Wissen Sie, was ich an diesem Wochenende eigentlich vorhatte? Mit Nachbarn und Freunden ein paar schöne Wanderstrecken im Spessart erkunden. Doch wie sagt ein altes Sprichwort? „Warum denn in die Ferne schweifen, ...“. Bewegung und frische Luft sind überall gesund, und wenn es um schöne Natur geht, braucht sich das Hammer Land ganz gewiss nicht zu verstecken – auch nicht vor dem bayerischen Spessart. Sollte es dafür noch eines Beweises bedurft haben, so lieferte diesen spätestens die Rundwanderung von Marienthal zum Beulskopf und zurück.
Mehr als 50 Frühaufsteher machen sich auf die zwölf Kilometer lange Strecke, die teilweise den Westerwald-Steig nutzt. Der Zufall würfelt eine bunte, gut gelaunte Wandererschar zusammen, vom 14-jährigen Schalke-Fan bis zur rüstigen Seniorin. Viele von ihnen sind wahre Wander-Enthusiasten, haben kaum einen der RZ-Wandertage in den Vorjahren versäumt.
Bestnoten verdient sich Wanderführer Rainer Düngen, assistiert von Heinz-Jürgen Steinhauer. Schon kurz nach dem Start beweist der Ortsbürgermeister von Heupelzen, dass er die Gegend kennt wie seine Westentasche: Am Bahnhaltepunkt Marienthal erläutert er den Wanderern, was es mit der drohenden Schließung auf sich hat und warum der Haltepunkt zum Beispiel aus touristischer Sicht so wichtig ist. Auch die übrigen Erläuterungen, etwa zur Waldbewirtschaftung oder zum Raiffeisenturm, machen die Sonntagswanderung zu einem Gewinn.
Weiter geht's über Wald- und Wiesenwege. Da die Wanderung quasi einmal rund um Hilgenroth führt, wundert es nicht, aus wie vielen Perspektiven man dieses kleine, geschichtsträchtige Örtchen erspähen oder zumindest erahnen kann. Und wenn es mal keinen Blickkontakt gibt, sind zumindest die Kirchenglocken zu hören.
Ein nicht nur mit Brennnesseln zugewachsener Waldweg macht es notwendig, kurzzeitig den asphaltierten Verbindungsweg von Hilgenroth nach Beul zu nutzen – und prompt kommt es zu Begegnungen mit ein paar Autos. Aber kein Problem, dank gegenseitigem Verständnis und Schritttempo. Weitaus ungemütlicher ist kurz darauf die Begegnung mit den Ausläufern von Tief Quirin. Kurz gesagt: Was der Wetterbericht als „gelegentliche Schauer“ angekündigt hatte, prasselt mit aller Macht vom Himmel. Darunter leidet sogar die Rast am Beulskopf. Angesichts der eingeschränkten Fernsicht gönnen sich nur wenige den Turmaufstieg über 177 Stufen.
Andererseits gibt der Regen auch eine sehr praxisnahe Antwort. Lautete eingangs die eher akademische Feststellung noch „Wandern mit Stöcken geht, mit Schirm gar nicht“, so springen hernach die tragbaren Regenabweiser in fast allen Farben auf. Ein Schauspiel, das sich mehrfach wiederholt: Kaum sind die Schirme geöffnet und die Jacken angezogen, ist es auch schon wieder trocken und warm. Nervfaktor hoch! Elmar Hering