Mainz
Welt-Aidstag: In Mainz mehr Infektionen

Kondome sind der beste Schutz eine HIV-Infektion.

dpa

Mainz - Keine Entwarnung zum heutigen weltweiten Aids-Tag: Beim Mainzer Gesundheitsamt sind dieses Jahr sieben HIV-Infektionen neu nachgewiesen worden - keine hohe Zahl, aber eine Steigerung um 100 Prozent: "Sonst sind es drei bis vier", sagt Heinz Kolling, Sozialpädagoge beim Gesundheitsamt, das für die Stadt und den Kreis Mainz-Bingen zuständig ist.

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Mainz – Keine Entwarnung zum heutigen weltweiten Aids-Tag: Beim Mainzer Gesundheitsamt sind dieses Jahr sieben HIV-Infektionen neu nachgewiesen worden – keine hohe Zahl, aber eine Steigerung um 100 Prozent: „Sonst sind es drei bis vier“, sagt Heinz Kolling, Sozialpädagoge beim Gesundheitsamt, das für die Stadt und den Kreis Mainz-Bingen zuständig ist.

Auch wenn es sich nur um einen einmaligen Ausreißer handeln sollte, Mainz macht keine Ausnahme vom Bundestrend: Jedes Jahr werden etwas mehr Neudiagnosen verzeichnet, 2009 waren es knapp 3000 bundesweit. Nur der Anstieg ist seit 2007 langsamer geworden. Nach wie vor sind homosexuelle Männer an stärksten gefährdet, auch wenn der Anteil der Heterosexuellen unter Neu-Infizierten auf 20 bis 30 Prozent gestiegen ist. „Gerade unter jüngeren schwulen Männern macht sich Sorglosigkeit breit“, sagt Pressesprecherin Tanja Schliebe-Kuchler von der Aidshilfe Mainz. „Bis vor sieben, acht Jahren war es ein absolutes ,no go', ohne Kondome miteinander zu schlafen.

Heute passiert das wieder.“ Dies hänge auch damit zusammen, dass jüngere Schwule aufgrund der modernen Kombinationstherapie kaum einen sterbenden Aidskranken erleben. Gleichzeitig sinkt das Wissen: Die großen Info-Kampagnen liefen in den 1980er-Jahren.

Auch Gesundheitsamtsexperte Kolling hat „manchmal das Gefühl, dass die Leute denken: Dann nimmt man halt seine Pillen. Das ist aber nicht so. Das sind keine Kopfschmerztabletten, die haben ihre Nebenwirkungen.“ Kolling musste im Lauf seiner Tätigkeit den Tod von 25 Infizierten erleben. Gleichzeitig betreut er HIV-Patienten, die schon mehr als 20 Jahre „positiv“ sind. Stark gefragt ist nach wie vor der Aids-Test beim Gesundheitsamt. Seit 1984 wurde dort 45 000 Mal Blut für Tests abgenommen und zur Analyse ans Landesuntersuchungsamt geschickt. Das Einzugsgebiet reicht bis nach Hessen, auch weil der Test dort Geld kostet. Insgesamt 100 000 Menschen haben sich vom Amt beraten, testen oder zu Hause besuchen lassen.

Claudia Renner/Heiko Beckert