Mainz

Kampagne soll Kinder in die Vereine locken: Corona sorgt für Mitgliederschwund

Trotz trockenem Wetter ist kein Mensch auf diesen Tennisplätzen zu sehen (Luftaufnahme mit einer Drohne). Infolge des Corona-Lockdowns dürfen viele Sportarten bis auf weiteres nicht ausgeübt werden.
Trotz trockenem Wetter ist kein Mensch auf diesen Tennisplätzen zu sehen (Luftaufnahme mit einer Drohne). Infolge des Corona-Lockdowns dürfen viele Sportarten bis auf weiteres nicht ausgeübt werden. Foto: picture alliance/dpa | Boris Roessler

Dass das Corona-Jahr 2020 gravierende Spuren bei den rheinland-pfälzischen Vereinen sowie den Fachverbänden hinterlassen würde, war klar. Die aktuelle Bestandserhebung des Landessportbundes (LSB) unterfüttert dies nun mit Zahlen, Daten und Fakten. Genau 1.344.127 Mitgliedschaften meldeten die 5931 Mitgliedsvereine ihrem Dachverband. Dies sind genau 54.093 Vereinsmitgliedschaften weniger als ein Jahr zuvor und entspricht einem historischen Rückgang von 3,87 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Prozentwert entspricht ziemlich exakt auch dem nationalen Vergleich – der DOSB spricht von rund einer Million weniger Vereinsmitgliedschaften. In der Bestandserhebung sind alle Vereinsmitgliedschaften zum Stichtag 1. Januar 2021 erfasst.

Lesezeit: 1 Minute
Anzeige

„Der organisierte Sport bleibt in Rheinland-Pfalz eine unverzichtbare gesellschaftliche Kraft, hat aber die Corona-Auswirkungen – wenig überraschend – deutlich zu spüren bekommen“, kommentiert LSB-Präsident Wolfgang Bärnwick die aktuellen Zahlen. Erfreulich aus Sicht des Verbandes: Zahlreiche Sportvereine haben während der Pandemie mit alternativen Konzepten ihren Mitgliedern Angebote unterbreitet, Online-Übungsstunden oder -Seminare sind vielerorts selbstverständlich geworden. Nicht zuletzt aufgrund der komplett weggefallenen Neuanmeldungen in den Vereinen – etwa für Kursangebote – ist allerdings die Gesamtzahl so tief wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. 1992 hatten die Statistiker 1,337 Millionen Mitglieder im organisierten Sport in Rheinland-Pfalz ermittelt. „Angesichts der fortgesetzten Einschränkungen könnte es sein, dass sich diese Entwicklung im zweiten Quartal 2021 noch weiter verschärfen wird“, konstatiert auch Monika Sauer, Präsidentin des weiterhin mitgliederstärksten Sportbund Rheinland.

Alarmierend sind insbesondere die Rückgänge im Kinder- und Jugendbereich. Auffällig ist, dass der Großteil des Mitgliederrückgangs – nämlich mehr als 30.000 Mitgliedschaften – im Altersbereich von null bis 18 Jahren zu verzeichnen ist. „Die Zahlen zeigen ein besorgniserregendes Bild, hier müssen wir mit einer Kampagne ansetzen, Vereine und Familien unterstützen, dass die Kinder und Jugendlichen wieder schnell den Weg in die Sportvereine finden“, sagt LSB-Hauptgeschäftsführer Christof Palm.

Fast 60 Prozent der Vereine sind im vergangenen Jahr geschrumpft, bei 10 Prozent sind die Zahlen konstant geblieben – aber 30 Prozent konnten sogar Mitglieder hinzugewinnen. Die Vereinsgröße spielt dabei eine entscheidende Rolle. Häufig mit eigenen Sportstätten und fest angestellten Mitarbeitenden ausgestattet, leiden Großsportvereine nicht nur finanziell stärker unter der Krise als andere. Sie sind darüber hinaus auch überproportional stark von Mitgliederverlusten betroffen. Während kleinere Vereine (bis 100 Mitglieder) im Schnitt 0,5 Prozent verlieren, was nahezu der Entwicklung der Vorjahre entspricht, kann man sagen: je größer der Verein, desto größer der prozentuale Verlust. Die Großvereine (mehr als 1000 Mitglieder) sind mit 6 Prozent im Schnitt dabei – in Einzelfällen auch bis zu 15 Prozent Verlust.