Idar-Oberstein
Torwartfehler ermöglicht zweiten Sieg des SC Idar-Oberstein

Thiago (rechts) zirkelte einen Freistoß an die Latte. Am Ende durfte er sich über einen Arbeitssieg mit seinem SC Idar-Oberstein gegen die SG Rieschweiler freuen. 2:1 gewannen die Schmuckstädter, ohne dabei zu glänzen. Foto: Joachim Hähn

Joachim Hähn

Idar-Oberstein. Der SC Idar-Oberstein hat seinen zweiten Sieg in der Fußball-Verbandsliga in Folge gefeiert und sein Punktekonto auf sieben Zähler aufgestockt. Dass der 2:1-Heimerfolg gegen die SG Rieschweiler mit der bislang schwächsten Saisonleistung zusammengebastelt wurde, interessierte Murat Yasar zunächst einmal wenig. "Direkt nach der Partie ist es mir erst einmal egal, wie der Sieg zustande gekommen ist. Ich bin heilfroh, dass wir die Punkte hierbehalten haben", sagte der SC-Trainer.

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„Ein Punkt für uns wäre gerechtfertigt gewesen“, meinte Yasars Gegenüber Björn Hüther – und hatte recht. Die SG Rieschweiler bediente sich zwar fast während der gesamten Partie relativ einfachen fußballerischen Mitteln, aber – so verpönt lange Bälle auch sein mögen – sie führten diesmal unter dem Strich zum gleichen Ertrag wie der Idarer Ansatz. „Wir haben versucht Fußball zu spielen“, fand Yasar zwar, aber letztlich verbuchten beide Mannschaften sechs gute Torgelegenheiten für sich.

Wunderschönes Tor von Stavridis

Vielleicht wäre die Angelegenheit deutlicher geworden, wenn der SC sein gutes Spiel zu Beginn konsequent weiter verfolgt hätte, denn eine knappe halbe Stunde lang schien nur der SC Idar am Ball zu sein. Die Mannschaft presste früh und bot einige ansehnliche Stafetten. Rieschweiler stand tief, hechelte meistens hinterher, bekam kaum Zugriff auf die SC-Akteure und hatte offensiv nichts anzubieten. Das Yasar-Team dagegen besaß schon nach vier Minuten die erste Großchance. Lucas da Silva scheiterte aus acht Metern an SG-Torhüter Dirk Jank. Vorzuwerfen war dem SC allerdings schon in dieser Phase, dass eigentlich zu wenig klare Gelegenheiten heraussprangen. Trotzdem war die Führung nach 20 Minuten verdient. Thiemo Stavridis, der sich zum besten SC-Akteur des Tages aufschwang, machte es wie Arjen Robben. Von rechts zog er mit Tempo nach innen, um dann mit dem linken Fuß aus gut 20 Metern auf den Kasten zu schießen. Wunderbar schlug die Kugel oben links im Netz ein – 1:0.

Danach allerdings wurden die Idarer Akteure lethargischer. Die Angreifer Lucas, Alex, Thiago und auch Stravridis liefen nicht mehr so konsequent an. Insgesamt war auf einmal viel weniger Bewegung im SC-Spiel, das zwangsläufig fehlerhafter wurde. Prompt tauchte die SG Rieschweiler nun öfter vor dem von Andreas Forster gehüteten SC-Kasten auf. In der 29. Minute wurde der Schlussmann dann auch das erste Mal richtig gefordert, als er einen verdeckten Schuss aus der Drehung von Pascal Frank reaktionsschnell entschärfte. Zwei Minuten später parierte der Bundeswehr-Nationalkeeper noch viel besser. SC-Innenverteidiger Franz Becker hat beim Versuch, das Spiel aufzubauen, seinen eigenen Angreifer Alex regelrecht abgeschossen. Alex ging benommen zu Boden und der Rieschweilerer Maximilian Riehmer mit dem Abpraller auf und davon. Alleine vor Forster schob der SG-Angreifer die Kugel flach in Richtung rechtes Toreck, aber der SC-Torwart brachte seine linke Hand blitzartig nach unten und lenkte den Ball zur Ecke (31.). Mühsam ackerte sich der SC bis zur Pause in die Partie zurück, vergab allerdings durch Alex die Chance zum 2:0 (45.).

