Mainz 05
Tuchel will die "Gier auf Siege" erhalten

Thomas Tuchel.

Julia Rau

Mainz - Der FSV Mainz 05 hat die Vereinschronik um ein glorreiches Jahr 2010 bereichert. Rekorde über Rekorde: Platz zwei in der Bundesliga, elf Siege und saisonübergreifend 56 Punkte auf der Habenseite. "Ein total verrücktes Jahr", sagte Präsident Harald Strutz.

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Mainz – Mit ein wenig Ironie heizte Harald Strutz die eh schon euphorisierte Stimmung rund um den FSV Mainz 05 weiter an. „Dortmund zittert schon vor uns“, scherzte der 05-Präsident nach der grandiosen Bundesliga-Vorrunde. Trainer Thomas Tuchel blieb bei aller Freude gewohnt sachlich.

„Wir müssen uns die Gier auf Siege erhalten“, sagte der 37-Jährige. Sinnbild und Ansporn für die Mainzer Art des Fußballs sei das 4:2 beim FC St. Pauli gewesen. „Da war klarer Stil zu erkennen, wir haben uns Respekt erarbeitet“, stellte Tuchel bei seiner Hinrundenbilanz fest.

Eins, zwei oder drei: 15 Mal stand Mainz auf einem dieser Plätze. Mit elf Siegen – in der gesamten Aufstiegssaison waren es zwölf – und 33 Punkten sind die Rheinhessen mit den punktgleichen Leverkusenern erster Verfolger von „Herbstmeister“ Borussia Dortmund (43). „Zu erwarten war das alles nicht. Aber so eine Siegesserie wie zu Beginn mit sieben Erfolgen, die macht was mit dir. Lernbereitschaft und Wille sind überragend“, erklärte Tuchel. Er hob „Fortschritte im gelebten Glauben“ heraus und forderte: „Wir müssen weiter groß denken.“

Mit Bedacht hat der 37-jährige Coach den Ort des winterlichen Trainingslagers (3. bis 7. Januar 2011) ausgewählt. Auf dem alten Trainingsgelände seines Lieblingsclubs FC Barcelona mit Blick auf die riesige Betonschüssel des Estadio Nou Camp will er sein Team auf den Kampf um den Einzug ins internationale Geschäft vorbereiten. Auf eine Prognose für die Rückrunde lässt sich ein akribischer Arbeiter wie Tuchel jedoch nicht ein. „Das ist nicht unser Maßstab. Wir wollen noch mal Prozente hinzugewinnen, nicht stehenbleiben in der Leistung“, sagte Tuchel, der seine Spieler mit der Vorgabe von Leistungskriterien reizen will.

Spieler besser zu machen, ist für den 37-Jährigen ein wichtiges Kriterium. Sami Allagui und Marco Caligiuri zum Beispiel kamen aus der 2. Liga von Greuther Fürth und sind zu festen Größen geworden. „Beide haben das Zeug zu überdurchschnittlichen Bundesligaspielern. Ihre Entwicklung ist nicht zu Ende“, meinte Tuchel.

Steigerungen erwartet er von den Mainzer Jung-Nationalspielern. „Lewis Holtby hat an Form gewonnen. Es fehlt ihm aber an Ballsicherheit, Torgefahr, Tempodribblings wie zum Start“, sagte Tuchel. André Schürrle sei nach anfänglichen Schwächen wegen einer Verletzung auf dem richtigen Weg. Für beide gelte, dass sie sich eine Wettkampfhärte über 90 Minuten erarbeiten müssen. „70 Prozent Leistung reichen nicht. Ein guter Pass macht kein gutes Spiel.“

Personelle Umwälzungen stehen bei Mainz 05 in der Winterpause nicht an. „Die Tendenz ist, eher kleiner zu werden. Irgendwann wird man den Spielern nicht mehr gerecht, wenn der Kader zu groß ist“, erklärte Tuchel. 18 Spieler plus drei Toptalente, dazu drei Torhüter schweben ihm als Kaderstärke vor. Haruna Babangida weiß bereits, dass sein Vertrag zum Jahresende ausläuft. Wechselkandidaten sind zudem Jan Simak, Zsolt Löw und Morten Rasmussen. Detlef Rehling