Spitzen - vonStefan Munzlinger
Tonnenweise Äpfel schon in ersten Tagen – und wo ist Storch Conrad?
Der Gebrother Rolf Merg neben dem Herzen seiner Fruchtkelterei: der 120.000 Euro teuren und seit 2002 laufenden Bandpresse. Foto: Stefan Munzlinger
Stefan Munzlinge

Kaum hat die Traubenlese begonnen, da werden auch die ersten Äpfel geerntet - und die kommt diesmal als mächtige Fruchtlawine daher.

Apfel-Tsunami in Gebroth

Seit Montag rollt eine mächtige Erntelawine auf die Fruchtkelterei Merg zu. Da ist sie nun, die erwartete und im „Oeffentlichen“ am 3. September vorhergesagte Supermenge an Äpfeln. Sofie, Tochter der Kelterei-Gründer Rolf und Antje Merg, blickte auf den Anlieferstart am Montag zurück: stressig! Mergs können sich schon in den ersten beiden Tagen über einen Spitzenwert freuen: 50, 60 Tonnen kamen zusammen. Das bedeutet für die Familie, zu der auch Marie gehört, morgens um 6 Uhr anzufangen und bis gegen 19 Uhr im Einsatz zu sein, wenn sich die Schlange der Apfellieferanten bis zur Straße windet. Die Bandpresse läuft derzeit ununterbrochen. Die Leute müssen neben den Äpfeln jetzt vor allem zwei Dinge mitbringen: Zeit und Geduld. Übrigens: Storchenfamilie Conrad und Emma-Mira samt zweier flügger Kinder sind seit 21. August weg. Die sind längst in südlichen Gefilden, vermuten nun nicht nur die Mergs.

Hoch droben auf ihrem Thron: Storch Conrad und seine Emma-Mira im Nest auf dem 5000 Quadratmeter großen Gelände an der Gebrother Fruchtkelterei Merg im Sommer. „Störche wollen dabei sein und sehen, was bei uns los ist. Viele Storchennester sind zu weit außerhalb“, sagt Rolf Merg. Foto: Monika Kirschner
Monika Kirchner

In Martas Schatten

Der Steinhardter Steinbruch hat seinen Betrieb aufgenommen. Geschichte sind jene Tage, als die Bürgerinitiative gegen „Marta“, so der Name des Abbruchareals, vor ihrer Haustür wöchentlich aktiv war. Nun berichtet ein Steinhardter, wie es sich anfühlt, einen solchen Steinbruch (fast) vor der Haustür zu haben. „Es geht, keine belästigenden Sprengungen, kein Staub, der auf Steinhardt niedergeht.“ Alles andere wäre unwahr, sagt er, der sich durchaus zu den anfänglichen Skeptikern zählt. Ein Riesenerfolg der BI: Der tägliche Lkw-Verkehr mit dem Gesteinsmaterial verlässt den Bruch in Richtung Bockenau, biegt kurz vor der Gemeinde ab und fährt zur B 41 bei Waldböckelheim. Außerdem sind im Sobernheimer Stadtteil Messstationen aufgestellt, die mögliche Vibrationen festhalten, um Häuserschäden durch kontinuierliche Sprengungen festzuhalten. Klingt alles nach spätem Frieden. Doch eines wollen die Steinhardter, die in den Vorjahren so Vieles durchgemacht haben, nicht: diesem Frieden trauen. Sie bleiben hellwach.

Im diplomatischen Korps

Kein Land mischt sich ein – in die innere Angelegenheiten der anderen Nationen. Und so sagt Landrätin Bettina Dickes keinen Ton, auf die Frage, ob die Wiederwahl von Landrat Matthias Schneider im Kreis Birkenfeld auch dem Kreis KH helfe, weil es die Fremdenverkehrsdiskussion (siehe Seite 1) erleichtert . Vielmehr nickt sie heftig, um den unterlegenen (Verlegenheits-)Kandidaten bei der BIR-Urwahl bloß keinen reinzuwürgen. Gut so, denn solche Misstöne könnten stören, was reibungslos laufen muss: die bevorstehende Umorganisation der Naheland-Touristik.

Im Eventfieber

25. Bauernmarkt im Kreuznacher DLR, Ebernburger Markt und Wein-Wander-Weg-Fest zwischen Sobernheim und Martinstein. Am Samstag muss sich schon dreiteilen, wer alles erleben will. Blöd nur, dass sich das Veranstaltungstrio gegenseitig Gäste wegschnappen wird. Beeindruckend: Knapp 50.000 Menschen werden bei den drei Events insgesamt unterwegs sein, ein Drittel der Kreisbevölkerung. Lokales Leben bewegt eben.

In der Servicewüste

Die Krux auf dem Land: das Breitband. So schilderte der Guldentaler Alfons Lorsbach im Kreistag sein Dilemma bei Internet und Telefonstörung: „Ich habe dreimal nachgefragt bei der Telekom.“ Vereinbarte Termine wurden nicht eingehalten, wortlos abgesagt, immer wieder verschoben: „Das darf nicht passieren“, ärgerte er sich. Recht hat er. Für uns Kunden bleibt es Fakt: Ist der Vertrag mit diesem oder jenem Telekommunikationsriesen erst mal abgeschlossen, stehst Du im Störungsfall später mutterseelenallein in der Servicewüste.

Spaß uff de Wies: Zum „SooNahe-Vinella“-Fest kamen am Samstag rund 2000 Gäste auf das Braunweilersche Wiesengelände. Foto: Andreas Rapp
Stefan Munzlinge

Im Ernteparadies

Und noch zwei schwelgen momentan in den Früchten von Mutter Natur: 20.000 Walnüsse haben Andreas und Claudia Rapp von „Vinella“ Bad Münster am Stein-Ebernburg in der vergangenen Woche gepflückt. Die werden jetzt in vier großen Regentonnen gewässert, täglich zweimal – auf dem Hof seines Bruders Walter. Happy sind Rapps auch nach ihrem ersten „SooNahe-Vinella“-Fest auf dem Braunweilerer Obstareal. Mit 400 Gästen hatten sie am 8. September gerechnet, stolze 2000 waren es am Ende tatsächlich. Das Essen war bereits am frühen Nachmittag ausverkauft.

Der Tag war voller Überraschungen, beispielsweise, dass immer Dutzende von Leuten zu den jeweils einstündigen Schnittkursen in die Baumreihen gefolgt sind. Allein das waren regelrechte „Völkerwanderungen, unglaublich, schreiben Rapps. Und außerdem waren alle angekündigten Tiere da: drei Kälber, sieben Ziegen, zwei Pferde und 100 Hühner.

„Ein ordentlicher Anfang“, finden Rapps zu ihrem Fest, „ob wir einen solchen Kraftakt aber noch einmal stemmen können, wissen wir noch nicht.“ Jetzt heißt es: kurz durchatmen, und schon geht's weiter zur nächsten Ernte der letzten Pfirsiche und Pflaumen. Danach dann geht's an die Äpfel und vor allem an die Birnen auf dem ehemaligen Simon-Gelände Braunweilers.