Kreis Bad Kreuznach – Die Torjägerehrung des Oeffentlichen Anzeigers feiert Jubiläum. Vor 25 Jahren wurde Frank Gillmann als Erster ausgezeichnet. Der Rehborner erzielte damals 27 Tore. Sieben Treffer mehr wurden für den Torschützen vom Dienst in der abgelaufenen Fußballsaison gezählt. Simon Schmidt von der TuS Waldböckelheim triumphierte mit 34 Buden und erhielt den begehrten Torjägerpokal bei einer Feierstunde im Pressehaus.
Von unserem Redakteur Olaf Paare
Der Glücksbringer ist schnell ausgemacht: Seit Töchterchen Mira vor elf Monaten das Licht der Erde erblickte und das Leben der Schmidts erhellt, ballert der stolze Papa, was das Zeug hält – am liebsten in den Kasten des Gegners. „Sie feuert mich lautstark an“, sagt Schmidt mit einem Lachen, als sich Mira bei der Ehrung bemerkbar macht. „Vor allem muntert einen der Nachwuchs nach Niederlagen schnell wieder auf“, hat Schmidts Trainer Jens Bohr festgestellt, der als Familienvater ebenfalls Erfahrungen gemacht hat.
Niederlagen gab es für die TuS Waldböckelheim in der vergangenen Saison in der A-Klasse aber kaum zu verzeichnen. Meistens wurde gejubelt, über 19 Siege und 92 Tore in 34 Partien. 34-mal hieß der Torschütze Simon Schmidt. „Diese Ehrung ist ein Verdienst der Mannschaft. Du kannst nur so viele Tore erzielen, wenn du eine starke Mannschaft hinter dir hast und du viele Bälle bekommst“, formuliert Schmidt sein Dankeschön an die TuS-Kameraden.
Umgekehrt können sich die Mitspieler auf ihren Goalgetter verlassen. In Zeiten, in denen über falsche Neuner diskutiert wird, repräsentiert Schmidt den Typus echter Neuner. Der Strafraum ist sein Revier, der rechte Fuß seine Abschlusswaffe. „Der Kopfball ist dagegen bei meiner Größe ausbaufähig“, erklärt Schmidt.
Der 27-Jährige hat vor der Torexplosion bei seinem Heimatverein fünf Wanderjahre hingelegt: „Ich wollte es mal höherklassig ausprobieren. Aber es war immer klar, dass ich zurückkehre. Ehrlich gesagt hat es mich gewundert, dass es fünf Jahre wurden. Ich dachte, ich komme schneller zurück.“ Station eins war der SVA Waldalgesheim. Dort war er nur für die U23 vorgesehen, schaffte aber den Sprung ins Oberliga-Team und feierte seine Startelf-Premiere ausgerechnet gegen den Kultverein 1. FC Saarbrücken vor großer Zuschauerkulisse. „Das war etwas Besonderes. Daran denke ich noch immer sehr gern zurück“, erinnert sich Schmidt.
In der Landesliga versuchte er sich beim FCV Merxheim. „Dort habe ich viele Freunde gefunden. Deshalb bin ich auch später noch einmal dorthin gewechselt“, berichtet er. Zwischen den Merxheim-Gastspielen lagen die Stationen SV Oberkirn und SG Breitenheim, mit denen er sich die Technikerschule finanzierte. „Alle Vereine haben mich weitergebracht“, sagt Schmidt rückblickend. Nach dem zweiten Merxheimer Intermezzo rief aber in die Heimat. „Die Geburt von Mira stand bevor, das war ein Grund. Mein Opa und mein Vater haben sich aber auch bei der TuS Waldböckelheim ehrenamtlich engagiert. Daran wollte und will ich anknüpfen“, betont Schmidt. Der nächste Schritt mit der Beförderung zum Kotrainer ist bereits eingetütet. Die Anfragen von anderen Klubs lehnte er deshalb dankend ab. Schmidt: „Da waren verlockende Sachen dabei. Aber die Vereinszugehörigkeit zur TuS steht bei mir über allem. Der Wechsel nach Waldböckelheim war die Entscheidung für eine Endstation.“ Zweifelsohne eine torreiche Endstation.
Aufgrund seiner Erfahrung in mehreren Ligen kann Schmidt eine Gretchenfrage beantworten: Ist das Toreschießen in der A-Klasse einfacher als in höheren Ligen? „Ja, das zeigt allein die größere Anzahl der insgesamt erzielten Treffer. Außerdem ist die Qualität der Torhüter nicht so hoch“, analysiert der Torjäger Der oberliga-erfahrene Bohr ergänzt: „In der A-Klasse ist einfach die Zahl der Torabschlüsse für einen Stürmer höher.“ Wie gut, dass er einen Spieler in seinem Team hat, der den Torabschluss als Stärke vorweisen kann.
Der Pokal, der ein Jahr lang das Wohnzimmer der Familie Schmidt verschönert, hat unverkennbar Ähnlichkeit mit dem Goldenen Schuh, den der Torschützenkönig der WM erhält. Thomas Müller sicherte ihn sich vor vier Jahren. „Er holt ihn sich erneut“, ist Schmidt überzeugt. Den WM-Pokal soll es für Müllers Team obendrauf geben – da ist sich die Waldböckelheimer Equipe einig. „Ich habe noch kein besseres Team bei der WM gesehen“, sagt Bohr. Schmidt ergänzt: „Deutschland wird Weltmeister.“ Und dank Glücksbringer Mira kann bei dieser Prognose für Jogis Jungs ja nichts mehr schiefgehen...