Handball-Rheinhessenliga – Dieses Derby hatte es wirklich in sich. Die TuS Kirn setzte sich in der heimischen Kyrau-Halle gegen den Rheinhessenliga-Konkurrenten HSV Sobernheim relativ knapp mit 25:21 durch. Gerade gegen Ende schenkten sich beide Handballteams keinen Millimeter der Platte. HSV-Keeperin Charlotte Schmidt parierte beispielsweise einen harten Wurf von Julia Alt mit dem Gesicht und lag noch Minuten nach Spielende benommen auf dem Hallenboden. Die favorisierte TuS tat sich gegen die gute Abwehr des HSV lange schwer.
„Entscheidend war der Anfang der zweiten Hälfte. 18 Minuten lang stand die Abwehr gut“, sagte TuS-Coach Maouia ben Maouia. Die TuS führte prompt mit 19:15. Doch es wurde noch einmal spannend. Der HSV kam bis auf ein Tor heran. „Leider haben wir dann Fehler begangen, die wir nicht machen können, nicht machen dürfen“, sagte HSV-Coach Jan-Philipp Lang. Außerdem kritisierte er die Schiedsrichterleistung in den letzten Minuten. „In der Schlussphase wird meine Außenspielerin abgegrätscht, und es gibt keinen Pfiff, keine Zeitstrafe, nix“, schimpfte Lang. „Wenn wir da Ballbesitz bekommen und zwei Minuten obendrauf, sieht es anders aus.“
Stattdessen blitzte die Klasse der TuS-Angreiferinnen auf. Sandra Lukas, die bei Weitem nicht die Top-Form des Hinspiels erreichte, zog in die Mitte und täuschte einen Wurf an. Sandra Haas kreuzte just in diesem Moment ihren Laufweg und hatte nach dem Zuspiel freie Bahn in Richtung Tor. 23:21 – die Vorentscheidung. Die Kirnerinnen hatten in der heißen Endphase extrem physische Verteidigung gespielt – teilweise über die Grenze des Erlaubten hinaus. Pfiffe blieben aber aus. Als eine Folge davon verpuffte der nächste HSV-Angriff mit einem Fehlpass beim Spielaufbau. Die Gastgeberinnen legten zwei Tempogegenstöße nach und erhöhten zum 25:21.
So einfach wie in den letzten Minuten waren die Kirnerinnen zuvor selten zum Tor gekommen. Die 6-0-Deckung des HSV stand sehr kompakt. Vor allem das Zentrum wollte Lang abriegeln. Die Außen standen dafür häufiger blank und konnten gut angespielt werden. Deren schwache Wurfquote rechtfertigte die Taktik. Bei eigenen Angriffen setzte der HSV auf hohes Tempo und Durchstecker an den Kreis. Während die TuS-Spielerinnen den Ball oft langsam in die gegnerische Hälfte schleppten, machte Meike Maschtowski bei jedem Ballbesitz sofort Tempo. Die Spielmacherin hatte beim Passen einen absoluten Sahnetag erwischt. Ein Großteil der HSV-Tore fiel direkt nach Anspielen von ihr. Egal, ob sie ihre Schwester Kim am Kreis fand oder die Außenspielerinnen bediente. Ben Maouia spielte zeitweise mit dem Gedanken, sie mit einer offensiven Verteidigung unter Druck zu setzen. „Da haben wir uns aber schnell wieder dagegen entschieden“, sagte er. „Wir haben gemerkt, dass sie die Lücken zu gut findet, selbst in der 6-0-Abwehr. Deshalb haben wir uns wieder darauf konzentriert, hinten alles schön dichtzumachen. So soll es sein.“ Der Schachzug ging auf. Der HSV strahlte aus der zweiten Reihe einfach keine Gefahr aus. Alexandra Jacob hätte potenziell die Größe, um aus der zweiten Reihe zu ballern. Sie nahm sich aber keine Würfe. Carolin Häßner versuchte es immerhin zweimal, scheiterte aber deutlich. Ben Maouia kritisierte trotz des Sieges überraschenderweise die Einstellung seines Kollektivs: „Im Training sind wir viel zu wenige. So geht es nicht.“
Von unserem Mitarbeiter
Carsten Zillmann