Westerwaldkreis
Wäller Jugendliche tauchen in die Welt des Tons ein
Hans-Peter Metternich

Westerwaldkreis. Der alle zwei Jahre stattfindende European Minerals Day des Bundesverbands Keramische Rohstoffe und Industrieminerale (BKRI) mit Sitz in Neuwied ermöglicht einer interessierten Öffentlichkeit, die Welt regionaler Rohstoffe zu entdecken.

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Von unserem Mitarbeiter Hans-Peter Metternich

Der Europäische Rohstofftag stellte nun erneut die Relevanz der Rohstoffe für das tägliche Leben in den Mittelpunkt – unter anderem am Firmensitz des Unternehmens Goerg & Schneider in Boden, in der Realschule plus in Salz und in der Tongrube Mehl der Firma Hubert Gerharz in Nentershausen. Die Abschlussveranstaltung des Aktionstags fand danach in den Räumen des Keramikmuseums Westerwald in Höhr-Grenzhausen statt.

Bei der Firma Goerg & Schneider in Boden waren zwölf Schüler des Leistungskurses Chemie des Mons-Tabor-Gymnasiums Montabaur zu Gast. Dort lernten sie im Zentrallabor und in der Produktion die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Keramikingenieuren kennen. Professor Noel Thomas von der Hochschule Koblenz, Fachbereich Werkstofftechnik, stellte in einem Vortrag die Bachelor- und Masterstudiengänge vor. „Wir wollen das Augenmerk auf den Rohstoff Ton lenken“, sagte Dr. Matthias Schlotmann, Geschäftsführer des BKRI, bei der Begrüßung der Schüler auf dem Gelände der Grube Guterborn in Boden. „Der Tonabbau ist nicht immer populär“, so der BKRI-Geschäftsführer. Das rühre daher, dass in Flächen, die kommunal genutzt werden könnten, oder in die Natur eingegriffen werde. Allerdings: „Die hochwertigen Rohstoffe sind von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Jeder Deutsche verbraucht im Laufe seines Lebens 35 Tonnen an keramischen Rohstoffen und Industriemineralen. Diese leisten einen bedeutenden Beitrag zu unserem Lebensstandard“, erläuterte Matthias Schlotmann. Bei der Betriebsbesichtigung erfuhren die Jugendlichen allerhand über den Tonabbau im Tagebau, die Lagerung, die Verarbeitung und die Tätigkeit der Toningenieure und Techniker im Labor. „Wir wollen die Schüler auf den interessanten Beruf des Toningenieurs oder Tontechnikers aufmerksam machen, denn wir brauchen die Fachkräfte“, sagte die Geschäftsführerin des Familienunternehmens Goerg & Schneider, Martina Goerg. Die Aktion des BKRI sei eine gute Gelegenheit dazu, fügte sie hinzu.

In der Realschule plus in Salz brachte der Inhaber der Firma Arno Witgert, Michael Liebig, den Achtklässlern das „weiße Gold des Westerwaldes“ näher. Die Kreativität der Schüler war gefragt, denn die Firma Witgert hatte an der Realschule Salz einen Preis für den besten Entwurf eines Vogelnistkastens aus Ton ausgeschrieben. Die Entwürfe wurden von Regina Roos-Liebig, Keramikmeisterin, Keramikgestalterin und Keramiktechnikerin, in Originalgröße nachgebaut. Vor der Preisverleihung ging Michael Liebig vor den Schülern auf das „Konfliktpotenzial“ im Tonabbau ein. „Der Bergbau leiht sich die Natur auf Zeit aus. Für die Rekultivierung der Abbauflächen gibt es klare Auflagen. Am Ende entstehen Naherholungsflächen und neue Lebensräume, die nicht selten bessere Voraussetzungen für die Entwicklung von Fauna und Flora schaffen als vor dem Tonabbau“, erläuterte Liebig. Über die drei ausgelobten Preise für die besten Entwürfe eines Vogelhäuschens freuten sich René Reusch, Geena Doreen, Werner und Tina Stockmeier.

Jürgen Simon, Inhaber der Hubert Gerharz GmbH, hatte im Zuge der BKRI-Aktionen die Tongrube Mehl bei Nentershausen während eines Tages der offenen Tür interessierten Besuchern zugänglich gemacht. Die ersten Gäste am Freitagmorgen waren 75 Schüler der Klassenstufe 6 der Realschule plus in Nentershausen. Jürgen Simon erläuterte die Ökologie, die Führung eines Tagebaus und die europaweite Verteilung des Westerwälder Tones. Und er verwies auch auf die Berufe im Tonbergbau wie Ingenieur, Techniker, Kaufmann oder Mitarbeiter in der Produktion. Der Firmeninhaber Simon machte ebenfalls deutlich, dass Naturschutz und Tonbergbau durchaus im Einklang zueinander stehen können. Gern nutzten die Sechstklässler bei der Betriebsbesichtigung auch die Möglichkeit, einmal die mächtigen Abbaumaschinen ganz aus der Nähe zu betrachten.