Was war geschehen? Im Vorlauf hatte der deutsche Doppelzweiter mit Piontek und Lars Hartig von der Friedrichstädter Rudergesellschaft dem „harten Endspurt“ der Schweizer noch widerstanden. Die Siegeszeit lag bei kräftigem Schiebewind auf der bekannt schnellen Regattastrecke im Loven Park nur um fünf Sekunden über dem Weltrekord, „dem wir noch näher gekommen wären, hätte es nicht etwas abgeflaut“, wie Piontek berichtet. Zudem konnte man sich das Viertelfinale sparen, da bei reduziertem Teilnehmerfeld (zwei Absagen) der Vorlauf-Gewinner direkt im Halbfinale stand. Ein zweifelhafter Vorteil. „Nach vier Tagen Pause begann für uns mit dem Kampf um einen Platz im Endlauf der Wettkampf praktisch neu.“ In einem Hoffnungslauf „hätten wir Rennpraxis sammeln können“, so gab es gerade mal drei Läufe an acht Tagen.
Vier favorisierte Boote stritten um die Finalteilnahme, am Ende schieden die Holländer aus. Piontek: „Die hielten in der ersten Rennphase, unserer Stärke, noch mit, aber wir wussten, sie würden das Tempo nicht halten können.“ Frankreich, den späteren Weltmeister, ließ man ziehen. Und die Schweizer kamen immer näher. Timo Piontek versucht zu erklären, was in den Köpfen der beiden deutschen Skuller vor sich ging: Rang drei reicht doch für die Finalteilnahme, man kann Kraft sparen und muss ja auch nicht unbedingt zeigen, was man kann. Am Ende wurde es knapp, die drei Spitzenboote lagen nur um zwei Sekunden auseinander.
„Im Nachhinein wäre es taktisch klüger gewesen, vor der Schweiz ins Ziel zu kommen“, so der Koblenzer KRC-Mann Piontek. Denn in Plovdiv spielte der Wind eine entscheidende Rolle. Schon am vierten Wettkampftag war der leichte Männer-Doppelzweier des Deutschen Ruderverbandes (DRV) am Gegenwind gescheitert, Sportdirektor Mario Woldt sprach von „unfairen Bedingungen“.
Am Morgen des zweiten Finaltages blies es wieder kräftig, „da wussten wir schon, es wird schwierig“, sagt Timo Piontek. Die Rennkommission hatte die Bahnen entsprechend der Halbfinal-Platzierungen verteilt: Die Sieger durften auf den Bahnen 5 und 6 unter Land rudern, wo der Wind weniger störte. Piontek: „Uns hat es dann auf Bahn 1 verschlagen.“ Was nicht der Fall gewesen wäre, hätte man im Halbfinale die Schweiz auf Distanz gehalten. Es sei gar nicht so schlimm, wir ziehen das jetzt ganz normal durch, beschreibt Timo Piontek rückblickend die Gedanken, mit denen man sich Mut machte. Doch um die Mittagszeit hatte der Wind noch zugelegt und sich gedreht.
Der DRV-Doppelzweier ging das Finalrennen zwar gewohnt offensiv an, „aber um das Tempo zu halten, mussten wir viel investieren und konnten auf den zweiten tausend Metern nicht mehr zulegen“, beschreibt der Rhenane Piontek den Fortgang des Endlaufes. Am Ende reichte es zum fünften Rang, vor Vize-Europameister Rumänien auf der ebenfalls ungünstigen Bahn zwei. „Wir wissen alle, wie es im Rudern ist“, bestätigt Rhenania-Präsident Lutz Itschert die äußeren Einflüsse bei einer Regatta und sagt: „Fasst man alle Ergebnisse zusammen, war es eine fantastische Saison.“
Und Timo Piontek betont: „Immerhin waren wir in Plovdiv das drittbeste DRV-Boot.“ Der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer zeigte sich „mit dem Gesamtergebnis nicht zufrieden“ und überlegte, „vielleicht an der Abschlussvorbereitung etwas zu ändern.“ Timo Piontek betont: „Ich habe mich fit und gut in Form gefühlt.“ Er setzt auf die kommende Saison und darauf, „bestimmt nicht noch einmal in einem WM-Lauf auf Absichern zu fahren“. Denn immerhin geht's bei den Titelkämpfen nächstes Jahr in Linz schon um die Olympia-Qualifikation.