Mountainbike-DM: Elitefahrer des RSV Daadetal trotzt doppeltem Handicap und wird Zwölfter
Trotz doppeltem Handicap: Gerrit Rosenkranz fährt bei Mountainbike-DM zu Platz 12
Nicht nur diese zwei Kontrahenten sammelte Gerrit Rosenkranz (vorne) beim Elite-Rennen um die deutsche Meisterschaft im Cross-Country ein. Von ganz hinten arbeitete sich der 37-Jährige aus Friedewald Stück für Stück nach vorne und wurde am Ende starker Zwölfter. Foto: Alfons Benz
Alfons Benz

Gedern. Dass die Zeiten vorbei seien, in denen er bei den deutschen Meisterschaften im Cross-Country als Sechster oder Siebter ins Ziel fährt, dessen sei sich Gerrit Rosenkranz bewusst. Doch auch mit 37 Jahren zählt der Mountainbiker aus Friedewald nach wie vor zu den Topfahrern, wie sein zwölfter Platz, den er nun bei den nationalen Titelkämpfen im hessischen Gedern belegte, verdeutlicht. Und der ist umso mehr wert, da Rosenkranz mit einigen Handicaps zurechtkommen musste.

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„Man wird nicht jünger“, weiß Rosenkranz um den Lauf der Zeit. Auch was die Konkurrenz angeht, komme jedes Jahr wieder ein starker Jahrgang hinzu. Doch ein Platz unter den Top 20 sollte es für den Elitefahrer des RSV Daadetal schon sein. Denn die Form stimmte, weil sich der 37-Jährige über die Monate der wettkampflosen Zeit hinweg auf einem guten Niveau gehalten und die Intensität in den Wochen vor den Meisterschaften noch einmal gesteigert hatte.

Doch in den letzten Tagen vor dem Start kam das erste Handicap ins Spiel. Bei einem Arbeitsunfall brach sich Rosenkranz eine Rippe, die DM-Teilnahme stand auf der Kippe. Es nicht wenigstens zu probieren, stand jedoch zu keiner Zeit zur Debatte, zumal der Anfahrtsweg mit knapp anderthalb Stunden für eine deutsche Meisterschaft vergleichsweise überschaubar war. Beim Abfahren der Strecke machte sich die Rippe dann zwar bemerkbar, aber die Schmerzen hielten sich in Grenzen.

Einem Start stand also nichts im Weg, einem guten Startplatz allerdings schon. Denn die Auslosung erwies sich für Rosenkranz letztlich als weiteres Handicap. Da der Friedewalder nicht mehr regelmäßig bei internationalen Rennen dabei ist, zählte er zu den Fahrern, deren Startplätze gelost werden. War er in dieser Sache schon bei den Titelkämpfen im Vorjahr nicht vom Glück verfolgt, so wurde Rosenkranz diesmal sogar als Letzter aufgerufen und musste somit von ganz hinten ins Rennen gehen, was die Angelegenheit noch einmal komplizierter machte.

Befreit aufgefahren

Doch der 37-Jährige ist lange genug dabei, um mit derlei Widrigkeiten umgehen zu können. „Ich habe gedacht, dass es schlechter nicht mehr laufen kann, und bin dann befreit aufgefahren“, erzählt der Friedewalder, der im knapp 60 Fahrer starken Feld kontinuierlich nach vorne fuhr und sich relativ schnell unter den Top 20 wiederfand.

In der letzten der insgesamt acht Runden auf dem 4045 Meter langen Rundkurs mit einem Höhenunterschied von 140 Metern musste Rosenkranz dann die Entscheidung treffen, ob er noch mal einen Angriff auf den in Reichweite fahrenden Elftplatzierten startet oder doch besser auf Nummer sicher geht. Die Entscheidung fiel auf Letzteres, weil Rosenkranz „schon ziemlich angeknockt“ war, wie er sagt.

Bleibt am Ende die Frage, was für ihn unter besseren Voraussetzungen möglich gewesen wäre. Dabei geht es nicht mal so sehr um die angeknackste Rippe, die sich dank erhöhtem Adrenalinspiegel während des Rennens gar nicht bemerkbar machte und auch im Nachhinein keine starken Schmerzen verursacht, wie Rosenkranz erzählt. „Wenn ich weiter vorne gestartet wäre, wäre ein Top-10-Platz möglich gewesen“, mutmaßt er. Denn während die Akteure im vorderen Feld gerade in den ersten beiden Runden wie gewohnt Gas geben konnten, war Rosenkranz im hinteren Feld vor allem mit Grabenkämpfen und Überholmanövern beschäftigt.

Härtetests für Olympia

Allerdings will der Fahrer des RSV Daadetal auch nicht außer Acht lassen, dass es für ihn mit einem besseren Startplatz wiederum ein ganz anderes Rennen mit anderen Herausforderungen geworden wäre. Deshalb sei er letztendlich mit dem, was er erreicht hat, zufrieden, und auch damit, dass es nach wie vor für einen Platz in der nationalen Spitze reicht. „Die deutsche Meisterschaft ist das Highlight des Jahres, immer umkämpft“, weiß Rosenkranz aus Erfahrung. Das traf diesmal vielleicht noch ein Stückweit mehr zu, da einige Olympia-Kandidaten die Veranstaltung als letzten Härtetest vor den Sommerspielen in Tokio nutzten.

Zu denjenigen gehört auch Profi Manuel Fumic, der sich in Gedern bei seinen letzten deutschen Meisterschaften im Cross-Country zum sechsten Mal den Titel holte. Bevor der 39-Jährige seien Karriere beendet, hofft er noch auf eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen. Es wären seine fünften.

1:30:05 Stunde brauchte der Sieger für seine acht Runden. Dahinter reihten sich Niklas Schehl mit einem Rückstand von 1:15 Minute und Georg Egger (1:58) als Dritter ein. Gerrit Rosenkranz war insgesamt 1:37:51 Stunde unterwegs und kam 7:46 Minuten hinter Triumphator Manuel Fumic ins Ziel. Andreas Hundhammer

„Alles rausgefahren, was ging“: Nils Riecker landet bei Cross-Country-Premiere auf Platz 31

Auf dem Trial-Fahrrad wurde er zweimal Deutscher Meister und nahm auch an Welt- und Europameisterschaften teil. Nach seinem Wechsel aufs Mountainbike und diversen Sprint-Wettkämpfen im vergangenen Jahr feierte Nils-Obed Riecker nun in Gedern eine Premiere. Dass sich der 25-Jährige aus Helmenzen für sein erstes Cross-Country-Rennen gleich die nationalen Titelkämpfe aussuchte, zeugt vom Ehrgeiz, mit dem er seinen neuen sportlichen Lebensabschnitt angeht. „Ich hab alles rausgefahren, was ging. Acht Monate strukturiertes und diszipliniertes Training zahlen sich aus, wenn man will und darf“, kommentierte Riecker auf Facebook seinen 31. Platz in der Elite-Klasse. hun