Mainz
Warten gehört zum Arztbesuch

Volle Wartezimmer sind in vielen Hausarztpraxen die Regel.

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Mainz -  Besetzte Telefone, lange Schlangen schon bei der Anmeldung, schließlich stundenlanges Warten, bis die Tür endlich Einlass ins Sprechzimmer des Hausarztes gewährt. Unvermeidliches Übel, gerade in der Erkältungszeit?

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Mainz – Besetzte Telefone, lange Schlangen schon bei der Anmeldung, schließlich stundenlanges Warten, bis die Tür endlich Einlass ins Sprechzimmer des Hausarztes gewährt. Unvermeidliches Übel, gerade in der Erkältungszeit?

Garantiert ohne Wartezeiten geht es gerade beim Hausarzt wohl kaum. „Das beste Terminvergabesystem wird konterkariert durch die Patienten, die ohne Termin kommen, sagt Dr. Michael Siegert, Vorstandsmitglied der kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz. Zudem bringen ein bis zwei Notfälle pro Woche auch die ausgeklügeltsten Terminpläne immer wieder durcheinander, erzählt die Finther Allgemeinmedizinerin Dr. Ortrud Nadler.

Die meisten Praxen vergeben fünf Termine pro Stunde, weiß KV-Vertreter Siegert. Eine Zeitspanne, die für eine banale Erkältung vielleicht, bei komplizierteren Problemen in den seltensten Fällen ausreicht. Nicht jeder sortiert, wie der Mombacher Hausarzt Dr. Nicolas Kutzscher, seinen Kalender höchstpersönlich, um zeitaufwendige Termine ans Ende der Sprechzeit zu verlegen. Viele Ärzte hecheln ihrem Kalender den ganzen Tag lang hinterher – und haben doch keine Chance.

Manche Mediziner, wie der Nieder-Olmer Hausarzt Dr. Hasso Habermann, versuchen angesichts dessen, ganz ohne Terminvereinbarungen auszukommen. “Hier lief das bis in die 90er Jahre so„, erinnert sich Nadler, die mit ihrem Bruder Dr. Wolfram König eine alt eingesessene Hausarztpraxis in Finthen betreibt. “Aber da verbrachten die Patienten oft ab sechs Uhr morgens den ganzen Vormittag im Wartezimmer.„

Doch auch wenn der allgemein gültige Königsweg der Terminvergabe noch nicht gefunden ist: Den den Spagat zwischen fürsorglicher Patientenbetreuung und effizienter Praxisorganisation scheinen manche Mediziner besser, manche schlechter zu beherrschen. “In der Arztausbildung kommen diese Themen eindeutig zu kurz„, weiß Ines Engelmohr, Sprecherin der Landesärztekammer. Entsprechend groß sei das Interesse an Seminaren rund um die Praxisorganisation.

Dass ein durchdachtes Praxismanagement die Abläufe patientenfreundlicher machen kann, bestätigt auch Dr. Peter Müller, Vorsitzender der gemeinnützigen Stiftung Gesundheit, die das kostenlose, werbefreie und unabhängige Internetportal www.arzt-auskunft.de betreibt. Gezielt kann man hier nach Medizinern suchen, die Wartezeiten von “in der Regel weniger als 15 Minuten„ versprechen.

“Strukturiertere, straffere Abläufe" hätten diese Zusage ermöglicht, sagt Dr. Gunther Schwarz, einer der beiden Mainzer Hausärzte, die in dem Portal mit so kurzen Wartezeiten auch für Kassenpatienten verzeichnet sind. Doch in Zeiten knapper Budgets beeinflussen auch betriebswirtschaftliche Faktoren die Wartezeit: Die beiden weiteren Mainzer Hausärzte, die in dem Portal so kurze Wartezeiten versprechen, behandeln ausschließlich Privatpatienten und Selbstzahler.

Brigitte Specht