Mainz
Weiberfastnacht war früher eine richtige Frauenrevolution

Die alten Weiber feiern auch in Mainz.

Harry Braun

Mainz - Pünktlich um 11.11 Uhr hat am Schwerdonnerstag in Rheinland-Pfalz die heiße Phase der Fastnacht begonnen. Es ist der Tag der Möhnen und der Alten Weiber, die mit Scheren bewaffnet Jagd auf Krawatten machen.

Mainz – Pünktlich um 11.11 Uhr hat am Schwerdonnerstag in Rheinland-Pfalz die heiße Phase der Fastnacht begonnen. Es ist der Tag der Möhnen und der Alten Weiber, die mit Scheren bewaffnet Jagd auf Krawatten machen.

In Mainz lassen die Weiber am Fastnachtsbrunnen die närrische Stimmung hochkochen und strahlen mit der Sonne um die Wetter. Landesvater Kurt Beck (SPD) wurde derweil in Daun erwartet. Auch sein Schlips ist am Altweiberdonnerstag in Gefahr. Der Regierungschef wollte dem Dauner Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen (SPD) im Rathaussturm beistehen.

An Altweiberfastnacht übernehmen die Frauen das Regiment und stürmen die Rathäuser. In Amtsstuben und Chefetagen tragen Männer in der Regel nur alte Krawatten, da diese von den „Wievern“ gekürzt werden. Dieser Brauch hat nach Meinung einiger Forscher eigentlich seine Berechtigung verloren: Er entstand zu einer Zeit, da die Männer noch uneingeschränkt das Sagen hatten.

Der „Wieverfastelovend“ geht bis tief ins Mittelalter zurück. Besonders in den Nonnenklöstern soll es dabei hoch hergegangen sein. So wurde aus dem Benediktinerkloster St. Mauritius berichtet, dass man die Fastnacht „in voller Lust“ gefeiert habe und alle Nonnen verkleidet gewesen seien. Am Tag wurde „getanzt und gesprungen“ und des Nachts, als die Äbtissin schlafen gegangen war, Karten gespielt.

Aber auch Ehefrauen verweigerten ihren Männern in dieser „verkehrten Welt“ für einen Tag im Jahr den Gehorsam: Die Weiberfastnacht muss damals etwas sehr Befreiendes, geradezu Revolutionäres gehabt haben und war oft von Ausschweifungen begleitet. Der Brauch, dass die Frauen den Männern an Weiberfastnacht die Krawatten abschneiden, kam dagegen erst nach 1945 auf. dpa