Mainz – Arne Schneider will bei seinem Workshop „Bandmanagement“ jungen Bands aus Mainz und Umgebung unter die Arme greifen. Im Gespräch mit der MRZ plädiert er für weniger brotlose Kunst.
Was soll Ihr Workshop Musikern mitgeben?
Mein Ziel ist es, die Bands im Bezug auf die Musikindustrie zu „durchleuchten“, festzustellen, was sie brauchen, um langfristig zu überleben und ihnen aufzuzeigen, auf welche Schwierigkeiten sie sich einstellen müssen. Ich habe ja selbst erlebt, wie schwierig es ist, sich aus Knebelverträgen heraus zu kämpfen – solche Erfahrungen will ich weitergeben. Ich bin Fan des idealistischen Gedankens, dem Nachwuchs unter die Arme zu greifen. Oft geht es dabei um ganz praktische Dinge – etwa, dass jeder Song, der im Radio laufen soll, erstmal einen Labelcode braucht, was die Gema ist und wo man überhaupt Konzerte spielen kann.
Wie macht man es denn richtig, wenn man Erfolg haben will?
Man muss öffentlich agieren und Eigeninitiative zeigen. Oft spielen junge Bands gute Musik, die aber niemand kennt. Der richtige Umgang mit neuen Medien und Social Networks spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wichtig ist auch, dass es auf Konzerten Merchandise gibt, Aufkleber zum Beispiel oder Infomaterial. Man muss Kundenservice betreiben – da sind Bands wie Unternehmen.
Klingt ja bürokratisch. Hemmt so eine wirtschaftliche Herangehensweise nicht die Kreativität?
Musik ist Kunst, das soll auch so bleiben. Aber Kunst ist leider oft brotlos. Wie im Unternehmen muss es auch in der Band Marketing, Betriebsabteilung, Kundenmanagement oder Controlling geben, alles muss gut organisiert sein. Natürlich ist das immer eine Gratwanderung. Wichtig ist mir, dass sich die jungen Bands nicht schutzlos der Industrie „hinwerfen“. Sie sollen ihre Möglichkeiten kennen und nutzen – mit einem Augenzwinkern, nicht unter einem rein kommerziellen Aspekt.
Wie gut geht es denn der Mainzer Bandszene?
Rheinland-Pfalz versucht zumindest, Nachwuchs zu fördern, Wettbewerbe wie „Rockbuster“ oder „Rock'n'Pop Youngsters“ sind ein Anfang. In Hessen wird viel weniger gemacht, in Baden-Württemberg aber mehr – es ist also immer noch Luft nach oben.
Die Fragen stellte Eva Szulkowski
Arne Schneider blickt auf 15 Jahre Banderfahrung zurück: Er ist Sänger bei „Die Traktor“, mit denen er vier Alben veröffentlicht hat. Zum ersten Workshop am Sonntag, 28. November, lädt er von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr rund 30 Musiker in die Kulturfabrik Airfield ein. Er eröffnet dort die kostenlose „Bandcoaching“-Seminarreihe. Neben Infos und Hilfe verspricht der Referent außerdem die „I-pages“, eine Mappe mit Adressen von Veranstaltern, Presswerken und Anlaufstellen. Anmeldung bis Freitag, 26. November, unter www.dietraktor.de/workshop.htm.