Das sagt der Pendler: „600 Euro Tankkosten im Monat habe ich derzeit“, sagt Marcel Schäfer sichtlich genervt. Der 31-Jährige ist von Beruf Zollbeamter und muss mit dem Auto von Hattert nach Köln-Dellbrück und wieder zurück – jeden Tag. „Das sind um die 240 Kilometer.“ Bei zuletzt ungefähr 2,20 Euro für einen Liter Benzin sei das schon eine riesige Belastung. Per Fahrgemeinschaft oder Zug zur Arbeitsstelle zu gelangen ist für Schäfer nicht möglich.
Das sagt der Betreiber eines Taxiunternehmens: Unter den hohen Spritpreisen leiden nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen. Das weiß unter anderem Wolfgang Bischoff vom gleichnamigen Taxiunternehmen in Flammersfeld. Bischoff betreibt einen Taxibetrieb in dritter Generation und beschäftigt rund 35 Mitarbeiter. „Unser Schwerpunkt liegt bei Krankenfahrten und Schülerbeförderung“, sagt er. Und da liege auch schon das Problem.
„Da Taxi- wie auch Krankenfahrten tarifgebunden sind, können wir eigenmächtig die Preise nicht anpassen“, erklärt Bischoff und führt weiter aus: „Da bei den letzten Tarifanpassungen die zurzeit extremen Dieselpreise nicht einkalkuliert waren, müssen die fast verdoppelten Kraftstoffkosten mit abgefedert werden.“ Dies werde für viele Betriebe jedoch nur eine zeitlich begrenzte Notlösung sein können. „Sollte es nicht zu einer Reduzierung der Kraftstoffkosten oder einer Preisanpassung kommen, werden wir uns gezwungen sehen, Verträge mit öffentlichen und privaten Auftraggebern zu kündigen, da diese vor der Preisexplosion ausgehandelten Preise so nicht haltbar sind.“
Das sagt der Heizölhändler: Auch die heimischen Heizölhändler haben aktuell mit gestiegenen Preisen für Rohöl zu kämpfen. Kostete ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent vor drei Wochen etwa 90 Euro, waren es zwischenzeitlich um die 120 Euro.
„Diese enormen Preisanstiege bedürfen natürlich mehr Kapital, was durch zusätzliche selbstschuldnerische Bürgschaften und Warenkreditversicherungen abgesichert wird“, sagt Robert Adolf, Geschäftsführer der Adolf Mineralölbetriebe in Hachenburg. Zusätzliche Kosten, die am Ende auch die Kunden zu spüren bekommen. Lieferengpässe bestünden aber nicht. „Da wir über reichlich Lagerkapazität in Hachenburg verfügen, kommt es bei uns zurzeit nicht zu Versorgungsschwierigkeiten“, betont Adolf.
Das sagen Experten: Um zu verstehen, weshalb die Spritpreise derzeit so hoch sind, muss zunächst erläutert werden, wie sich die Spritpreise zusammensetzen. Der ADAC Mittelrhein, unter anderem für den Westerwaldkreis zuständig, und der Bundesverband freier Tankstellen (BfT) erklären: Der Preis für Benzin und Diesel setzt sich aus der Energiesteuer, Mehrwertsteuer, CO2-Abgabe, Einkaufspreis und Kosten wie Produktion und Lieferung zusammen.
„Den größten Anteil am Spritpreis machen demnach Steuern aus“, sagt ADAC-Sprecher Mirco Hillmann. Beim Benzin sind es rund 48 Prozent der Tankrechnung, bei Diesel sind es rund 39 Prozent. „Hierbei handelt es sich um fixe Kosten“, so Hillmann. Beispiel: Bei E 10 für 2,10 Euro pro Liter fallen 65,4 Cent Energiesteuer und 33,5 Cent Mehrwertsteuer an, bei Diesel für 2,08 Euro pro Liter sind es 47 Cent Energiesteuer und 33,2 Cent Mehrwertsteuer. Dazu kommt die CO2-Abgabe, die mit weiteren 7 bis 8 Cent pro Liter zu Buche schlägt. „Den restlichen Preis bilden unter anderem Kosten für die Rohstoffe, Raffinerie, Transport und Vertrieb sowie die Gewinne der beteiligten Unternehmen.“
Autofahrende können ganz einfach Kraftstoff und somit Geld sparen. Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) gibt dazu praktische Tipps und Hinweise.ADAC verrät: Tipps zum Sprit- und Geldsparen
Und hier liege das Problem: Der Ukrainekrieg wirkt sich derzeit auf die Lieferketten hinsichtlich des Rohöls aus, aus dem unter anderem Diesel, Benzin und Heizöl gewonnen wird. „Russland ist einer der größten Lieferanten für einen Großteil Deutschlands“, sagt Stephan Zieger, Geschäftsführer des BfT.
Bedeutet: Es wird noch mehr Sprit benötigt, als wir in Deutschland produzieren können. Also müssen noch mehr fertige Produkte aus anderen Ländern importiert werden. „Das erklärt auch den teilweise höheren Dieselpreis gegenüber Benzin“, so Zieger. Doch die erste Panik ist laut dem Experten vorbei. „Die Preise pendeln sich derzeit auf einem hohen Niveau ein.“ Die Marktsituation bleibe jedoch unübersichtlich und die Preisentwicklung in den nächsten Wochen, egal ob nach oben oder unten, hinge stark von der Situation in Osteuropa ab.