Region Mayen – Die Zahl der Arbeitslosen über 50 Jahre im Bezirk der Arbeitsagentur Mayen geht kontiuierlich zurück – allerdings nicht so stark wie in anderen Altersgruppen. Das führt dazu, dass fast jeder Dritte der Jobsuchenden über 50 Jahre als ist. Vor fünf Jahren war es noch ein Viertel. Einer davon inst Klaus S. (Nahme geändert).
Er war immer erfolgreich in seinem Job. So erfolgreich, dass er von einer anderen Firma angeworben wurde. Doch das Angebot anzunehmen war die falsche Entscheidung, weiß Klaus S. heute. Die Firma hatte Geldprobleme und schickte ihm die Kündigung. S. ist hoch qualifiziert, hat reichlich Berufserfahrung und ist auch bereit, seine Heimat in der Region Mayen aufzugeben.
Diese Voraussetzungen bringt nicht jeder Jobsuchende in der Generation 50 plus mit sich. Zwar hat die Agentur für Arbeit Mayen die Erfahrung gemacht, dass das Alter allein kein erhöhtes Risiko mit sich bringt, keinen neuen Job zu finden. Schwierig werde es aber, wenn es bei dem Betroffenen an der Qualifikation oder der Flexibilität mangelt – egal ob es den Arbeitsort oder die Tätigkeit betrifft. Schließlich will nicht jeder sein langjähriges, vertrautes Umfeld verlassen.
2022 Ältere waren 2010 im Altkreis Mayen im Schnitt arbeitslos; 2006 waren es noch 2518. Besonders deutlich ist der Rückgang bei den 50- bis 59-Jährigen, während er bei der Altersgruppe 60 bis 65 angestiegen ist: von durchschnittlich 64 im Jahr 2006 auf 347 im Jahr 2010. Dieser Anstieg ist laut Agentur allerdings auch einer geänderten statistischen Erfassung dieser Altersgruppe geschuldet. Früher seien viele Ältere beispielsweise in den Vorruhestand versetzt worden und daher nicht in der Arbeitslosenstatistik aufgetaucht.
Zudem nimmt auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in dieser Generation zu. „In dem Maß, in dem die so genannten geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 60er Jahre die Altersgrenze von 50 Jahren überschreiten, ,altern’ auch die Belegschaften“, erklärt Arbeitsagentursprecherin Doris Litz. Zudem gehen Berufstätige heute später in Rente.
Zwar laufen Ältere nicht stärker Gefahr, arbeitslos zu werden, wenn es sie aber trifft, suchen sie meist einige Monate länger nach einer neuen Stelle als jüngere. Die Agentur für Arbeit rät vor allem dazu, in einer solchen Situation nicht den Mut zu verlieren, weil der Betroffene sonst in eine Negativspirale gelangen könne. Stattdessen solle er selbstbewusst auftreten und flexibel sein.
Und eben diesen Weg geht Klaus S. „Man muss seine Scholle verlassen können, ich bewerbe mich deutschlandweit.“ Bewerbungen schreiben, Internetprofile aktualisieren, sich verkaufen: Das nennt er seinen neuen Zwischenjob. Zwar hat er nicht direkt die Erfahrung gemacht, dass Firmen ihn wegen seines Alters abweisen, doch schließlich sage das auch kein Chef einem Bewerber ins Gesicht. Doch wenn Absagen auf Bewerbungen im Internet innerhalb von Minuten folgen, könne das Alter ein Grund sein. „Es kommt durchaus vor, dass ältere Menschen bei Arbeitgebern mit Vorbehalten zu kämpfen haben, weil sie zum Beispiel als weniger leistungsfähig und belastbar gelten“, berichtet Litz.
Aber S. weiß auch: „Viele Arbeitgeber suchen die Erfahrung und die Autorität. Andere suchen eben die Jungen, die reinen Theoretiker, die direkt von der Uni kommen.“ Seine Losung lautet: „Man muss willens sein, noch etwas zu lernen, weiter an sich glauben und sich selbst an die Kandare nehmen. Nicht über Absagen nachdenken – weitermachen. Ursula Quickert