Mainz – Sie wollen Kindern die Angst vor dem Arzt nehmen: Rund 100 Medizinstudierende arbeiten zwei Tage in der Teddyklinik auf dem Domplatz.
Kein Wunder, dass der Eisbär Schnupfen hat. Über den Domplatz weht ein kalter Wind, zerrt an den Zelten, in denen Dr. Miriam Dornröschen, Dr. Matze Panda und ihre „Kollegen“ kleine Patienten behandeln. Für zwei Tage macht die Teddyklinik auf dem Domplatz Station, zum elften Mal organisiert von der Fachschaft Medizin der Universitätsmedizin.
Rund 100 Medizinstudierende engagieren sich hier in ihrer letzten Semesterferienwoche, um Kindern die Angst vor einem Arztbesuch oder Krankenhausaufenthalt zu nehmen – und nebenbei den Umgang mit Patienten zu üben.Den haben sie nämlich in ihrem Studium zu wenig. „Der Kontakt zu Patienten findet leider immer noch nur sehr eingeschränkt statt“, sagt Prof. Peter Brockerhoff, Prodekan für Studium und Lehre der Universitätsmedizin. Besserung ist in Sicht, etwa durch die neue Approbationsordnung oder durch die uniinterne Förderung neuer Unterrichtsformen mit mehr Patientenbezug oder problemorientiertem Lernen. Davon wissen Paula, Aishe und Tim nichts. Sie stehen mit Eisbär, Teddy und Fuchs an der „Anmeldung“. Ihre Diagnosen: Der Eisbär ist erkältet, der Teddy hat sich am Fuß verletzt, der Fuchs hat Asthma. Auf ihre Behandlung müssen sie wie im wirklichen Leben warten. Schließlich werden an zwei Tagen rund 1000 kranke Kuscheltiere versorgt. Finanziert wird die Aktion ausschließlich von Sponsoren.
Wenn Dr. Miriam Dornröschen (die eigentlich Knab heißt und zum achtköpfigen Organisationsteam gehört) oder eine ihrer Kolleginnen Zeit haben, gehen sie mit dem Patienten ins Behandlungszelt. Abhören, in Hals und Ohren schauen, röntgen (per Schreibtischlampe), spritzen, verpflastern und verbinden: Alles wird den Kindern am Kuscheltier erklärt. Sie beobachten, fragen nach, helfen mit. Bei „schlimmen“ Verletzungen wird operiert: Im OP-Zelt sitzen die künftigen Ärzte in blauen Kitteln, nähen Nähte zu und Knöpfe an, befestigen Augen oder Ohren, messen Blutdruck und beatmen die kuscheligen Patienten. Zum Schluss gibt's Medizin im Apothekenzelt (Antischmerz- oder Bauchwehwegbärchen zum Beispiel). Paula, Aishe und Tim sind sicher: Vor dem nächsten Arztbesuch haben Eisbär, Teddy und Fuchs viel weniger Angst.
Irmela Heß