Volleyball-Bundesliga Frauen: Kein Vertrag für verletzte Henning möglich
Volleyball – Frauen: Bundesligakader des VC Neuwied soll bis zum 1. August stehen
Im ersten und zweiten Satz des Auswärtsspiels vom VC Neuwied am 26. März dieses Jahres bei den Roten Raben Vilsbiburg war die Volleyballwelt von Maike Henning (hier bei einem Hinterfeldangriff) noch in Ordnung. Doch dann verletzte sich die gerade 23 Jahre jung gewordene Spielerin, wodurch sie nun erst mal ohne Vertrag ist.
Wolfgang Fehrmann

Neuwied. Ende März ist für die Frauen des VC Neuwied die erste Saison in der Volleyball-Bundesliga zu Ende gegangen. Und bis zum Start der Spielzeit 2022/2023 Ende Oktober sind noch rund vier Monate Zeit. Doch beim Geschäftsführer der Deichstadtvolleys, Manohar Faupel, brummt das Geschäft gerade auf höchster Stufe.

Er muss aktuell gemeinsam mit dem neuen VCN-Trainer Tigin Yaglioglu, der vom Nord-Zweitligisten Bayer Leverkusen rheinaufwärts nach Neuwied gewechselt ist und dort Dirk Groß beerbt hat (wechselte als Nachwuchstrainer zum hessischen Volleyballverband, wir berichteten), den Neuwieder Kader fürs zweite Jahr im Oberhaus zusammenstellen.

Diese Aufgabe ist in vielerlei Hinsicht kompliziert. „Wir planen wirtschaftlich konservativ und orientieren uns dabei an der Vorsaison. Es ist jetzt nicht leichter geworden, weil wir aufgrund von Corona kaum die Chance hatten, potenziellen neuen Sponsoren unser Produkt zu präsentieren.“ Heißt im Klartext, dass der VC Neuwied erneut mit einem Betrag im mittleren sechstelligen Bereich kalkulieren muss, was mit einigem Abstand der niedrigste Etat im Kreis der zwölf Frauen-Bundesligisten ist.

Den sportlich und wirtschaftlich Verantwortlichen bei den Deichstadtvolleys ist es gelungen, bereits acht neue Spielerinnen zu verpflichten, unter ihnen die Bundesliga-erfahrene Sina Fuchs (NawaRo Straubing, VC Wiesbaden, USC Münster) sowie die beiden U 23-Junioren-Nationalspielerinnen Sina Stöckmann (wurde vom Ligakonkurrenten und deutschen Meister 2021, Dresdner SC, für ein Jahr ausgeliehen) und Maya Sendner (VC Olympia Münster/2. Bundesliga Nord).

„Das Wirtschaftliche bestimmt unsere Planungen. Darin sind sich die Deichstadtvolleys GmbH, die die Bundesligalizenz hält, der Vorstand des VC Neuwied und der Wirtschaftsbeirat des Vereins einig. Wir handeln in enger Abstimmung“, gibt Faupel einen kleinen Einblick in die Abläufe beim Bundesligaaufsteiger des Vorjahres.

Bis zum 1. August soll der Kader möglichst komplett sein, er wird zwölf Spielerinnen umfassen. „Zwölf Spielerinnen brauchen wir, mehr können wir uns schlichtweg nicht leisten“, stellt der Geschäftsführer nüchtern fest. Verpflichtet werden sollen noch eine weitere Diagonalangreiferin, zwei Mittelblockerinnen und eine zusätzliche Außenangreiferin. „Anfang August beginnt die Organisation des täglichen Trainings- und Spielbetriebs“, erklärt Faupel den Zeitplan.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der neue VCN-Kader ausschließlich aus Spielerinnen bestehen, die neu zu den Deichstadtvolleys kommen, was in einer Personalie besonders schmerzlich ist. „Wir haben bereits im Februar bei unserer Auswärtsreise nach Potsdam und Schwerin mit Maike gesprochen, wie sie auch weiterhin ihr Studium mit dem Bundesliga-Volleyball verknüpfen kann. Es war für uns klar, dass wir sie weiter in unserem Team mitnehmen wollen“, blickt Faupel einige Monate zurück.

Gemeint ist Außen-/Annahmespielerin Maike Henning, die am vergangenen Sonntag ihren 23. Geburtstag feierte. Sie verletzte sich im vorletzten Saisonspiel am 26. März bei den Roten Raben Vilsbiburg schwer am Knie und fällt deshalb längerfristig aus. Henning spielt seit 2017 in der 2. Bundesliga Süd und der Bundesliga für den VC Neuwied und wäre nach dem Karriereende der Kapitänin Sarah Kamarah das einzige verbleibende „echte Neuwieder Gesicht“ im Team. „Durch ihre Verletzung ist eine Situation entstanden, die sie und uns nicht glücklich macht. Ich verstehe es gut, dass sie darüber nicht glücklich ist. Aber wir können jetzt keine Vertragssituation stricken, die für sie befriedigend ist“, gibt Faupel zu bedenken.

Die Krux an der Geschichte: Hennings Vertrag lief zum Saisonende 2021/2022 aus, ein Anschlussvertrag war noch nicht geschlossen, als das Unglück passierte. Hätte es das Anschlusspapier bereits gegeben, wäre die Lage eine andere gewesen. „Wir können für eine verletzte Spielerin leider keinen Platz im neuen Kader freihalten. Das würde bedeuten, dass der Trainer nur elf Spielerinnen für sein Team zur Verfügung hätte. Dieses Risiko können wir uns nicht leisten. Trotzdem verstehe ich natürlich auch Maikes Meinung, sie sieht das anders“, äußert sich der Manager der Deichstadtvolleys.

Von Christoph Hansen