Koblenz – Komödien, zumal wenn sie im Bereich des Boulevards spielen, leben von Verwechselungen. Ein Mann, der zwischen zwei Frauen hin und her springt, ist dabei schon eine gute Grundlage: Ein Diener zweier Damen hat es immer schwer. Im Konradhaus feierte nun mit der Komödie „Das perfekte Dreieck“ von Arieh Chen ein Stück Premiere, das diese Ausgangslage noch steigert. Hier pendelt der Ehemann (Mario Specht) nicht nur zwischen Gattin (Michaela Jubelius) und Geliebter (Sandra Walter), sondern auch noch zwischen verschiedenen sexuellen Ausrichtungen. Denn als Notlüge hat er seiner Frau erzählt, dass er sie mit einem anderen Mann (Fabian Pfeffer) betrüge.
Regisseurin Annika Woyda erzählt die Geschichte vom Ehebrecher, der notgedrungen auch noch einen Homosexuellen mimen muss, konsequent in zwei Parallelwelten. Auf der rechten Seite der Bühne befindet sich der edle Salon der reichen Gemahlin, auf der linken Seite das eher ärmliche und gleichfalls chaotische Atelier der Geliebten. Als die Ehefrau erfährt, dass ihr Gatte sie im Atelier betrügt, kommen sich diese Parallelwelten allerdings sehr schnell ins Gehege.
Bis hierhin ist an der Komödie „Das perfekte Dreieck“ noch nichts Besonderes. Von gängigen Handlungssträngen des Boulevards abzusetzen vermag sie sich durch das Spiel mit der Sexualität. Denn die Ehefrau kauft ihrem Mann nicht nur die Notlüge ab, er sei schwul, sie unterstützt ihn auch noch dabei.
Dieses Verwirrspiel um die eigene sexuelle Orientierung steht und fällt mit der Besetzung der Hauptrolle. Mario Specht ist sie wie auf den Leib geschrieben. Von Szene zu Szene leidet er mehr darunter, dass er einen Schwulen spielen muss und sich mit Ausflüchten immer deutlicher zu seiner nicht vorhandenen Homosexualität bekennen soll. Wenn er seiner „Notlüge“, dem Nachbarn seiner Geliebten, am liebsten an die Gurgel gehen würde, dann erinnern Spechts Gesichtszüge sogar ein bisschen an den französischen Komiker Louis de Funès. Glänzend zur Seite steht ihm dabei Michaele Jubelius. Mit eiskaltem Intellekt spielt sie eine Ehefrau, die das angeblich homosexuelle Verhältnis sehr schnell durchschaut hat, es aber nutzt, um den Gatten wie eine Marionette nach ihrem Willen zu lenken. Dass Regisseurin Woyda beide Rollen – hier den Macho, dort die fast aristokratisch wirkende Gemahlin – ins Extrem übersteigert, ist der Komödie äußerst hilfreich. Diese Übertreibung wäre am Anfang auch für die „Notlüge“ passend gewesen. Fabian Pfeffer lässt seinen angedichteten Partner zwar gekonnt zappeln. Doch das Klischee, das über Homosexualität herrscht, wäre im Sinne des Boulevards sicher noch auszureizen gewesen. Der äußerst witzigen und insgesamt gelungenen Darstellung tut dies allerdings keinen Abbruch. Peter Karges
Karten: Tel. 0261/973 055