Verbandsgemeindewerke wachsen nach Fusion und Kündigungen allmählich zusammen
Trinkwasser bleibt noch viele Jahre Baustelle

Alles parat für den großen Betontag in Heimweiler: Die Arbeiten an dem großen Sammelhochbehälter kommen dank der milden Witterung gut voran. Mittlerweile ist die Baustraße von Heimweiler (im Hintergrund) zur Baustelle etwas besser ausgebaut. Dennoch ist die Anfahrt für schwere Baufahrzeuge eine echte Herausforderung. Seit einigen Tagen ist Polier Detlev Hahn von der Firma Dillig dabei, alles für den großen und langen Betontag am Donnerstag vorzubereiten. Frühmorgens soll sich die Betonpumpe einfinden, um dann 250 Kubikmeter Beton zu gießen. Die Bodenplatte ist entscheidend für die spätere Stabilität des Hochbehälters. Deshalb wird größter Wert auf deren Ausführung gelegt. Über die Stabilität und Haltbarkeit der betonierten Bodenplatte entscheiden viele verschiedene Faktoren. Dazu zählen der sorgfältig vorbereitete Boden, die Verschalung und die Bewehrung. Auch die Betonmischung ist entscheidend für die Stabilität. Diese Platte in Heimweiler ist 620 Quadratmeter groß. Darauf stehen die beiden Kammern mit einem Durchmesser von 8,40 Meter sowie das Maschinenhaus. Bevor der Beton fließen kann, wurden bereits mehr als 33 Tonnen Stahl als Bewehrung eingebaut. Je nach Witterungsverhältnissen am Donnerstag und der daraus entstehenden Bindezeit des Betons kann das Glätten der Oberfläche durchaus bis in die Nachtstunden dauern. sns Foto: Sebastian Schmitt

sebastian Schmitt

Kirn. Bei einem solchen Betriebskonstrukt reicht ein Werkleiter, man braucht keine zwei. Das war der Tenor bei der Satzungsentscheidung über die Leitung der Verbandsgemeindewerke Kirner Land mit 40 Mitarbeitern. Dort war man nach der Fusion von Verbandsgemeinde und Stadt mit einer Doppelspitze gestartet. Jochen Stumm als Stadtchef hatte als Techniker und Oliver Kohl als VG-Werke-Chef als Kaufmann das Sagen. Nach Kohls Ausscheiden und Wechsel nach Ingelheim (Bürochef des Oberbürgermeisters) wurde für ihn ein Nachfolger gesucht. Jetzt ist Jochen Stumm alleiniger Werkleiter. In der zweiten Führungsebene wurden in nicht öffentlicher Sitzung die Weichen gestellt.

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Weichenstellungen gibt es auch im Hinblick auf die Wasserversorgung von Kirn und der Region Kirner Land. Wie berichtet, wird ein Anschluss an Nachbarverbände angestrebt, weil die Brunnen im Groß- und Heimbachtal seit Jahren über Gebühr beansprucht werden. Über Gebühr und die Fördergrenzen hinaus war 2019 im Großbachtal auch wegen des stark gesunkenen Weitersborner Brunnenpegelstand gefördert worden. Weitersborn habe sich leicht erholt, aber noch nicht so wie gewohnt, informierte Werkleiter Stumm auf Nachfrage. Der Anschluss Simmertals und Hochstädtens (wegen der B 41-Baustelle) an die Heimbachtalquellen war den Wasserkunden aufgefallen. „Unser Wasser ist nicht mehr so wie es war“, gab Werner Speh (Simmertal) die Bürgermeinung wieder und bekam von Stumm recht: „Das Heimbachtalwasser ist härter als das Weitersborner Hunsrückwasser.“ In Sachen Wasseranalyse fragte Grünen-Sprecher Horst Schäfer nach, ob man nicht künftig Calcium- und Magnesiumwerte bei den Analyseveröffentlichungen aufführen könnte. Das wurde zugesagt. Schäfer merkte an, dass gerade in trockenen Sommern (wie seit drei Jahren) die landläufig „angeblich so guten“ hohen Calziumwerte besorgniserregend gestiegen seien.

Verkeimungsproblem gelöst?

