszenario keine Probleme: „Das kann ja nicht der Realität entsprechen, sonst wäre der Film ja urfad.“ Er vertraue der Technik völlig – nur durch Menschen könnten Fehler entstehen.

In „Restrisiko“ übernimmt Ulrike Folkerts als AKW- Sicherheitschefin die Rolle der Atombefürworterin – zunächst. Nach dem Gau riskiert die Mutter zweier Kinder ihr Leben, um die Ursache herauszufinden. „Das ist kein Katastrophenfilm, sondern ganz nah an der Realität“, findet Folkerts. Sie sieht Atomkraft als tickende Zeitbombe und hat sich schon als junge Schauspielschülerin an Aktionen dagegen beteiligt. „Wir können nicht warten, bis etwas schiefgeht, um etwas zu lernen“, sagt sie.

Miriam Bandar, dpa