London
Sven Sabock über das 50-Meter-Tor von Patrik Schick: Auf den Spuren von Michael Stahl

Jetzt muss bei der EM schon einiges passieren, um diesen Treffer noch zu toppen. Wie einst Klaus Augenthaler oder Bernd Schuster in der Bundesliga hatte Tschechiens Patrik Schick die kluge Eingebung, mal eben von der Mittellinie aufs Tor zu schießen – und den Ball über den (zu) weit vor seinem Kasten stehenden Schotten David Marshall ins Netz zu befördern.

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Die Wahl für das anstehende Tor des Monats ist damit quasi schon entschieden, zumal Zlatan Ibrahimovic, der immer mal für einen Kung-Fu-Fallrückzieher aus 30 Metern gut ist, aus Verletzungsgründen bei der EM bekanntlich nicht am Start ist.

Aber hey, was ist schon ein Tor aus rund 50 Metern? „Ganz nett“ findet es Michael Stahl in einer kleinen Diskussion im sozialen Netzwerk Facebook, und der Mann von Oberligist TuS Koblenz hat allen Grund, den Kunstschuss von Schick mit einem müden Lächeln zu quittieren, natürlich nicht ganz ernst gemeint. Michael Stahl? Da war doch was. Klar, bei Schicks Treffer werden schnell Erinnerungen wach an den Moment, als der damalige Mittelfeldspieler des damaligen Drittligisten einen Hieb aus 61,5 Metern ins Tor setzte und einen verdutzten Berliner Schlussmann Marco Sejna zurückließ. Es war im Oktober 2010, als die kleine TuS die große Hertha, den späteren Möchtegern-Big-City-Klub, auch dank Stahls Treffer zum 1:0, mit 2:1 aus dem DFB-Pokal kegelte.

Nun würde sich Stahl nicht mit Augenthaler, Schuster oder Schick vergleichen wollen, der heute 33-Jährige war stets eher für die gröberen Arbeiten zuständig, die beim Fußball eben auch erledigt werden müssen. Und so machte er auch nie einen Hehl daraus, dass er in dem größten Moment seiner Karriere lediglich der Anweisung von Trainer Petrik Sander gefolgt war, den Ball zur Not möglichst einfach wegzuhauen. Ein schönes Tor muss eben nicht immer ein Geniestreich sein.

E-Mail an den Autor: sven.sabock@rhein-zeitung.net