Volleyball Bundesliga GmbH nimmt den Verein als ersten in sein Entwicklungsprogramm auf - Vorfreude aufs Topspiel in Wiesbaden am 17. Januar 2021
VC Neuwied: Der Weg in die 1. Bundesliga ist frei
„Achtung Mädels, in der nächsten Saison spielen wir in der 1. Bundesliga“, scheint Neuwieds Trainer Dirk Groß seinen Schützlingen hier zu symbolisieren. Im weiteren Saisonverlauf wollen die Deichstadtvolleys sich ihren Platz im Oberhaus auch sportlich verdienen und Zweitligameister werden. Foto: Jörg Niebergall
Jörg Niebergall

Neuwied/Berlin. Das klingt wie ein vorgezogenen Weihnachtsgeschenk: „Der VC Neuwied wird als erster Klub das neue Entwicklungsprogramm der Volleyball-Bundesliga der Frauen durchlaufen.“ So heißt es in einer Pressemitteilung der Volleyball Bundesliga GmbH (VBL) aus Berlin. Der Zweitligist hatte sich um die Teilnahme beworben (wir berichteten) und wurde nach Prüfung der Unterlagen durch die VBL jetzt für die Förderung zugelassen.

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„Great, amazing, fantastic“, mit diesen Worten kommentierten die vier US-amerikanischen Spielerinnen der Deichstadtvolleys die Nachricht, die ihnen ihr Trainer Dirk Groß beim Vormittagstraining am Dienstag in der Sporthalle Oberwerth in Koblenz überbrachte. „Das sind wirklich wunderbare Neuigkeiten“, sagte Neuwieds Libera Anna Church. „Das ist ein ganz besonderer Moment, über den ich mich sehr freue.“ Die 1. Bundesliga ist für den VC Neuwied zwar Neuland, aber auch eine riesige Chance über die Grenzen dieses Vereins hinaus“, äußerte sich der Bundesliga-erfahrene Trainer Groß.

„Auch wenn es in Zeiten der Corona-Krise alles andere als leicht erscheint, nehmen wir die Herausforderung 1. Bundesliga für die Spielzeit 2021/2022 gerne an“, wird Uwe Lederer, der Geschäftsführer des VCN, in der Pressemeldung der VBL zitiert. „Das angebotene Entwicklungsprogramm und die daraus resultierende Unterstützung der VBL für die kommenden Jahre gibt uns entsprechende Planungssicherheit bis 2023. Wir sind uns von Vereinsseite sicher, dass bei uns aus diesem Beistand und der Unterstützung durch einen Paten aus dem Kreis der etablierten Erstligisten nach zuvor sechs Jahren in der 2. Bundesliga ein stabiles Fundament für das Volleyball-Oberhaus entstanden ist“, ergänzte Lederer.

Auch der Neuwieder Oberbürgermeister Jan Einig verlieh seiner Freude Ausdruck: „Ein Erstligist ist eine herausragende Auszeichnung für unsere Stadt. Der VCN wird den Namen von Neuwied in der 1. Bundesliga noch weiter als bisher schon nach außen tragen.“ Besonders wichtig sei ihm die gesellschaftliche Komponente des leistungsorientierten Sports, die sich besonders in der Jugendarbeit wiederfindet.

Eine der noch sehr jungen Spielerinnen im VCN-Kader ist die gerade 18 Jahre alt gewordenen Außenangreiferin Hannah Bösling, die im Sommer dieses Jahres vom SC Mutterstadt nach Neuwied gewechselt ist. Schon relativ früh, im Alter von 13 Jahren, wurde sie vom Verband gesichtet und durfte anschließend unter anderem am Bundesstützpunkt in Berlin trainieren. „Ich bin froh, dass ich die Chance in Neuwied bekommen habe, in der 2. Bundesliga zu spielen, und hoffe, dass ich auch in die 1. Bundesliga mitgehen darf. Ich werde auf jeden Fall alles dafür geben, weil ich schon früh daran gedacht habe, in meinem Sport ganz weit nach oben kommen zu wollen“, sagte das Küken im VCN-Kader.

Ziel des Programms ist es, ambitionierten Zweitligisten den Übergang in die 1. Bundesliga zu erleichtern und Deutschlands Eliteliga mittelfristig auf 14 konkurrenzfähige Teams aufzustocken. Langfristig möchte sich die Bundesliga der Frauen, die schon jetzt über alle Teamsportarten hinweg gesehen die stärkste Frauenliga in Deutschland ist, unter den Top Drei-Ligen in Europa etablieren.

Aus dem Kreis der Zweitligisten hatten bis zum Stichtag am 15. November insgesamt sieben Mannschaften Interesse an der Teilnahme bekundet. „Wir sind über die große Resonanz positiv überrascht“, sagte Julia Retzlaff, die Geschäftsleiterin Sport bei der VBL. „Dass es bislang nur eine verbindliche Zusage gibt, ist in großen Teilen der Corona-Pandemie zuzuschreiben. Bei zwei Interessenten konnten durch die Beschränkungen beispielsweise noch keine Standortbesichtigungen durchgeführt werden. Es ist daher möglich, dass zu einem späteren Zeitpunkt noch Klubs in das Programm aufgenommen werden.“

Ob bereits vor ihrem Engagement beim Zweitligisten VC Neuwied im Sommer dieses Jahres über den beabsichtigten Schritt in die Bundesliga mit ihnen gesprochen worden sei? Stellvertretend antwortete die Mittelblockerin Rachel Anderson auf diese Frage: „Ja, mein Agent hat mir gesagt, dass der Aufstieg das Ziel ist.“ Eine Prognose, ob sie auch in der 1. Liga für die Deichstadtvolleys spielen werden, wagten jedoch weder Anderson und Church, noch deren beide Landsfrauen Isabelle Marciniak (Zuspiel) und Amanda Brown (Mittelblock). „Dafür ist es noch etwas zu früh“, meinte Church.

Wie alle anderen Bundesligisten auch, muss der VC Neuwied nun natürlich noch die gängigen Formalien einhalten, an der Vorlizenzierung teilnehmen und Lizenzanträge fristgerecht einreichen. Ansonsten steht nichts mehr zwischen dem Neuwieder Verein und dem Aufstieg. Denn Vereine, die am Entwicklungsprogramm teilnehmen, sind ungeachtet einer aufstiegsberechtigten Platzierung in der Lage und verpflichtet, zur Saison 2021/2022 in die 1. Bundesliga aufzusteigen.

Am Donnerstag dieser Woche wird 2020 beim VC Neuwied letztmals trainiert, dann geht es in eine kurze Weihnachtspause, ehe das Training am 4. Januar wieder beginnt. In der Tabelle liegt der VCN aktuell nur einen Punkt hinter dem Tabellenführer VC Wiesbaden II, ist aber noch ein Spiel gegenüber den Hessinnen im Rückstand. Das erste Spiel im neuen Jahr führt die Deichstadtvolleys gleich nach Wiesbaden. Am 17. Januar kommt es dort an Groß' früherer Wirkungsstätte zum Topspiel Erster gegen Zweiter. „Wir wollen alle hoch in die Bundesliga“, sagt Groß und lässt auch keinen Zweifel daran, dass er mit seiner Mannschaft als Meister aufsteigen will.