Mainz – Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 hat jetzt auch seine Minusserie im eigenen Stadion beendet. Nach Heimniederlagen gegen den HSV, Borussia Dortmund und Hannover 96 schlug die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel am Bruchweg den 1.FC Nürnberg mit 3:0 (1:0). Die Fans feierten den wiedererstarkten Tabellenzweiten mit „Olé Fiesta“- und „Europapokal“-Gesängen.
"Wir waren nie weg“, sagte Manager Christian Heidel hinterher auf die Frage, ob die Mainzer jetzt wieder da seien. „Wir haben schon besser gespielt als heute, aber es war souverän.“
Thomas Tuchel hatte dieselbe Startelf nominiert wie zuletzt beim 3:2-Erfolg in Mönchengladbach. Also mit den im Borussenpark verletzt ausgeschiedenen Christian Wetklo im Tor (Heinz Müller saß erstmals wieder auf der Bank) und Malik Fathi als linkem Außenverteidiger. Und der bedankte sich auf seine Weise – mit dem ersten Assist im zweiten Saisoneinsatz: In der 27. Minute nahm Fathi einen von Christian Fuchs getretenen Eckball direkt ab, hätte wahrscheinlich das Tor verfehlt, doch André Schürrle stand in der Schussbahn und lenkte den Ball zum 1:0 unter die Latte.
Es war die zweite Mainzer Chance gegen eine Nürnberger Mannschaft, die defensiv sehr gut sortiert stand und sich mit einigem Erfolg bemühte, das Angriffsspiel der Gastgeber frühzeitig zu unterbinden. Die erste (Halb-)Chance hatte sich nach einer Hereingabe von Radoslav Zabavnik geboten, die Schürrle am kurzen Pfosten verpasste, und bei der Adam Szalai in der Mitte auf dem nach den Schnee- und Regenfällen des Tages seifigen Rasen wegrutschte (14.).
Auch am zweiten Mainzer Treffer war Fathi in gewisser Weise beteiligt. Der aufgerückte Abwehrspieler bekam in der 54. Minute vom mitunter verwunderlich pfeifenden Schiedsrichter Peter Gagelmann zu Unrecht einen Freistoß an der linken Eckfahne zugesprochen, Christian Fuchs brachte den Ball hart in den Strafraum, Schürrle verlängerte mit der Hacke, und am langen Pfosten grätschte Nikolce Noveski den Ball über die Linie. „Das war ja überfällig, dass ich mal wieder ein Tor schieße“, sagte der 05-Kapitän später. „An meinen letzten Treffer kann ich mich kaum erinnern. Ich glaube, es war gegen Frankfurt.“ Hier irrte der Mazedonier: Sein bislang letztes Tor hatte er am 26. April 2009 beim 4:3-Erfolg in Ingolstadt erzielt.
Dass Schürrle nur drei Minuten nach Noveskis 2:0 nach einem Bodycheck von Andreas Wolf im Nürnberger Strafraum keinen Elfmeter zugesprochen bekam, war wohl Gagelmanns Sinn für Humor entsprungen.
Spätestens jetzt waren die Nürnberger gezwungen, ihr bis sehr zurückhaltendes Offensivspiel zu intensivieren – sehr viel fiel ihnen dabei allerdings nicht ein. Dem Anschlusstreffer am nächsten kam noch Jens Hegeler mit einem Kopfball an die Latte (72.). Meist scheiterten die Bemühungen der „Clubberer“ im Mittelfeld, und den Mainzern boten sich aus den zahlreichen Ballgewinnen einige Konterchancen.
Nur eine nutzten sie. Aber wie: Christian Wetklo fängt einen Nürnberger Freistoß, läuft zur Strafraumgrenze, wirfte den Ball bis zur Mittellinie, wo Sami Allagui übernimmt. Der einbgewechselte Stürmer hebt den Ball über den verdutzten Pascal Bieler, stürmt alleine auf FCN-Torwart Raphael Schäfer zu – und lupft die Kugel aus 17 Metern über den Keeper hinweg zum 3:0. Ein Traumtor als würdiger Abschluss.
„Wir haben gegen starke Nürnberger Geduld und Willen gebraucht“, sagte 05-Trainer Thomas Tuchel. „Die Nürnberger stehen kompakt und haben gute Einzelspieler. Wir wussten vorher, dass es zäh werden kann und wir keine Chancen am Fließband bekommen würden.“ Doch seine Mannschaft habe die Energie gehabt, um im richtigen Moment zuzuschlagen – auch wenn der 3:0-Sieg „einen Tick zu hoch“ ausgefallen sei.
Club-Trainer Dieter Hecking lobte die Leistung seiner Mannschaft bis zum 1:0 als „tolle Reaktion auf die 1:3-Niederlage gegen den FCK“. Beim „relativ schlecht gespielten Eckball“, der zur Mainzer Führung geführt hatte, ärgerte sich Hecking allerdings: „Wir haben da eine klare Zuteilung, aber schalten zu häufig ab. Dann brauchen wir uns nicht zu wundern.“
Marcel Risse, der auf der rechten Angriffsseite für Schwung gesorgt hatte, sah als Schlüssel zum Erfolg, „dass wir immer wieder angelaufen sind. Wir haben immer an uns geglaubt, immer weiter nach vorne gespielt, auch wenn es eng war“. 30 Punkte seien schön, sagte der Offensivspieler mit Blick auf den aktuellen Zwischenstand, „aber wir haben noch drei Spiele vor der Winterpause, und da gibt es noch etwas zu holen.“
In diesem Fall werden dem dreifach donnernden Helau, das Stadionsprecher Klaus Hafner anstimmen ließ, wohl noch einige närrische Grüße folgen.
Peter H. Eisenhuth / Christian Karn