Defensivprobleme beim SC

„In der zweiten Hälfte haben wir dann besser gespielt, mit mehr Tempo in der Offensive“, attestierte SG-Trainer Hüther seinem Team. Der nach wie vor relativ hoch agierende SC war nun anfällig für Bälle hinter die Vierer-Abwehrkette. Rieschweiler kam in Durchgang zwei recht häufig nach dem gleichen Strickmuster gefährlich vors Tor: Anspiel ins Zentrum, die Spitze lässt prallen und der zweite Pass kommt dann in den Rücken der SC-Abwehr. Das funktionierte auch deshalb besser, weil die Gäste mit Quincy Henderson einen pfeilschnellen Linksaußen ins Spiel brachten. Nakharin Schmeier, Idars Rechtsverteidiger, sah einige Male nur dessen Hacken, was freilich auch daran lag, dass die SC-Sechser Alexander Davidenko und Axel Neumann nun zu häufig diesen zweiten Pass in die SC-Schnittstellen zuließen und Henderson ohne Ball in den freien Raum lossprinten konnte. Probleme bekam der SC auch deshalb, weil die Innenverteidigung, die diesmal Franz Becker und Florian Muuss bildeten, mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen hatte und deshalb einige Male bedenklich wackelte.

Nun war es allerdings nicht so, dass Rieschweiler den SC vor sich her getrieben hätte. Die Gäste hatten weiter damit zu tun, die Idarer Offensive zu halten, der allerdings vorgeworfen werden muss, dass sie die Angriffe nur ganz selten sauber zu Ende spielte. Die erste Chance im zweiten Abschnitt hatte Thiago. Der Brasilianer zirkelte einen Freistoß an die Latte und verpasste so das 2:0 (49.).

Eigentor von Franz Becker

Drei Minuten später glich Rieschweiler aber aus. Pascal Frank flankte scharf von links, und Becker bugsierte die Kugel ins eigene Tor – 1:1 (52.). Acht Minuten später hatte Forster enorme Probleme mit einem Kopfball von Steffen Sprau (60.). Rieschweiler schien am Drücker, doch ausgerechnet in diese Phase hinein gelang Lucas das 2:1 für die Gastgeber. Energisch trat der Brasilianer an, ließ drei Rieschweilerer Verteidiger stehen, um dann von links aus sechs Metern fast von der Grundlinie auf die kurze Ecke zu schießen. Keeper Jank ließ sich „erwischen“ und die Kugel passieren. Ein Torwartfehler führte also zur erneuten SC-Führung (61.).

Forster pariert unorthodox

Der Treffer blieb die letzte klare Chance des SC Idar-Oberstein. Die Gastgeber kamen zwar mit zunehmender Spieldauer zu einigen Kontergelegenheiten, die aber allesamt so unsauber ausgespielt wurden, dass der Rieschweilerer Kasten nicht mehr in Gefahr geriet. Auf der anderen Seite hatten die Gäste noch zweimal die Möglichkeit auszugleichen. Henderson lief von links alleine auf Forster zu, verzog den Schuss aber vollkommen (73.). Und vier Minuten vor Schluss scheiterte Jannik Steigner an einer recht unorthodoxen doppelhändigen Faustabwehr von Forster (86.) – auch er war dem Tor alleine zugestrebt. „Wir hatten diesmal das Quäntchen Glück“, meinte Yasar, um sich dann zu Recht über einen so genannten „dreckigen Sieg“ und die Punkte fünf bis sieben zu freuen.