In einem Wahllokal wurde eine Statistik nach Alter und Geschlecht erhoben
Wahlstatistik: Markierte Stimmzettel in Kaisersesch
In der Kaisersescher Sporthalle werden 12 verschiedene Stimmzettel ausgeteilt. Foto: Kevin Rühle
Kevin Ruehle

Kaisersesch. „Wir haben mehr als 50 Briefwähler, trotzdem ist hier heute richtig viel los“, sagt Karl-Heinz Berg, Beigeordneter der Stadt Kaisersesch am Sonntagmorgen. „Die Wahlbeteiligung wird hoch, und es wird spannend“, hofft der Eifler am Sonntagmorgen. Er wird recht behalten, 80 Prozent der Wahlberechtigten votieren in der VG Kaisersesch für eine Partei. Es gibt viele Orte in der kleinen Stadt, an der an diesem Tag Stimmen gesammelt werden.

Abseits der zwei normalen Wahllokale in der Sporthalle gibt es sechs Briefwahllokale in Kaisersesch: zwei weitere im Sporthallengebäude, im Kino und in der alten Schule.

Überraschend für die Wahlhelfer in Kaisersesch gibt es in einem Wahllokal an diesem Tag nicht einen Stimmzettel, sondern gleich zwölf. Buchstaben von A bis N finden sich oben rechts auf dem Papier, diese werden den Wählern nach Geschlecht und Alter zugewiesen. Im Nachhinein, unabhängig von der Auszählung, soll so eine repräsentative Statistik mit dem Merkmal Geschlecht erstellt werden. „Der Aufdruck ist keiner Einzelperson zugeordnet und lässt keinen Rückschluss auf die Stimmabgabe einzelner Personen zu“, heißt es in einem Begleitschreiben des Bundeswahlleiters für die Wahlhelfer.

Und auch bei der Briefwahl wurden die Stimmzettel einiger Wähler für die Statistik markiert. Dazu zählen die Gemeinden Binningen, Brieden, Brohl und Düngenheim, die gemeinsam in der Kaisersescher Sporthalle ausgezählt werden. Es handelt sich um den Briefwahlbezirk 1, insgesamt sind es sechs. 990 Stimmzettel wurden für die besondere Statistik per Briefwahl herangezogen.

Ein wenig kurios erscheint einem Wahlhelfer in Kaisersesch, dass innerhalb von kurzer Zeit – bei der Reinigung der Wahlkabinen – zwei rote Werbekugelschreiber eines Baumarktes in den Wahlkabinen gefunden werden. Man diskutiert, ob hier aufgrund der Farbe der Wahlvorgang beeinflusst werden könne. Die Kugelschreiber werden entfernt. Auffällig ist ebenso, dass Bürger aus anderen Gemeinden versuchen, in Kaisersesch ihre Stimme abzugeben. „Das geht natürlich nicht“, sagt Karl-Heinz Berg, der die Personen an die passenden Wahllokale verweist.

Nach dem Wahltag wird nun für manche Stimmen aus Kaisersesch eine Auswertung der Wahlergebnisse nach Geburtsjahr und Geschlecht vorgenommen. Das Geschlecht „divers“ wird dabei den Männern hinzugerechnet. Dies ist zum Schutz des Wahlgeheimnisses nötig, da von einer sehr geringen Fallzahl des dritten Geschlechts beziehungsweise einer fehlenden Angabe ausgegangen wird. Zudem werden häufig in der amtlichen Statistik explizit Zahlen über Frauen nachgefragt, heißt es in einer amtlichen Argumentationshilfe. Im entsprechenden Wahllokal war zudem eine amtliche Bekanntmachung des Kreiswahlleiters, Landrat Manfred Schnur, ausgehangen, die auf das „Gesetz über die allgemeine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag“ verweist. ker