Wirtschaftsjunioren fühlten Direktkandidaten von CDU, SPD, Grünen und FDP im Wahlkreis Montabaur auf den Zahn
Wirtschaftsjunioren fühlten Kandidaten auf den Zahn: Welche Partei hat die besten Ideen für die Wirtschaft?
Unter Moderation von Tobias Blankenagel (Mitte) vom Vorstand der Wirtschaftsjunioren diskutierten in Montabaur (von links) Andreas Nick (CDU), Torsten Klein (Grüne), Tanja Machalet (SPD) und Dennis Sturm (FDP). Foto: Markus Müller
Markus Müller

Kurz vor der Bundestagswahl fühlten auch die Wirtschaftsjunioren Westerwald-Lahn einigen Direktkandidaten im Wahlkreis Montabaur auf den Zahn. Wer jetzt dachte, dass ihm mit der analogen wie digitalen Podiumsdiskussion die Entscheidung für einen Bewerber erleichtert wird, wurde enttäuscht.

Das ist jetzt aber nicht negativ gemeint, sondern alle vier anwesenden Parteivertreter überzeugten durch ihre Kompetenz in wirtschaftlichen Fragen wie auch im Klimaschutz und bei der Mobilität. Aber eben auch nicht immer, wie zwischendurch immer wieder aufblitzte. Am „Politischen Gespräch“ im Restaurant Roundabout in Montabaur nahmen die Wahlkreiskandidaten Torsten Klein (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Tanja Machalet (SPD), Dr. Andreas Nick (CDU) und Dennis Sturm (FDP) teil.

Mobilität: Hier muss sich laut Torsten Klein noch sehr viel verändern, was beim Öffentlichen Personennahverkehr beginnen müsse. Auch bei der eigentlich kommunalen Aufgabe, mehr Radwege zu schaffen, sei der Bund in der Pflicht, weil sonst der Ausbau nicht funktioniert. Andreas Nick setzt auf Lösungen, die sich am Bedürfnis der Bürger in der Region orientieren.

Das könnten vernetzte flexible Angebote sein. Und auch im Westerwald sei in Zukunft autonomes Fahren ein Thema. Dennis Sturm warnte davor, zum Beispiel bei der Elektromobilität nur die Nischen im Blick zu haben. Für die Mehrheit der Bürger seien zum Beispiel die aktuellen E-Autos meist viel zu teuer. Das sah auch Tanja Machalet so, die insbesondere den ÖPNV ausbauen will und hier auf die neuen Linienbündel in der Region setzt. Aber auch im zum Teil schon funktionierenden E-Car-Sharing sieht sie ein Modell für die Zukunft.

Klimawandel: Bei neuen technologischen Entwicklungen in Sachen Klimawandel sei die Industrie oft schon weiter als die Politik, stellte Nick selbstkritisch fest. Und auch heimische energieintensive Betriebe gelte es nicht einfach zu verdrängen, weil dann die Produkte unter anderen Bedingungen von ganz anderen Orten kämen. Machalet stellte dazu fest, dass es nicht allzu viele Firmen in der Region gibt, die sich noch nicht mit dem Klimaschutz auseinandersetzen.

Als Klein sich dafür aussprach, in der Mobilität nicht auf den in der Herstellung zu energieaufwendigen Wasserstoff zu setzen, zog Sturm eins seiner Veto-Kärtchen: Es sei überhaupt nicht Aufgabe der Politik vorzuschreiben, welcher Kraftstoff verwendet wird. Hier gebe es noch große Differenzen zwischen der FDP und den Grünen.

Zukunft der Wirtschaft: Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung sieht Sturm gar die Koalition der FDP mit anderen Fragen komplett infrage gestellt, wenn Steuererhöhungen geplant werden. „Die sind mit uns nicht zu machen.“ Klein stellte die Frage, warum denn zum Beispiel auf Kerosin oder Flugtickets keine Steuern erhoben werden. Den wesentlichsten Faktor für eine starke Entwicklung von Deutschland sieht man parteiübergreifend in ausreichend und qualifizierten Arbeitskräften.

Hier brachen Sturm und Machalet eine Lanze für die duale Berufsbildung. Schon jetzt würde zu viel studiert. Die Sozialdemokratin sieht zum Beispiel bei der Frauenerwerbstätigkeit noch Luft nach oben. Und auch Nick regte hier mehr Einsatz, auch der Eltern von Schülern, an, weil die demografische Veränderung in den nächsten fünf bis zehn Jahren gewaltig zuschlage.

Breit diskutiert wurde am Ende nach einer Frage aus dem Publikum noch die Rolle Deutschlands in der Welt. Hier setzen die Politiker quer über Parteigrenzen hinweg und mit Blick auf Entwicklungen zum Beispiel in China auf ein starkes Europa. „Hier müssen wir gemeinsam als agieren“, gab Machalet den Kurs für eine wie auch immer zusammengesetzte neue Bundesregierung vor. Nick warnte davor, das Thema Sicherheit nicht zu vergessen.