IHK-Tourismusausschussblickt nach vorn
Tourismus im Kreis Bad Kreuznach: Große Hoffnungen liegen auf Nach-Corona-Zeiten in 2021
Die Mitglieder des IHK-Tourismusausschusses trafen sich am Montag im Rathaus in Bad Sobernheim, um über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Tourismus an Nahe und Glan zu sprechen. Foto: Silke Bauer
Silke Bauer

Kreis Bad Kreuznach. Es ist längst nicht alles gut, aber es hätte noch schlimmer kommen können: Das war der Tenor eines Treffens des IHK-Tourismusausschusses im Rathaus in Bad Sobernheim, bei dem es um die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Tourismus an Nahe und Glan ging.

Eigentlich hatte man sich in der Kirner Brauerei treffen wollen, musste es wegen eines Corona-Falls aber ins Bad Sobernheimer Rathaus verlegen. Es trafen sich Katja Hilt, Leiterin der Naheland Touristik GmbH in Kirn, Christian Dübner und Jonas Klein von der Industrie- und Handelskammer Koblenz, Jörg Stricker vom Hotel Bollants in Bad Sobernheim, Guido Steuer, Chef des gleichnamigen Allenbacher Hotels, Gloria Mathern, die ein Weingut mit Gästehaus in Niederhausen führt sowie Ralf Schneberger, der bei der Verbandsgemeinde Nahe-Glan die Kur- und Touristinformation leitet.

Fakt ist: Momentan geht an Nahe und Glan touristisch – so wie überall – erst mal gar nichts: „Es ist total unerfreulich, den Leuten das sagen zu müssen“, findet Schneberger. Dennoch: Schaue man sich die vergangene Saison an, lasse das durchaus darauf schließen, dass auch für 2021 nichts verloren sei: „Hier auf dem Land sind wir noch relativ gut dran“, sagt Schneberger, er habe noch nie so viele Leute wie in diesem Jahr erlebt, die die eigene Heimat kennenlernen wollten. „Da findet eine neue Wertschätzung statt.“ Das hat auch Katja Hilt beobachtet: „Viele junge Leute haben gesagt, sie wären eigentlich mit dem Rucksack durch die Anden oder so gewandert und haben sich dann aber für den Soonwald entschieden.“ Sie und Schneberger hoffen, dass um die Osterzeit, wenn zumindest die Risikogruppen geimpft sind, das Reisen wieder erlaubt sein wird: „Wir hoffen alle auf das Tröpfchen aus Mainz“, sagt Hilt. Schneberger ist zuversichtlich: „Der Bedarf an Urlaub, Freizeit, Wohlbefinden wird weiterhin da sein. Die Leute sind bereit, dafür auch Geld auszugeben. Wenn die Leute nach der Krise vielleicht nicht mehr so viel fliegen, dann ist eine Chance für uns.“

Die anwesenden Vertreter des Gastgewerbes haben die Pandemie unterschiedlich erlebt: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, zeigt sich Gloria Mathern aus Niederhausen erleichtert. Ihr Gästehaus und die zwei Wohnmobilstellplätze seien ausgebucht gewesen, und auch die Vermittlung der osteuropäischen Helfer habe unbürokratisch und reibungslos funktioniert. Auch der Weinverkauf lief rund: „Es wird zu Hause mehr getrunken, das hat uns relativ gut durch diese Zeit gebracht“, sagt Mathern.

Guido Steuer aus Allenbach hingegen macht sich große Sorgen. Zwei seiner Vollzeitservicekräfte hat er im ersten Lockdown an einen Discounter verloren, seinen drei neuen Kräften musste er bereits wieder kündigen: „Ich sehe jetzt schon, dass von Januar bis März einfach zu wenig zu tun sein wird.“ Der Sommer sei zwar ganz gut verlaufen, einen zweiten Lockdown habe er sich jedoch nicht träumen lassen, wenn dann höchsten lokal in den Städten, aber nicht im Kreis Birkenfeld. Das Bollants in Bad Sobernheim war von Mitte Juni bis Oktober ausgebucht, sagt Jörg Stricker. Doch ab dem 7. Oktober seien die Stornierungen eingetrudelt – mehr als während der gesamten Corona-Zeit. Die Verluste seien schon hoch, sagt er, „wir verlieren derzeit die Buchungen für Januar, Februar, März und April“. Auch Gutscheine, sonst ein Renner in der Weihnachtszeit – will keiner mehr kaufen. „Die Kunden wissen nicht, ob es Sinn macht, so etwas zu verschenken.“

„Das Problem ist die Ungewissheit, wann man wieder öffnen darf“, weiß Katja Hilt. „Man bräuchte eine mittelfristige Perspektive, einen Punkt, auf den die Betriebe hinarbeiten können.“ Sie wünscht sich, dass der Tourismus nicht mehr länger freiwillige Aufgabe der Kommunen ist, sondern zur Pflichtaufgabe wird. „Man hat in diesem Jahr ja gemerkt, dass die Ausgaben für die touristische Infrastruktur (Anmerkung der Redaktion: zum Beispiel Rad- und Wanderwege) nicht nur für die Gäste getätigt werden. Viele Einheimische nehmen das Angebot ja auch in Anspruch.“

Noch sei ihm an Nahe und Glan kein Betrieb bekannt, der wegen Corona Insolvenz anmelden musste, sagt Christian Dübner. Doch das sei vermutlich nur die Ruhe vor dem Sturm: „Im März wird wohl eine Welle kommen.“

Von unserer Redakteurin

Silke Bauer