Mainz – Wenn man sie am dringendsten braucht, ist gerade keine da. Allerdings lohnt es sich, nach einer Toilette zu suchen, denn die Notlösung kann teuer werden.
Hinter einem Busch zu verschwinden oder eine Hauswand zweckzuentfremden, ist eine Ordnungswidrigkeit und kostet in Mainz rund 35 Euro. Die kostenlose Lösung ist der Gang auf eines der 23 öffentlichen Klos, die der kommunale Wirtschaftsbetrieb unterhält. Günstig ist das aber nur für den Benutzer: Ein neues Häuschen kostet 200 000 Euro. Die Edelstahlkonstruktionen funktionieren mit selbstspülendem Mechanismus, der über Sensoren in Gang gesetzt wird.
Rund 380 000 Euro kostet die Unterhaltung der Toiletten die Stadt jährlich. Das ist zu viel Geld, findet die Ampelkoalition. Darum hat sie einen Haushaltbegleitantrag vorgelegt, mit dem geprüft wird, ob das nicht private Betreiber übernehmen können.
Dass die silberfarbenen Kästen bei vielen ein schlechtes Image haben, kann kaum daran liegen, dass sie verschmutzt sind, meint Volker Mettke, der Chef des Wirtschaftsbetriebs: „Die Toiletten werden ein- bis zweimal täglich gereinigt.“
Allerdings sind längst nicht alle rund um die Uhr benutzbar. Viele öffnen zwischen 6 und 8 Uhr morgens und schließen um 23 Uhr. Durchgängig geöffnet sind nur die Häuschen am Hauptbahnhof und am Höfchen. Beliebt ist daher der Gang in die nächste Kneipe, doch das kann teuer werden: In Mainz nehmen viele Wirte inzwischen 50 Cent von „Fremdpinklern“; zu Hochphasen wie an Fastnacht fällt oft sogar 1 Euro an. Und das ist erlaubt: „Jeder ist Herr seines eigenen Ladens“, stellt Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr klar.
Das gilt aber nur für Bedürftige, die kein Gast sind. Es ist Wirten nämlich verboten, von ihren Gästen Geld fürs WC zu verlangen. Der Klobesuch ist von dem Moment an inklusive, in dem die Bestellung beim Kellner aufgegeben wird.
Eine Fehlannahme ist es übrigens, dass Kneipen oder Restaurants grundsätzlich Männer und Frauen getrennte Toiletten anbieten müssen. Erst ab einer Kneipen- oder Ladengröße von 50 Quadratmetern sind separate WCs Pflicht. Überhaupt müssen erst ab einer Ladengröße von 20 Quadratmetern Klos eingerichtet werden. Mit einer Ausnahme: Wenn Alkohol ausgeschenkt oder verkauft wird, ist der Inhaber dazu verpflichtet, ein Klo einzubauen – egal, wie groß die Räume sind. Um die Toilettenpflicht zu umgehen, verzichten viele Döner- und Pizza-Imbisse auf den Verkauf von Alkohol.
Anna Kröning