Abseits der zwei normalen Wahllokale in der Sporthalle gibt es sechs Briefwahllokale in Kaisersesch: zwei weitere im Sporthallengebäude, im Kino und in der alten Schule.
Überraschend für die Wahlhelfer in Kaisersesch gibt es in einem Wahllokal an diesem Tag nicht einen Stimmzettel, sondern gleich zwölf. Buchstaben von A bis N finden sich oben rechts auf dem Papier, diese werden den Wählern nach Geschlecht und Alter zugewiesen. Im Nachhinein, unabhängig von der Auszählung, soll so eine repräsentative Statistik mit dem Merkmal Geschlecht erstellt werden. „Der Aufdruck ist keiner Einzelperson zugeordnet und lässt keinen Rückschluss auf die Stimmabgabe einzelner Personen zu“, heißt es in einem Begleitschreiben des Bundeswahlleiters für die Wahlhelfer.
Und auch bei der Briefwahl wurden die Stimmzettel einiger Wähler für die Statistik markiert. Dazu zählen die Gemeinden Binningen, Brieden, Brohl und Düngenheim, die gemeinsam in der Kaisersescher Sporthalle ausgezählt werden. Es handelt sich um den Briefwahlbezirk 1, insgesamt sind es sechs. 990 Stimmzettel wurden für die besondere Statistik per Briefwahl herangezogen.
Ein wenig kurios erscheint einem Wahlhelfer in Kaisersesch, dass innerhalb von kurzer Zeit – bei der Reinigung der Wahlkabinen – zwei rote Werbekugelschreiber eines Baumarktes in den Wahlkabinen gefunden werden. Man diskutiert, ob hier aufgrund der Farbe der Wahlvorgang beeinflusst werden könne. Die Kugelschreiber werden entfernt. Auffällig ist ebenso, dass Bürger aus anderen Gemeinden versuchen, in Kaisersesch ihre Stimme abzugeben. „Das geht natürlich nicht“, sagt Karl-Heinz Berg, der die Personen an die passenden Wahllokale verweist.
Nach dem Wahltag wird nun für manche Stimmen aus Kaisersesch eine Auswertung der Wahlergebnisse nach Geburtsjahr und Geschlecht vorgenommen. Das Geschlecht „divers“ wird dabei den Männern hinzugerechnet. Dies ist zum Schutz des Wahlgeheimnisses nötig, da von einer sehr geringen Fallzahl des dritten Geschlechts beziehungsweise einer fehlenden Angabe ausgegangen wird. Zudem werden häufig in der amtlichen Statistik explizit Zahlen über Frauen nachgefragt, heißt es in einer amtlichen Argumentationshilfe. Im entsprechenden Wahllokal war zudem eine amtliche Bekanntmachung des Kreiswahlleiters, Landrat Manfred Schnur, ausgehangen, die auf das „Gesetz über die allgemeine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag“ verweist. ker