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Essenheim
Taschowsky malt alles außer Hitler - Schau in Essenheim

Figuren aus der Filmwelt: "Goldmann" von Marc Taschowsky.

Julia Rau

Essenheim - Bunt, schrill und witzig ist die neue Schau im Kunstforum Essenheim. Marc Taschowsky und Zoppe Voskuhl haben sie mit ihren Werken bestückt - Frischware aus Berlin sozusagen.

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Essenheim – Alles außer Hitler – diese Regel hat sich der Berliner Maler Marc Taschowsky schon früh gegeben. „Ich bediene mich bei meinen Bildvorlagen aus der Medienwelt – die Figuren existieren für mich in der gleichen Welt wie reale Menschen“, erzählt der 1972 in Frankfurt geborene Künstler.

So hängt in der Ausstellung „Marc Taschowsky und Zoppe Voskuhl – Malerei aus Berlin“ im Essenheimer Kunstverein Erni neben Frankensteins Monster und Helmut Schmidt neben Snoopy.

Die Technik, Öl auf Leinwand, ist dagegen ganz traditionell – auch bei den Vorzeichnungen legt Taschowsky großen Wert auf Exaktheit: „Wenn die Gesichter nicht mehr erkennbar sind, ist das Bild für mich nicht brauchbar. Eine komplett realistische Abbildung interessiert mich aber auch nicht.“

Aus dem Verfremdungseffekt, der durch die kräftigen Farben und die teilweise verwischten Konturen entsteht, ergibt sich ein reizvolles Spiel mit den Bildern im Kopf des Betrachters. Dazu lädt auch die Galerie der „Pärchen“ ein – mit Fix und Foxi, Beeker und Dr. Bunsen und anderen Stars, die für Taschowskys Generation alte Bekannte sind.

Auch auf den Bildern von Zoppe Voskuhl, dessen Vorname auf seine ostfriesische Herkunft hinweist, geht es auf den ersten Blick kindgerecht zu. Aber die Idylle der knallbunten Szenerien trügt. Die „Rüdis“, wie Voskuhl seine Gestalten mit den übergroßen Köpfen, roten Nasen und schmächtigen Körpern nennt, entsprechen zwar dem „Kindchenschema“, übersteigern es aber ins Groteske.

Und so unschuldig, wie es beim Waldspaziergang auf dem zentralen Gemälde „Sonntag“ den Anschein hat, so wenig harmlos geht es auf anderen Bildern zu: Sie zeigen die „Rüdis“ bei Sex, Drugs and Rock’n Roll. „Der Name ‚Rüdi’ geht auf einen Kollegen zurück, der vor 18 Jahren eine dieser Gestalten spontan erst ,Rüdiger’, dann ,Rüdi’ getauft hat“, schmunzelt Voskuhl. Er schafft in seinem Werk einen eigenen Kosmos, der von hintergründigem Humor geprägt ist – und von einer leisen Melancholie, die auf den Gesichtern vieler „Rüdis“ liegt. Daneben bestimmen surreale Elemente seine Malerei.

Damit kreiert er eine scheinbar kindliche Traumwelt, die auf den zweiten Blick bedrohlich wirken kann, etwa beim Familienausflug ins Grüne am Sonntag. Wie vielseitig die „Rüdis“ sind, zeigt auch sein „Selbstbildnis als Hexe“: Leichtgeschürzt, mit flatterndem Kopftuch, reitet er als „Rüdi“ auf dem Hexenbesen dem künstlerischen Pathos davon.

Caroline Eva Gerner

Zu sehen bis 14. November im Kunstverein Essenheim, Kirchstraße 2, Essenheim. Samstag, 15-19 Uhr, Sonntag, 11-19 Uhr.