Mainz
Türkische Popdiva rührt ihre Fans zu Tränen

Für Sezen Aksu nehmen manche Fans weite Anreisen in Kauf.

Julia Rau

Mainz - Sezen Aksu ist ein Phänomen. Ein Star unter Türken, den meisten Deutschen unbekannt. Die Popdiva gab nun ein großartiges Konzert in Mainz.

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Mainz – Zu leisen Klängen der Sängerin Cesaria Evora, die im Hintergrund laufen, füllen sich die Reihen mit Freundinnen, Pärchen, Gruppen und Familien.

Für den türkischen Popstar Sezen Aksu, die in Deutschland nur zwei Konzerte gibt, haben sich vor allem die weiblichen Fans schick gemacht: Es herrscht eine hohe High Heel- und Rockdichte. In der Luft liegt eine freudige Erwartung, man trifft Bekannte und Verwandte und deckt sich mit den CDs der Sängerin ein, die seit 1975 im Geschäft ist und schon auf dem größten Fernsehmusiksender, MTV, zu sehen war. Sie schreibt die meisten Lieder selber und sorgte mit dem so genannten Küsschenlied „Simarik“ für den Sänger Tarkan für einen internationalen Hit.

Das Saallicht geht aus, die Handys verstummen, die Show in der ausverkauften Rheingoldhalle beginnt. Sieben Musiker und eine Background-Sängerin betreten die dunkle Bühne und stimmen das Publikum mit orientalischen Klängen auf den Abend ein – und auf den Auftritt der blonden Diva im blauen, hoch geschlitzten Abendkleid. Sofort springen alle von den Sitzen auf, um sie mit heftigem Applaus zu begrüßen, und es erklingt die leicht raue und angenehm tiefe Stimme der Sängerin. Begleitet wird sie von fantastischen Musikern an Klavier, Schlagzeug, Gitarre, Oboe, Cello und Ou – einem Saiteninstrument aus dem arabischen Raum.

„Ich kenne alle Lieder von ihr, und ich mag sie auch als Person sehr – sie steht für die moderne Türkei“, erzählt Asiye-Beyza Ceviker. Erhan Suna, der seine Mutter zum Konzert begleitet, ist von der Pop-Ikone begeistert: „Ihre Musik habe ich schon als Kind gerne gehört – später, wenn man sich verliebt, bekommen ihre Lieder eine ganz neue Bedeutung.“

Sein Bruder ist vor zwei Jahren für ein Konzert extra nach Istanbul geflogen. „Das war mir zu weit – aber in Mainz wollte ich sie unbedingt sehen. Ich finde es interessant, dass heute auch Deutsche hier sind“, sagt der Student aus Neu-Isenburg. Ein Fan der ersten Stunde ist auch Belgin Metashi: „Sezen Aksu ist wandelbar und sehr selbstbewusst, das finde ich gut.“

Die Bühnenschau beschränkt sich auf farbige Spots und Nebel – mehr brauchen Sezen Aksu und ihre Acoustic Band auch nicht. Im Vordergrund steht die Musik, wie die Sängerin selber eine ausdrucksstarke Mischung aus Orient und Okzident. Zwischen den melancholischen Melodien und tanzbaren Liedern sorgt Aksu immer wieder mit Anekdoten und dem direkten Dialog mit dem türkischen Publikum für Lacher – auch die Tanzeinlagen mit angedeuteten Bauchtanzbewegungen kommen bei den Zuschauern gut an.

Bei den Hits singt der ganze Saal mit, und die Balladen rühren manche Zuschauerin zu Tränen. Der emotionale und mitreißende Abend geht mit einem Sturm auf die Bühne zu Ende, jeder will noch einmal „seinem“ Star ganz nah sein – Erinnerungsfoto inklusive.

Caroline Eva Gerner