Klasse 11 - Ringen
Zwei Überraschungen: Seyran Simonyan und Stefan Gheorghita

Seyran Simonyan (rot) zeigte gegen den Köllerbacher Tomasz Swierk seine Klasse mit schnellen Bewegungen und sensationellen Griffen.

Bernd Eßling

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Bundesliga – Der Coup war dem ASV Mainz 88 gelungen. Auf der Mannschaftsaufstellung der 88er tauchten beim Heimkampf zum Auftakt der Ringen-Bundesliga zwei Namen auf, mit denen kaum einer gerechnet hatte. Wohl auch nicht der Gegner KSV Köllerbach.

Seyran Simonyan war wohl nur Experten bekannt. Der Russe war im vergangenen Jahr einmal in den Medien aufgetaucht, weil er aus dem Aufgebot seines Landes für die EM in Baku gestrichen worden war. Angeblich war eine Operation der Grund für die Nichtnominierung. Doch da auch ein anderer Greco-Ringer mit armenischem Namen nicht berücksichtigt wurde, liegt die Vermutung nahe, dass die Russen die aserbaidschanischen EM-Gastgeber, die mit Nachbar Armenien über Kreuz liegen, nicht brüskieren wollten. „Den haben wir aus dem Hut gezaubert“, verkündete 88-Trainer Baris Baglan grinsend. „Wo wir den herhaben, verraten wir natürlich nicht. Wir haben ein ganz gutes Netzwerk. Ich habe noch gute Kontakte aus meiner Zeit als Aktiver. Es freut mich, dass der Joker gleich so gut eingeschlagen hat.“ Auch Professor Eckhart Pick hatte seinen Spaß an der gelungenen Überraschung. „Den haben wir so lange wie möglich in der Hinterhand gehalten“, sagte der ASV-Chef. „Erst in dieser Woche haben wir die Dinge geklärt. Da haben wir einen guten Griff getan. Der Trainer hatte ein gutes Händchen.“

Das sahen die Zuschauer genauso. Simonyan erhielt vom Publikum nach seinem Sieg in der 66-Kilo-Klasse über Tomasz Swierk den stärksten Applaus. In allen drei Runden hatte es nach anderthalb Minuten 0:0 gestanden. Im ersten Durchgang musste der Köllerbacher in die Bodenlage. Simonyan drehte ihn durch und sicherte sich die Runde. Im zweiten war die Ausgangslage umgekehrt. Doch Swierk konnte keinen Griff ansetzen und verlor erneut. In der dritten Runde musste der Mainzer Zugang wieder aktiv werden. Diesmal begnügte er sich nicht mit einem Durchdreher. Er setzte noch weitere Punkte drauf. „Da hat er noch mal ein unheimliches Ding ausgepackt mit dem Heber“, schwärmte Baglan. „Er hat unheimlich viel Potenzial.“

Doch noch eine schnelle Einigung

Die zweite Überraschung war Stefan Gheorghita, der in der 84-Kilo-Klasse im Freistil antrat. Gheorghita hatte zwar schon in den vergangenen beiden Jahren für die 88er gerungen. Doch über eine Weiterbeschäftigung – so hieß es im Vorfeld des Kampfes – sei man sich nicht einig geworden. Es wurde kolportiert, die Mainzer wollten die WM abwarten, um ihn dann für etwas weniger Geld wieder auf die Matte zu locken. Doch Gheorghita gab schon am Samstag seinen erfolgreichen Saisoneinstand. „Er war ja nicht gewechselt“, erläuterte Pick. „Als wir erfahren haben, dass er noch frei ist, haben wir ihm ein Angebot gemacht. Er wollte es sich überlegen.“

Dass die Überlegung zu einer Zusage schon für den ersten Kampf führte, mag auch an einer Nachbesserung von Seiten der Mainzer gelegen haben. Dementieren wollte Pick das nicht. „Wir haben uns auf einer sehr vernünftigen Basis geeinigt“, sagte der Vorsitzende. „Es war auch für uns eine Überraschung, dass er noch vor der WM für uns frei war.“ Trainer Baglan ist dankbar dafür, dass die Sache mit Gheorghita noch geklappt hat. „Ich hatte mit ihm immer ein gutes Verhältnis und war ja auch entscheidend daran beteiligt, als wir ihn einst nach Mainz geholt haben“, sagte Baglan, der betonte, dass die „vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit mit Pick“ in solchen Fällen natürlich „extrem hilfreich“ ist. Gert Adolphi