Tennis Schott-Regionalligaspieler holt RLP-Titel – Müller verliert das Damenfinale
Das hat gesessen: Mit einem Ass verwandelte er den vierten Satzball und entschied den ersten Durchgang für sich, mit einem Ass verwandelte er auch den zweiten Matchball. Mit 6:4 und 6:4 schlug der an Nummer fünf gesetzte Steffen Hillenmeier (TSV Schott Mainz) den top gesetzten Tobias Gass (23) vom TC SW Bad Dürkheim und holte sich damit verdient den Herrentitel bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften im Tennis. Und überraschte damit auf der Anlage des TSC Mainz die kaum 100 Zuschauer, seine Kontrahenten und vor allem sich selbst.
Der Wind, das himmlische Kind
„Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet“, sagte der 20-jährige Regionalligaspieler, der in der deutschen Rangliste 120 Plätze hinter seinem Finalgegner (DTB-122) steht. „Das ist natürlich mit Abstand mein bestes Abschneiden bei dieser Veranstaltung“, sagte Hillenmeier, der sich bei seinem Turnierauftakt mit 6:0, 6:0 locker gegen Sascha Brechtel (TC SW Bad Dürkheim) durchgesetzt hatte („obwohl es noch nicht so gut lief“), dann im Achtelfinale Rheinhessenmeister Nikolas Rizzi (TSC Mainz) mit 6:3, 6:4 aus dem Weg räumte („da lief es auch noch nicht so gut“), im Viertelfinale dessen Bruder und Rheinhessen-Vizemeister Joel Rizzi (TSC Mainz) 7:5, 3:6 und 10:8 niederkämpfte, weil er laut TSC-Trainer Babak Momeni den starken Wind besser ausnutzte („da lief es dann schon besser“) und dann im Halbfinale den an Nummer sieben gesetzten Leandro Toledo (Sportpark Windhagen), der immerhin im Viertelfinale den an Nummer zwei gesetzten Vincent Schneider rausgeworfen hatte (6:3, 5:7, 10:8) mit 4:6, 6:4 und 10:8 aus dem Weg räumte. „Da lief es nur im ersten Satz nicht“, sagte Hillenmeier. „Aber im Vorjahr bin ich ja schon in der ersten Runde an Toledo gescheitert.“
Schon im Spiel gegen Joel Rizzi war Hillenmeier von Krämpfen geplagt, auch zu Beginn des zweiten Satzes benötigte er aus dem gleichen Grund eine Pause. Er biss sich aber erfolgreich durch, auch deshalb, weil er einen Plan hatte. „Ich wollte gegen Gass nicht zu viel machen und habe auch mal den Druck rausgenommen. Das hat funktioniert.“ Der variable Gass sei bekannt dafür, sich auf hohem Niveau dem schnellen Spiel seines Gegners anzupassen. „Da muss man sich eben etwas einfallen lassen.“ Auf seine Hammervorhand verzichtete Hillenmeier aber dennoch nicht vollends. Ein Beispiel: Nachdem beide Sätze mit einem Break Hillenmeiers begonnen hatten und über 2:0 bis zum 4:3 gleich verlaufen waren, verlor er mit einem Doppelfehler seinen Aufschlag, schaffte aber das Rebreak und sicherte sich anschließend mit seiner gefürchteten Vorhand zwei Matchbälle, von denen er wie erwähnt den zweiten verwandelte.
Zufriedener Vizemeister
„Der Steffen hat schon eine wahnsinnige Vorhand“, erkannte der unterlegene Gass die Hauptstärke Hillenmeiers an. „Aber er hat auch insgesamt gut gespielt, er war richtig auf mich eingestellt, das habe ich teilweise einfach zu spät kapiert.“ Die Tatsache, dass er ganz oben gesetzt war, hat Gass schon als „großen Druck“ verspürt. Aber dass er als Abonnements-Vizemeister abgestempelt werden könnte, juckt den zweimaligen RLP-Hallen-Vizemeister nicht. „Letztlich bin ich stolz und zufrieden mit meinem Resultat. Es ist mein bisher bestes bei diesen Meisterschaften. In den drei Jahren davor bin ich ja immer in der ersten oder zweiten Runde rausgeflogen.“ Ins Endspiel war er übrigens durch ein 6:3, 6:3 im Halbfinale gegen den an Nummer drei gesetzten Schott-Routinier Marco Lauderbach (Ü 30) gelangt.
Mit ihrem Vizetitel bei den Damen keineswegs zufrieden war die an Nummer zwei gesetzte Hannah Müller (DTB-213) vom TSC Mainz, die, nachdem sie in beiden Sätzen schon mit 0:3 zurückgelegen hatte, gegen die top gesetzte Bundesligaspielerin Jil Nora Engelmann (BASF Ludwigshafen, DTB-80) zwar jeweils aufrüstete, aber dennoch klar mit 2:6 und 3:6 verlor und damit die Revanche für ihre Niederlage gegen Engelmann bei den Hallenmeisterschaften verpasste. „Das war überhaupt nicht mein Spiel. Ich habe nur Fehler gemacht.“ Mehr wollte Müller über ihren Auftritt nicht kundtun. Zu stark war ihr die Dominanz ihrer Gegnerin aufs Gemüt geschlagen. „Ich habe die größere Konstanz gezeigt“, sagte Siegerin Engelmann treffend.
Müller war erst am Samstag mit einem 1:6, 6:0, 10:3 gegen Anne Zehetgruber (BASF Ludwigshafen) ins Turnier eingestiegen. „Eine gute Gegnerin, gegen die Hannah in der Halle schon einmal verloren hat“, sagte TSC-Trainer Momeni. Weiter ging's im Viertelfinale mit einem 6:0, 6:0 gegen die knapp 14-jährige Aurica Distl (TC Jockgrim, LK 10!) und im Halbfinale mit einem 6:3, 6:2 gegen ihre junge Vereinskameradin und an Position drei gesetzte Livia Kraus (Jahrgang 1998).
„Das war ein sehr gutes Spiel“, sagte Momeni. „Livia ist die Zukunft des Vereins. In zwei, spätestens drei Jahren wird sie dieses Turnier gewinnen.“ Ihre zwei Jahre ältere und an vier gesetzte Schwester Sarah stand übrigens ebenfalls im Halbfinale. Wo sie Jil Nora Engelmann glatt mit 1:6 und 1:6 unterlag. Armin Franz