Skeletonpilotin Jacqueline Lölling über das Leben im Weltcupzirkus in Zeiten der Corona-Pandemie
Wenn das Messen der Temperatur Normalität wird: Skeletonpilotin Jacqueline Lölling über das Leben im Weltcupzirkus in Zeiten der Corona-Pandemie
Die neue Normalität im Profisport: Maske und Abstand gehören auch für Jacqueline Lölling (Mitte) und alle anderen Wintersportler dazu. Foto: BSD/Viesturs Lacis
BSD/Viesturs Lacis

Innsbruck-Igls/Brachbach. Es klingt vor allem eines durch, wenn Jacqueline Lölling über ihr Leben als Profisportlerin in Zeiten der Corona-Pandemie spricht: eine gehörige Portion Demut. Wo bei der Gelddruckmaschine Fußball genau das Gegenteil zu beobachten ist, sind es gerade die Sportarten am Rande, die eher leisere Töne anschlagen. Und das, obwohl sich auch hier die Athleten in einem extremen Spannungsfeld bewegen. Denn gerade im harten Lockdown wäre es nur allzu vernünftig, einfach zu Hause zu bleiben und nichts zu tun. Doch der Beruf eines Profis ist es nun mal, seinem Sport nachzugehen und dafür zu reisen.

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„Corona beeinflusst die Lage wie bei allen anderen, wobei wir uns nicht beschweren dürfen“, sagt Lölling, für die am heutigen Freitag (ab 13.30 Uhr) das vierte Rennen im Skeleton-Weltcup ansteht. Und die 25-Jährige macht deutlich, warum sie dankbar dafür ist, ihren Job ausüben zu dürfen. „Wir sind in Österreich, in Innsbruck“, sagt sie und weiß, dass sie hat, wovon Tausende Wintersportler vor den Feiertagen nur träumen dürfen. „Wir haben unseren Weltcupplan, der Stand jetzt – bis auf Peking – aufgeht und funktioniert“, erzählt Lölling weiter. Das heißt: Von Innsbruck-Igls aus geht es kurz nach Hause, ehe sich die Elite zu Weltcuprennen in Winterberg (8. Januar), St. Moritz (15. Januar) und am Königssee (22. Januar) trifft. Dass es am Ende nicht wie geplant den vorolympischen Wettkampf in China geben wird, ist zu verschmerzen, steht als Saisonhöhepunkt doch noch die Weltmeisterschaft in Altenberg an (11. bis 13. Februar).

„Wir müssen uns natürlich an viele Sachen halten“, berichtet die 25-Jährige von ihrem Alltag. Es gilt auch für Wintersportler, Abstand zu halten und bis kurz vor dem Start und direkt nach dem Lauf Maske zu tragen. „Wir leben in unserer Blase zwischen Hotel, Trainingsstätte und Bobbahn und haben jede Woche mehrere Coronatests“, erzählt Lölling. „Aber wir können dadurch auch problemlos unsere Wettkämpfe Woche für Woche bestreiten.“ Darüber sei sie sehr froh, und einige Dinge seien bereits in Fleisch und Blut übergegangen. „Es hat sich alles eingespielt und es ist schon Normalität, morgens die Temperatur zu messen, bevor man zum Frühstück geht.“ Letztlich sei das gesamte Team „uneingeschränkt, weil wir unser Training haben und unsere Wettkämpfe fahren dürfen“.

Das große Ziel der Olympiazweiten der Winterspiele von Pyeongchang 2018 und Gewinnerin des Gesamtweltcups der Vorsaison ist nun, auch dabei zu bleiben im Wettkampfzirkus der Allerbesten. Das ist – im Gegensatz zu den Vorjahren – diesmal nicht sicher, da Lölling noch nicht in jenen Leistungsbereichen unterwegs ist, die man von ihr gewohnt ist. Mit den Plätzen acht, sieben und sechs hat sie es noch nicht aufs Podium geschafft, im internen deutschen Ranking ist sie aktuell hinter Tina Hermann und vor Hannah Neise die Nummer zwei. Denkbar ist, dass Bundestrainer Christian Baude noch einmal einen Wechsel vornimmt, wenngleich die Kandidatinnen Susanne Kreher und Sophia Griebel aufgrund der aktuellen Situation noch keinen internationalen Wettkampf bestreiten konnten.

„Ich schätze die Lage so ein, dass es auf das Rennen am Freitag ankommt und darauf, wie unsere Leistungen sind“, blickt Lölling nach vorne. „Fakt ist: Wir treffen alle zwischen den Feiertagen in Altenberg zum Training aufeinander, aber was dann letztendlich passiert – ob Training oder Ausscheidungsrennen –, das steht noch nicht fest. Da gibt es auch noch keine Einschätzung vom Bundestrainer.“ Vorher gelte es, den zweiten Weltcup in Innsbruck-Igls zu fahren und dabei alles rauszuholen. „Ich gebe mein Bestes, alles andere wird man sehen, wenn es soweit ist“, versichert Lölling.

Von unserem Redakteur Marco Rosbach