Manchmal ist es auch bei den großen Rennen so, dass du willst, aber es geht nicht recht – irgendwas klemmt. So ging es am Sonntagmorgen Dieter Mallmann, der am Stadtrand von Emmelshausen seine Startposition einnahm. Alles war vorbereitet: monatelanges Training, hoher Kilometerumfang, viele gute Einheiten. Dazu hatte sich sein jahrzehntelanger Kumpel Berthold Mallmann bereit erklärt, einige Kilometer mit dem Rad mitzufahren, zudem hatten sich zwei Läufer gefunden, die Dieter Mallmann begleiten würden. Auf den ersten fünf Kilometer Roland Stoffel, anschließend und bis ins Ziel Marathon-As Thomas Wendling. Sicher hätten auch andere Läufer noch alles gegeben, um Dieter Mallmann zu begleiten und zu unterstützen. Sein Vorhaben war ambitioniert, aber machbar: Zu dem durch die Corona-Situation verwehrten DM-Titel im Marathon in seiner Altersklasse zu laufen – in einer Zeit um oder gar unter 2:50 Stunden. Dies entspricht einem Schnitt von 4 Minuten pro Kilometer oder knapp darüber. Für Normalsterbliche ein fieses Tempo, für Dieter Mallmann eine vergleichsweise normale Sache. Dieses Tempo 42,195 Kilometer lang zu halten, dafür hatte der Pfalzfelder trainiert, darauf war er mental vorbereitet.
„Manchmal willst du dich quälen, aber es geht gar nicht richtig“, erklärte Dieter Mallmann später. Nach „seiner“ DM war er glücklich und dankbar für die Unterstützung vieler – natürlich einzeln angereister und an der Strecke stehender – Freunde, und sportlich auch nicht weiter enttäuscht. Es war ein schwieriger Tag gewesen, mit Magenproblemen, einem immerwährenden Kampf um einen Laufrhythmus. Kurzum: Es lief einfach nicht rund. Schon nach zwei, drei Kilometern war erkennbar, dass Dieter Mallmann einen solchen „gebrauchten“ Tag erwischt hatte. „Dass Dieter das trotzdem durchgezogen hat, ist saustark“, sagte Thomas Wendling nach dem Zieleinlauf.
In 3:01:12 Stunden blieb Dieter Mallmann zwar etwas hinter seinen Möglichkeiten zurück, aber er war froh. „Es hat mich riesig gefreut, dass mich so viele unterstützt haben“, sagte er. Dazu gehörte neben Thomas Wendling auch ein weiterer früherer Sieger des Hunsrück-Marathons: Peter Christ, der auch mit Krücken in Leiningen an die Strecke kam, um seinen langjährigen Sporfreund anzufeuern. Am Tag nach seinem starken Lauf konnte Dieter Mallmann stolz auf seine Leistung blicken, auf seine mentale Stärke und darauf, dass diese „DM“ noch etwas anderes schönes mit sich gebracht hatte: keinen Muskelkater.Volker Boch