Klasse 8 - Handball
Zweite Heimniederlage: TVN verpasst den Moment für die Wende

Sven Gaubatz (am Ball) musste aufgrund der fehlenden Spielpraxis von Tino Stumps die Rolle des Spielmachers übernehmen und löste sein Aufgabe recht ordentlich. Foto: Harry Braun

mrz

Kein Teaser vorhanden

Dritte Liga – Es wird eine schwere Saison für den TV Nieder-Olm, und es dürfte fast die komplette erste Halbserie dauern, bis sich der Aufsteiger aus Rheinhessen an die Gepflogenheiten in der nach der Reform qualitativ extrem verdichteten Südgruppe der Dritten Handball-Bundesliga angepasst hat.

Die Mannschaft der Trainerduos Udo Henß und Michael Rink verlor auch sein zweites Heimspiel der Saison und steht nach dem 28:34 (14:16) gegen den Vorjahresachten SG Köndringen-Teningen nach drei Spieltagen noch punktlos am Tabellenende.

Zu viele technische Fehler

Obwohl die Gastgeber diesmal sogar höher verloren als zum Saisonauftakt gegen den Ex-Zweitligisten TSG Groß-Bieberau (27:32), war Michael Rink weder mit der Abwehr noch mit dem Angriff gänzlich unzufrieden. „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, sagte Rink. „Sie hat gut gekämpft, ist aber für ihren Einsatz nicht belohnt worden, weil sie in den entscheidenden Phasen immer wieder zu viele technische Mängel gezeigt hat.“ Die Statistik der technischen Fehler spricht Bände: 15 auf Seiten der Nieder-Olmer, nur zwei auf Seiten der vom frühen dänischen Nationalcoach Ole Anderson trainierten Breisgauern.

„Wir hatten etwas Angst vor diesem Spiel“, sagte Anderson. „Denn die Nieder-Olmer hatten gegen Groß-Bieberau 40 Minuten prima mitgehalten.“ Doch taktisch waren die Gäste auf die damals gezeigten Stärken der Nieder-Olmer hervorragend eingestellt, kannten die Wege von Jörn Laufersweiler, schirmten ihn auf Rückraum links von Beginn an ab und konnten es schließlich über die gesamte Strecke von 60 Minuten verkraften, dass diesmal Michael Kundel auf halbrechts mit sechs Toren zum gefährlichsten Olmer Schütze avancierte.

Somit war Anderson rundum zufrieden und freute sich über das ihm gereichte Getränk in der Pressekonferenz. „In den mittleren zehn Minuten des Spiels hatten wir nochmals einige Bedenken. Aber die Nieder-Olmer haben den Moment der Wende verpasst.“

Der TVN brauchte eine Viertelstunde, um nach einem schnellen Rückstand (3:6, 9.) ins Spiel zu finden und ging nach 19 Minuten das erste und einzige Mal in Führung: 8:7. Danach führten immer wieder die Gäste, die viele leichte Tore aus dem Rückraum warfen und über ihre beiden Kreisläufer Markus Wenning (4) und Peter Sögaard (5) sowie ihren Vorjahresbesten (136/42) Christian Hefter, der auf der Rechtsaußenposition auf eine Ausbeute von 8/2 kam, immer wieder erfolgreich waren. Nur zweimal gelang dem TVN nochmals ein Ausgleich (12:12, 26. und 18:18, 37.). Und in den entscheidenden Phasen im letzten Drittel des Spiels, als die Mannschaft abermals am Ausgleich schnupperte (20:21, 40. und 26:28, 52.), da zeigte sie eine schwache Ausbeute im Überzahlspiel. „Daran müssen wir noch arbeiten“, sagte Rink.

Er musste zusehen, wie der frühere Kirchzeller und Ex-Wetzlarer Gerald Sandu im Tempogegenstoß – auch eine häufige Waffe der Gäste – das 26:29 markierte und wie anschließend ein offensichtliches Stürmerfoul von Martin Hirling nicht geahndet wurde und der Mittemann der Gäste ungehindert das 26:30 werfen durfte (54.). Danach war der Widerstand der stets motivierten Nieder-Olmer gebrochen, die Gäste brachten die Führung sicher über die Zeit.

Wieder ein Schritt nach vorne

„Wir sind in dieser Liga, um zu lernen“, sagte Rink, „und das heute war für mich trotz der Niederlage auch wieder ein Schritt nach vorne. Klar, wir hatten uns hier etwas ausgerechnet und haben dann alles in allem nur gut 50 Minuten mitgehalten. Aber das sind immerhin zehn Minuten mehr als vor zwei Wochen gegen Groß-Bieberau. Wir erzielen unsere Tore eben nur durch kraftraubendes Spiel und haben dabei zu viele Fehler produziert. Aber wir haben den Gegner geärgert. Er musste fast die komplette Spielzeit seine besten Sechs aufbieten, um uns Paroli bieten zu können.“

Die Nieder-Olmer hatten sich wieder einmal viel vorgenommen. Rink: „Aber es ist immer schwierig, alles umzusetzen auf der Platte.“ Viele Faktoren führten zu der Niederlage. Zu den bereits genannten kam auch das mangelnde Tempogegenstoßspiel und die Tatsache, dass bei dem lange verletzten Capitano Tino Stumps die eingespielten Mechanismen noch nicht so funktionieren wie früher. Dass Sven Gaubatz in der Mitte eine gute Partie ablieferte und Keeper Torsten Eichhorn wieder 15 schwere Bälle hielt, darunter zwei Siebenmeter, mag da für die Zukunft zumindest ein wenig trösten. Vielleicht auch die Aussage von Anderson: „Nach einem ersten Sieg werden die Nieder-Olmer sicher ihren Weg gehen.“ Wohin der wohl führen wird?

Armin Franz