Mehr als 150 Plakate hat die AfD durch Zerstörung oder Diebstahl abschreiben müssen. Im Raum Andernach waren 70 Plakate, in Bendorf und Mülheim-Kärlich 40 und in Spay und Bassenheim ebenfalls 40 Plakate der Partei betroffen. „Wenn wir circa 5 Euro inklusive des Aufwands der Anbringung und gegebenenfalls der Ersetzung beziehungsweise Entsorgung pro Plakat rechnen, haben wir momentan einen Schaden von etwa 750 Euro“, rechnet Thomas Damson, AfD-Kreisvorsitzender MYK, vor.
In Koblenz hat die Partei auch auf diese Weise einstecken müssen. „Viele Plakate sind in Rübenach und Metternich verschwunden“, sagt Carsten Dittmann, Direktkandidat im Wahlkreis 198. Horst Knopp, AfD-Fraktionschef im Kreistag, hat registriert, dass zwischen Moselweiß und dem BWZK „sämtliche Plakate gestohlen oder zerstört worden sind“. Schwerer als der Verlust wiegt für Damson die „antidemokratische Verletzung der Chancengleichheit der Parteien durch Verzerrung des Wettbewerbs“.
Dies sehen im Prinzip alle Parteien so. In Plaidt ist Ortsbürgermeister Peter Wilkes (CDU) einen ungewöhnlichen Weg gegangen. Ihm schwoll der Kamm, nachdem er die Zerstörung in seinem Ort „in Nacht-und-Nebel-Aktionen“ gesehen hatte. Und setzte prompt 500 Euro für die Ergreifung der Täter aus. Wilkes: „Diese Taten verstoßen gegen alle demokratischen Spielregeln.“ Ihm kommt die Zerstörungswelle „gefühlt stärker als sonst“ vor. Was Florian Wagner, CDU-Referent in der Kreisgeschäftsstelle in Andernach, nicht bestätigt.
Alle Parteien betroffen, besonders CDU und SPD
Die Zerstörungen hätten im Vergleich zur Wahl 2017 nicht zugenommen, allerdings wohl zur Landtagswahl im Frühjahr. Insbesondere die Bundestagsabgeordnete und Kandidatin der CDU, Mechthild Heil, war wie 2017 Zielscheibe von massiven Angriffen aus der rechten Szene. Am Mendiger Lava-Dome wurde eine Großfläche der Bundespartei mit Hakenkreuzen beschmiert, ebenso im Elztal an der Abzweigung nach Weiler. Etwa 20 Plakate wurden in der Stadt Polch mit Hakenkreuzen besprüht. In Andernach wurden sowohl Großplakate mit dem Konterfei von Mechthild Heil und dem SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz mit Hitlerbärtchen verunziert. Aus einem Großplakat wurde das Gesicht der Andernacherin herausgetrennt, die im Übrigen in Facebook übel beleidigt wurde. In Mayen wiesen, so CDU-Referent Wagner, Aufkleber auf die Querdenkerszene hin.
Auch linke Sektierer hätten ihre Spur hinterlassen. Betroffen waren auch die Grünen: Sie fanden in Andernach zerstörte Plakate vor. MYK-Sprecherin Sabine Granzow sagt: „Vom finanziellen Gesichtspunkt her ist der Schaden verkraftbar, aber die Sachbeschädigung ist trotzdem mehr als ärgerlich.“ Zum einen sei es Aufgabe der Parteien, über Programm und Kandidaten zu informieren, zum anderen stecke ein erheblicher personeller Aufwand in der Plakataktion. In Koblenz wurden 30 Plakate der Grünen zerstört, darunter 13 in den Rheinanlagen. Eine große Tafel in Rhens fiel Vandalen zum Opfer.
Bisher hat es Strafanzeigen zu Diebstählen und Beschädigungen im „unteren zweistelligen Bereich“ gegeben, wie Lars Brummer, Pressesprecher im Polizeipräsidium, mitteilt. Allerdings liege die Zahl der beschädigten Plakate deutlich höher, zumal oftmals gleich mehrere Plakate beschädigt worden seien. Die Polizei habe einige Tatverdächtige ermittelt, da sie auf frischer Tat erwischt oder von Zeugen benannt werden konnten. Sie erwartet bei Verurteilung ein saftiges Urteil – und die Begleichung des Schadens.