Meisenheim
Syrische Familien finden im Internat Zuflucht
Dr. Georg Meerwein fördert die Flüchtlinge, die im Altbau des Internats untergebracht sind, unter anderem Amina, Fatima und Sarah.
Klaus Dietrich

Meisenheim – Das Paul-Schneider-Gymnasium (PSG) in Meisenheim hat 13 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Sie sind im Internat untergebracht.

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Der seit März pensionierte Lehrer Dr. Georg Meerwein kümmert sich intensiv um die sunnitischen Muslime. Er erhält Unterstützung von vielen Seiten.

Das PSG pflegt seit Langem den Kontakt mit dem Bad Kreuznacher Ausländerpfarrer Siegfried Pick. Jahr für Jahr spenden Schüler des Meisenheimer Gymnasiums Geld für humanitäre Zwecke. Pick kommt zweimal im Jahr ins PSG, hält hier Andachten und berichtet über die Verwendung der Spenden. Dabei fragten Schüler den Pfarrer: „Wie können wir aktiv helfen?“ Siegfried Pick riet: „Nehmt in Meisenheim Flüchtlinge auf. Bad Kreuznach platzt schon aus allen Nähten.“ Dieser Vorschlag wurde im Paul-Schneider-Gymnasium positiv bewertet.

„Wir haben in unserem Internat Leerstand, und unser Präses rief Deutschland zur Aufnahme von mehr Flüchtlingen auf. Das passte gut zusammen“, berichtet PSG-Direktorin Karin Hofmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Leitung der Rheinischen Landeskirche gab „grünes Licht“. Für Hofmann war es wichtig, „Familien aufzunehmen, die zu unserer Schullandschaft passen und die integrationswillig sind“.

Die erste, neunköpfige Familie reiste Ende April an, die zweite, vierköpfige am Donnerstag vor acht Tagen. Dr. Georg Meerwein, der zahlreiche Sprachen versteht und spricht, ist dreimal die Woche im Internat. Alle Formalitäten sind erledigt. Meerwein gibt den Flüchtlingen Deutschkurse. Die Kinder besuchen entweder die Kita „Kleine Strolche“, die Astrid-Lindgren-Grundschule oder die Realschule plus. Es wird überlegt, die Erwachsenen für gemeinnützige Arbeiten einzusetzen. Die Flüchtlinge verfügen über geringe Englisch- und Französischkenntnisse, sprechen aber noch kein Deutsch.

Die beiden Familien versorgen sich selbst. Die VG-Verwaltung stellt das Zimmerinventar. Der Landkreis trägt die Kosten dafür. Georg Meerwein hat recherchiert, wo die Syrer in Meisenheim islamisch essen können. Dies ist in einem Kebabhaus in der historischen Altstadt möglich. Corinna Clasen, die evangelische Gemeindepfarrerin, will das Paul-Schneider-Gymnasium mit den Alltagsproblemen der Flüchtlinge nicht alleinlassen. Ein Helferkreis soll zusammengestellt werden, nimmt Karin Hofmann dankbar zur Kenntnis. Schüler haben vor allem aus dem Religionsunterricht heraus Interesse an einer Mitarbeit geäußert.

Vor allem die erst vor wenigen Tagen in Meisenheim angekommene Familie, eine alleinstehende Mutter mit einem Sohn und zwei Töchtern, muss sich zuerst einmal zurechtfinden. Der Sohn studierte in Syrien Ingenieurswissenschaften. Eine der beiden Töchter feiert am Mittwoch Geburtstag – weitab von der syrischen Heimat.

Der Krieg hat die Familie vertrieben. Sie stand zwischen den Fronten. Plötzlich in der Stadt auftauchende, vermummte Kämpfer griffen willkürlich Menschen heraus und nahmen sie mit, erzählt Amina Suleyman. Sie ist erleichtert, mit ihren Kindern in Deutschland Zuflucht gefunden zu haben. So ergeht es auch der anderen, aus dem Landesinneren stammenden syrischen Familie, die sich im PSG-Internat gut behandelt fühlt. Ebenfalls froh, die Schrecken des Krieges zumindest vorerst hinter sich gelassen zu haben, sind fünf afghanische Familien mit insgesamt 18 Personen, die im Meisenheimer Stadtgraben leben.

Dr. Meerwein ist vom humanitären Engagement der Mitarbeiter von Paul-Schneider-Gymnasium, Kreis- und Verbandsgemeindeverwaltung sehr angetan. So sei eine gute Integration am ehesten zu erreichen. Es ist aus Platzgründen nicht vorgesehen, im PSG-Internat weitere Flüchtlinge aufzunehmen.

Von unserem Redakteur Klaus Dietrich