Handball-Oberliga – Derbys haben ihre eigenen Gesetze. Und das Gesetz der Derbys zwischen den Handball-Oberligisten TV 05 Mülheim und HV Vallendar heißt in jüngster Vergangenheit pure Spannung. 850 Zuschauer pilgerten in die Halle des Mülheimer Schul- und Sportzentrums und sahen ein emotionales und umkämpftes Spiel. Letztlich setzte sich der der TV 05 knapp aber verdient mit 23:22 (14:11) vor der tollen Kulisse durch.
„Das müsste doch jetzt reichen“, murmelten mehrere Mülheimer Anhänger vier Minuten vor dem Ende. Doch so recht sicher war sich immer noch niemand. Max Zerwas hatte gerade das 23:19 für Mülheim erzielt, und Keeper Valentin Inzenhofer zuvor zwei Gegenstöße entschärft. Eigentlich ein komfortabler Vorsprung so kurz vor dem Schlusspfiff, doch die Erinnerung an das Hinspiel kurz vor Weihnachten spukte wohl noch in den Hinterköpfen. Denn da schafften die Mülheimer dank einer furiosen Aufholjagd in den Schlussminuten noch ein Unentschieden.
Nun etwa der spiegelverkehrte Spielverlauf? HVV-Linksaußen Lars Pitzen schaffte zwei schnelle Treffer, 60 Sekunden vor dem Ende führte Mülheim nur noch 23:21. TV-Trainer Hilmar Bjarnason reagierte mit einer Auszeit, wollte noch einmal Ruhe und Ordnung in das Spiel bringen. Doch seine Mannen leistete sich im folgenden Angriff einen leichten Ballverlust. Der HVV griff an, aber Pascal Gras gelang der Anschluss zum 22:23 erst sechs Sekunden vor dem Abpfiff, zu spät. Die Schlusssekunden gingen im Jubel des Mülheimer Anhangs unter.
Betrachtet man den gesamten Spielverlauf, so war der Heimsieg des TV 05 verdient. Fast über die gesamte Spieldistanz führten die Hausherren. Nach ausgeglichener Anfangsphase – 5:5 (9.) – setzte sich Mülheim bis zum 10:7 (15.) etwas ab. Vallendar blieb aber stets dran. Begünstigt durch eine Zeitstrafe gegen die Löwen schaffte die Bjarnason-Sieben 60 Sekunden vor Halbzeitende zwei schnelle Treffer zum 14:11.
Direkt nach dem Seitenwechsel folgte zunächst eine kurze, aber schwere Phase für die Gastgeber. Ein schnelles Gegentor, danach ein Fehlwurf und Siebenmeter für den HVV plus Zeitstrafe gegen Andreas Reick. Vallendar hatte jetzt die Möglichkeit zu verkürzen, doch der überragende TV 05-Keeper Valentin Inzenhofer parierte gegen Pascal Gras. Auf der Gegenseite erzwang Mülheim in Unterzahl zwei Siebenmeter: Julian Vogt verwandelte beide sicher. Und die Hausherren legten zwei weitere Treffer nach zum 18:12 (40.). Ein weiterer Rückschlag für den HVV folgte nur wenig später. Gerade kam Björn Peters mit zwei Treffern nach Gang besser in die Partie, da griff er sich an die Oberschenkelrückseite und signalisierte sofort, dass es für ihn nicht mehr weitergeht. Ein weiterer schmerzlicher Verlust, nachdem Abwehrchef Florian Bininda aufgrund eines Bandscheibenvorfalls ohnehin nicht mitwirken konnte. Doch Vallendar steckte nie auf, auch nicht, nachdem Stefan Nauroth per Kempa-Trick nach Vorlage von Philipp Woods das 21:16 erzielte (51.) und den Mülheimer Anhang von den Sitzen riss. Die Löwen bissen sich in den Schlussminuten noch einmal heran, letztlich war die Aufholjagd aber vergebens.
„Die mannschaftliche Geschlossenheit und die tolle Moral hat meine Mannschaft wieder einmal ausgezeichnet und zum Sieg geführt. Trotz nur 23 Treffer haben wir in der Offensive ein gutes Spiel gemacht und hinten gut gestanden mit einem klasse Keeper. Am Überzahlspiel müssen wir noch arbeiten, dass Unterzahlspiel war schon sehr gut. Für uns war es ein Riesenschritt in Richtung Klassenverbleib. Wir können die nächsten Aufgaben nun ohne den ganzen Druck angehen“, resümierte Bjarnason. Auch HVV-Coach Wolfgang Reckenthäler wusste, woran es gelegen hatte: „Mülheim war kaltschnäuziger und in den entscheidenden Situationen cleverer. Wir haben einfach mehr Fehler als der Gegner gemacht. Wir haben es durchaus in der Hand gehabt, hier etwas mitzunehmen. Sehr ärgerlich, denn ein Derby ist ja auch immer eine Sache des Prestiges.“
17 gehaltene Bälle gingen auf das Konto von Inzenhofer, der damit zum Matchwinner avancierte, diese Rolle aber bescheiden ablehnt. „Die Torwartleistung geht immer einher mit der Arbeit der Vorderleute. Wir waren heute einfach besonders heiß. Die Kulisse pusht einen zusätzlich. Natürlich kennt man die Wurfbilder einiger Vallendarer besser als die anderer Gegner, schon allein aus teilweise gemeinsamen Jugendzeiten. Ich war einfach extrem fokussiert, bin gut in die Partie gekommen, danach ist man in wie in einem Tunnel“, sagte Inzenhofer.
Von unserem Mitarbeiter
Lutz Klattenberg