Schäfer hatte auch nach der Umsetzung der zahlreichen Maßnahmen nach der Wasserverkeimung vor zweieinhalb Jahren gefragt. Ad hoc habe man einiges umgesetzt, aber auch umfangreiche Investitionen getätigt und Brunnenneubohrungen (wie in Limbach) initiiert. Einige Hochbehälter habe man im Bestand sanieren können, andere auch aus Sicherheitsgründen etwa wegen nicht einhaltbarer Unfallverhütungsvorschriften stilllegen müssen. Die Umstellung werde noch Jahre dauern, sagt Stumm.

Im Finanzzwischenbericht der VG-Werke Kirner Land wurden Auswirkungen der Fusion von Stadt Kirn und VG Kirn-Land mit der Zusammenführung der bis dahin eigenständigen Eigenbetriebe angedeutet. Die Entgelte bei Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung sind gemäß dem Fusionslandesgesetzes noch als getrennte Einheiten geführt. In der Zwischenbilanz geht man davon aus, dass die Kostenansätze nicht in allen Positionen gehalten werden können.

Bei der Wasserversorgung im Kirner Land geht man von einer höheren Wassernachfrage als geplant aus. Kostensteigerungen gab es auch durch die Tarifanpassungen. Für die früheren Mitarbeiter der VG-Werke Kirn-Land wurde jetzt gemäß dem Fusionsvertrag die Überleitung vom Tarifvertrag öffentlicher Dienst in den für sie günstigeren Tarifvertrag der Versorgungsbetrieb realisiert.

Noch keine einheitlichen Gebühren für Stadt und VG

Die Aufgaben der Wasserversorgung, der Abwasserbeseitigung sowie das Jahnbad der Stadt Kirn sind auf die neue Verbandsgemeinde übergegangen. Im Landesgesetz ist geregelt, dass bis zum 1. Januar 2021 ein einheitliches Beitrags- und Gebührensystem in der Abwasserbeseitigung umzusetzen ist; in der Wasserversorgung ist eine Trennung der Einrichtungen bis längstens 31. Dezember 2022 möglich.

Dies ist bislang noch nicht geschehen. Bis dahin werden zwei Abrechnungseinheiten, in denen die ehemaligen Eigenbetriebe mit ihren jeweiligen Sparten weitergeführt werden, gebildet. Der Jahresabschluss 2019 des Eigenbetriebs Verbandsgemeindewerke für den Bereich Stadt Kirn ist auch Thema am Donnerstag, 10. Dezember, 18 Uhr, bei der VG-Ratssitzung im Kirner Gesellschaftshaus.

Beim Jahnbad fällt zwar eine gewisse Entlastung durch die Corona-bedingte Schließung ins Gewicht, weil die geringeren Aufwendungen die entgangenen Eintrittsgelder von geschätzt 100.000 Euro mehr als kompensieren werden. Corona-bedingt werden Ein- und Ausgaben nach der vorliegenden Datenlage über 4 Millionen Euro weniger bilanziert werden als im Plan 2020 ursprünglich genannt, darunter 3,9 Millionen Euro weniger Kredite. Dabei fallen größere verschobene Baumaßnahmen ins Gewicht wie etwa der Hochbehälterbau in Heimweiler, die Neubaugebietserschließung in Hennweiler und Simmertal (dort gärt es derzeit, weil der Eigenheimentwickler mit Rücktritt droht, falls sich ein naher Baggerbetrieb nachhaltig dort etabliert). Am Montag gibt es noch einmal einen Gesprächstermin.

Wasseroptimierung verschoben

Auch die Optimierung der Kirner Wasserversorgung in den Höhengebieten wurde verschoben. Es gab aber auch Mehrkosten wie etwa in der Albert-Schweizer-Straße, der Obersteiner Straße und der Bergstraße. Immerhin gab es im vergangenen Jahr beim Jahresabschluss des vormaligen Eigenbetriebs Stadtwerke für das Wirtschaftsjahr 2019 erfreuliche Gewinne zu verbuchen. Michael Neutz von der Wibera trug den Prüfbericht vor, den Gremien wurde Entlastung erteilt. Der Jahresgewinn 2019 der Wasserversorgung in Höhe von 143.984,04 Euro wird so wie auch der Jahresgewinn 2019 der Abwasserbeseitigung in Höhe von 356.251,97 Euro der Rücklage zugeführt. Diesem Jahresgewinn von rund 500.000 Euro von 2019 steht ein Gewinn im Jahr 2018 in Höhe von 124.000 Euro gegenüber.

Von unserem Redakteur
Armin Seibert