Fußball – In der Saison 2002/03 war die Spvgg Rheinhöhe Perscheid als Bezirksligist die drittbeste Fußballmannschaft im Rhein-Hunsrück-Kreis hinter den damaligen Verbandsligisten Emmelshausen und Argenthal. Ein Jahrzehnt später ist das Geschichte. Am Sonntag, dem 30. Juni, wird der 300 Mitglieder große Verein endgültig aufgelöst. Der Hauptgrund: Mangelndes Engagement auf fast allen Ebenen.
Mittlerweile hat sich Ulrich Hastenplug mit dem Ende der Spvgg Rheinhöhe abgefunden. „Ich sehe das nun ein wenig entspannter“, sagt der aktuelle und damit letzte Vorsitzende des Klubs, der am 30. Juni nach 44 Jahren von der Bildfläche verschwindet. „Ich konnte es lange nicht wahrhaben, dass nun Schluss ist“, erzählt der Henschhausener, der rund 30 Jahre im Rheinhöhe-Vorstand tätig gewesen ist. „Zwischendurch habe ich sogar gedacht, dass es an mir liegt, warum keiner mehr etwas für unseren Verein machen will.“
Am Ende nur noch Einzelkämpfer
Doch die Bedenken nahmen ihm seine Mitstreiter, die wie er bis zuletzt um den Erhalt der Spvgg kämpften. „Juliane Oldach, Ramon Denner, Heidi Straßburger“, benennt Hastenplug die letzten Mohikaner mit Namen: „Ein paar wenige Leute haben sich für den Verein noch aufgerieben. Ansonsten haben die Helfer von der Jugend bis hoch zu den Senioren komplett gefehlt. Da macht es dann auch keinen Sinn mehr.“
Mangelndes Engagement ist für Hastenplug der Hauptgrund für den Tod der Spvgg. „Das hat uns das Genick gebrochen. Das ist ein gesellschaftlicher Trend, dass keiner mehr etwas ehrenamtlich machen will“, glaubt Hastenplug, dem auch der Rückhalt in den Ortsgemeinden gefehlt hat. „Die Identifikation zum Verein war irgendwie nie da, auch weil sich der Verein aus vier Ortschaften gespeist hat.“
1969 wurde die Spvgg Rheinhöhe gegründet mit Mitgliedern aus den Dörfern Perscheid, Langscheid, Henschhausen und Dellhofen. Vier Dörfer, ein Klub – aber: „In keinem Ort hieß es: Das ist unser Verein“, erzählt Hastenplug. „In Nachbardörfern wie in Niederburg oder in Damscheid ist das bei den Sportvereinen anders.“
Bei der Rheinhöhe lief es lange sportlich rund: Vor allem in den 1990er-Jahren war die Spielerdecke groß, fast hätte das Personal auch für drei Mannschaften gereicht. Die Spvgg war eine Hausnummer im Hunsrück/Mosel-Bereich – erst recht nach dem Aufstieg in die Bezirksliga im Jahr 2001. Zwei Jahre später ging es dann wieder runter – und das sogar aus freien Stücken zwei Klassen tiefer in die B-Klasse. Der Anfang vom Ende? „Das hatte sich 2003 noch nicht so abgezeichnet, aber dann ist uns die Jugend weggebrochen. Es kam nichts mehr nach“, erinnert sich Hastenplug. 2007 erfolgte der unumgängliche Weg – Perscheid ging mit Urbar und Biebernheim eine Spielgemeinschaft ein.
Nachbarvereine profitieren von Aus
Die Groß-SG ist nun natürlich auch Geschichte, die übrig gebliebenen Rheinhöhe-Kicker lassen fast alle ihre Spielerpässe auf Urbar und Biebernheim umschreiben. Interessant: Die meisten Jugendspieler schließen sich dem SV Oberwesel und dem SV Damscheid an. „In nächster Zeit hätten wir die Früchte von Jürgen Oldachs Jugendarbeit getragen. Vier, fünf Spieler wären jährlich in den Seniorenbereich gekommen“, sagt Hastenplug. „Nach unserem Aus profitiert davon nun vor allem Oberwesel.“
Was passiert mit den anderen „Besitztümern“ der Spvgg Rheinhöhe? Finanziell war der Verein in den 44 Jahren immer gesund. Was nun an Geld übrig bleibt, wird an die vier Ortschaften verteilt. Der Rasenplatz geht in den Besitz der Ortsgemeinde Perscheid über. Brach liegen wird das Gelände wohl nicht, der SV Oberwesel würde den Sportplatz gerne als Ausweichquartier benutzen.
Ulrich Hastenplug wird damit nichts mehr zu tun haben. Seine Spvgg Rheinhöhe Perscheid ist morgen endgültig Geschichte. Der letzte Vorsitzende des Traditionsverein gibt den 300 Mitgliedern noch einen Satz mit auf den Weg: „Wenn der Laden erst mal zu ist, werden die Leute merken, was ihnen fehlt.“
Von unserem Redakteur
Michael Bongard