Mainz
Zahl der über 100-Jährigen steigt: Frauen schaffen es eher

Hände, die Geschichten erzählen können. Immer mehr Menschen werden sehr alt.

dpa/Archivbild

Mainz - Sie haben ihre Kindheit zu Zeiten Kaiser Wilhelms II. verbracht. Sie erlebten ihre Jugend in der Weimarer Republik, danach die finstere Nazizeit. Sie er- und überlebten zwei Weltkriege, um dann tatkräftig zum Wiederaufbau nach 1945 beizutragen: Die Mainzer, die 100 und mehr Jahre alt sind. Eigentlich sind es Mainzerinnen, denn im dreistelligen Bereich tummeln sich mehr Frauen als Männer.

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Mainz – Sie haben ihre Kindheit zu Zeiten Kaiser Wilhelms II. verbracht. Sie erlebten ihre Jugend in der Weimarer Republik, danach die finstere Nazizeit. Sie er- und überlebten zwei Weltkriege, um dann tatkräftig zum Wiederaufbau nach 1945 beizutragen: Die Mainzer, die 100 und mehr Jahre alt sind. Eigentlich sind es Mainzerinnen, denn im dreistelligen Bereich tummeln sich mehr Frauen als Männer.

Erst im September feierte Rosalina Röseler in Gonsenheim ihren 107. Geburtstag. Sie wurde 1903 geboren und ist die älteste Mainzerin. Es gibt immer mehr Ältere in Mainz und die werden immer älter.

Laut jüngster Statistik der Stadtverwaltung von Ende Oktober gibt es 56 Menschen in Mainz, die 100 und mehr Jahre alt sind. Neben Rosalina Röseler gibt es noch eine alte Dame des Jahrgangs 1904. Es lebt dagegen nur noch ein Mann des Jahrgangs 1906 gegenüber zwei Frauen. 1905 Geborene leben gar keine mehr in Mainz. Vom Jahrgang 1907 gibt es noch vier Mainzerinnen aber keinen Mainzer mehr.

Aus dem Jahr 1908 leben sogar noch sieben Mainzerinnen jedoch nur zwei Mainzer. Und der Jahrgang 1909 wird noch von zehn Frauen und drei Männern repräsentiert. Genau 100 Jahre alt, also Jahrgang 1910, sind derzeit 25 Mainzer. Und davon sind 23 Frauen. „Die Frauen werden einfach älter. Und je höher das Alter, desto extremer deutlicher ist der Unterschied zu den Männern“, stellt Stadtsprecherin Ellen König fest.

Ehrensache, dass ab dem 100. Geburtstag ein Offizieller der Stadt zum Gratulieren kommt: Oberbürgermeister, Bürgermeister, Dezernent oder Ortsvorsteher. Die gratulieren dann im Namen der Stadt Mainz und des Landes Rheinland-Pfalz, in dem sie auch die Glückwünsche des Ministerpräsidenten überbringen.

„Wir bekommen in der Regel Nachricht von den Altenheimen, Angehörigen oder den Ortsverwaltungen“, erklärt König. Zuständig für die Gratulationsbesucche ist das Protokoll des Amts für Öffentlichkeitsarbeit. „Es wird aber immer in alle Richtungen abgeklopft, ob diese Besuche auch tatsächlich von den Jubilaren erwünscht sind.“ Es gebe schließlich auch bettlägerige oder demenzkranke Hochbetagte.

Ab dem 80. Geburtstag besucht etwa Ortsvorsteherin Sabine Flegel ihre Gonsenheimer, die eine runde Jahreszahl feiern. „Der demografische Wandel ist unübersehbar: Früher hatte ich 30, heute habe ich bis zu 70 solcher Gratulationstermine im Monat. Goldene Hochzeiten inbegriffen“, berichtet sie. Denn auch diese nähmen seit einigen Jahren deutlich zu. In den 50er-Jahren wurde viel geheiratet. Und das erklärt sich Flegel unter anderem damit, dass Frau und Mann in jenen Jahren noch verheiratet sein mussten, um eine eigene Wohnung beziehen zu dürfen. Stichtag, um die Heirat nachzuweisen, war der 31. Dezember. „Deshalb kam es einmal vor, dass ich an Heiligabend vier Goldene Hochzeiten zu besuchen hatte“, erinnert sie sich.

Jochen Dietz