Der Konzern sieht sich trotz der weltweiten Corona-Krise, trotz des Handelsstreits zwischen China und den USA, trotz Brexit, trotz Kurzarbeit im vergangenen Jahr und Qualitätsproblemen für die Zukunft gut gerüstet. Mit Effizienz- und Investitionspaketen werde man langfristig den Cashflow erhöhen. „Die Aktionäre werden profitieren und nicht leiden“, fasste Vorstandsvorsitzender Matthias Schönberg zusammen als Antwort auf die Frage, ob die Investitionsprojekte nicht auf Kosten der Dividende gingen.
Diese sollte mit Beschluss von März mit 14 Euro je Stückaktie auf gleichem Niveau wie 2018 liegen. Doch wegen der Coronarisiken – und um die Liquidität zu erhöhen – wurden 10 Euro festgelegt und akzeptiert. Bei 600.000 Aktien ermöglicht das einen um 2,4 Millionen Euro auf 3,952 Millionen Euro erhöhten Vortrag auf neue Rechnung. Der Bilanzgewinn betrug 9,952 Millionen Euro. Der Umsatz des Unternehmens war um 3,5 Prozent auf 432,5 Millionen gestiegen.
Umsatzverluste wegen Corona?
Das war nur der im Flugzeuggeschäft erfolgreichen US-Tochter PMC zu verdanken. Eine Umsatzprognose für 2020 will der Vorstand nicht wagen. Eine vorsichtige Einschätzung könnte in Asien bei 15, in Europa bei 10 und in den USA bei 30 Prozent Umsatzverlust am Jahresende liegen, sagte Vorstandsvorsitzender Schönberg. Mit einem bis zu 15 Millionen Euro umfassenden Investitions- und Effizienzsteigerungsprogramm vor allem am Standort Kirn wolle man sich auch im Plattengeschäft wieder auf den Wachstumspfad begeben.
Schönberg betonte, man werde den Fokus auf drei wichtige Stoßrichtungen legen: Zum einen auf Kunden- und Anwendungsorientierung mit dem Ziel, das Unternehmen mit der höchsten Endkundenorientierung zu sein. Zum zweiten geht's um kontinuierliche Verbesserung auf allen Ebenen, und schließlich wolle man das Unternehmen global steuern und die Produktion vereinheitlichen.
Neue globale Geschäftsfelder gelte es zu erschließen wie etwa die Aquakultur (siehe Bericht auf dieser Seite). Es dei nötig, die Disziplin und die Qualität zu verbessern. Dazu gebe es ein Trainingsprogramm, kündigte Schönberg an, der weltweit allen Mitarbeitern für ihre Leistung dankte.
Im Rahmen der Beantwortung zahlreicher (diesmal bis Mittwoch um Mitternacht per Internet eingereichter) Fragen der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und der Bayern Invest machte Schönberg klar, dass Kirn dauerhaft das „Headquarter“ der Simona und damit Produktions- und Verwaltungsstandort bleibe. Die Größenordnung hänge von Geschäftsentwicklung und Effizienz ab. Für Kirn gebe es kein „Schonprogramm“, betonte Schönberg.
Kirn bleibt Simona-Zentrum
Im Bereich der Halbzeuge hatte es 2019 unter anderem Qualitätsprobleme gegeben, die inzwischen gelöst seien. Technikvorstand Dr. Jochen Hauck bezifferte sie auf 3,9 Millionen Euro oder 14 Prozent des Umsatzes in dieser Sparte. Man habe das behoben und ein Qualitätsprüfungsprogramm gestartet. Diese Probleme bei Kunststoffplatten waren allerdings durch die besonders gut und an der Kapazitätsgrenze laufende Produktion bei Rohr- und Formteilen überkompensiert worden. Zu den aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise informierte Matthias Schönberg, dass Simolux-Platten, der weltweit nachgefragte sogenannte „Spuckschutz“, nicht nur bundes-, sondern weltweit Furore machen. In Kirn hatte man, wie wir von einem Besuch von Ministerpräsidentin Malu Dreyer berichteten, alle Kapazitäten hochgefahren und Produktionsanlagen umgestellt. Inzwischen gehen in Asien und in den USA industrialisierte Simona-Anlagen in Betrieb. Für Innenausstattung in Flugzeugen oder in Zügen und U-Bahnen sei eine hohe Nachfrage zu erwarten. Innenarchitektur und Bauwirtschaft fragten antibakterielle und antiviral beschichtete Simona-Platten mit hoher Widerstandsfähigkeit gegen chemische Reiniger nach. Wie beim „Spuckschutz“ erfolgt, hofft man innovativ auf Produktionsausfälle im Flugzeug oder Wohnmobilbereich reagieren zu können. Davon waren vor allem die US-Töchter der Simona betroffen.
Zur Frage, ob der Konzern Staats- und Länderhilfe in Anspruch genommen habe, sagte Finanzvorstand Michael Schmitz, dass man in Kirn und Ringsheim das Instrument der Kurzarbeit in überschaubarem Maße nutze. Für drei US-Werke seien Kreditlinien bewilligt worden, über deren Realisierung noch entschieden werde. In China habe man Lohnzuschüsse in Anspruch genommen.
99,99 Prozent Zustimmung
Unterm Strich sei man mit dem abgelaufenen Jahr 2019 und mit dem Krisenmanagement zufrieden und habe volles Vertrauen in den neuen Vorstand, bekräftigte Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Rolf Goessler. Er hatte die Hauptversammlung wie gewohnt eröffnet und mit dem Ergebnis der Abstimmung unter anderem der Vorstandsentlastung und Gewinnverwendung geschlossen. Vier Abstimmungsergebnisse, die jeweils per Internet eingespielt wurden, brachten jeweils eine 99,99 prozentige Zustimmung, bezogen auf die jeweils bei der Abstimmung vertretenen rund 80 Prozent der Aktien. „Bleiben Sie gesund und auf Wiedersehen 2021 im gewohnten Rahmen“, beschloss Dr. Goessler kurz nach 13 Uhr die Versammlung.