Regionalsport Süd - Klasse 1 - Landesliga
Spielausfälle: Es gibt keine Patentlösung

So sieht es derzeit auf vielen höher gelegenen Plätzen aus. An Fußballspielen ist da nicht zu denken. Doch wie das jährlich wiederkehrende Dilemma der großen Zahl an Absagen lösen? Joachim Ritter und Michael Rodenbusch setzen in ihren Überlegungen unterschiedliche Akzente. Foto: Thomas Braun

Thomas Braun

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Aktualisiert am 13. Juni 2013 10:59 Uhr

Kreis Birkenfeld – Der Winter hat den Amateurfußball in dieser Saison fest im Würgegriff. Am vergangenen Wochenende, als ein Spieltag aus dem Dezember nachgeholt werden sollte, reagierten die Verantwortlichen im Kreis Birkenfeld auf die Witterung und auf den Zustand der Plätze mit einer erneuten Komplettabsage. Auch diesmal sieht es nicht gut aus. Selbst wenn es wärmer werden sollte, werden die Bedingungen nicht besser. Die oberste Schicht der zumeist noch gefrorenen Hart- und Rasenplätze würde auftauen. Auf diesem matschigen, rutschigen Untergrund wären dem Zufall Tür und Tor geöffnet. Zudem würden die Plätze böse ramponiert, was den Vereinen große Kosten für die Wiederherstellung verursachen würde. Da flammt die immer wiederkehrende Diskussion auf: Wie ließen sich die Probleme im Winter umgehen? Wir sprachen mit Bezirksklassen-Spielleiter Joachim Ritter, einem, der für Spielansetzungen verantwortlich ist, und Michael Rodenbusch, dem Trainer des Landesligisten SC Birkenfeld, einem der von Ansetzungen oder Ausfällen betroffen ist.

Herr Ritter, Herr Rodenbusch, wie waren speziell in diesem Winter die Vorbereitungsmöglichkeiten?

Ritter: Sehr schlecht. Aber trotz der widrigen Witterungsbedingungen wurden Freundschaftsspiele ausgetragen. Wenn ich jetzt Spiele ansetzen will, heißt es aber, es sei nicht möglich.

Rodenbusch: Es war sehr schwierig. Das sind wir schon gewohnt in Birkenfeld. Der Platz ist gefroren und uneben. Wir haben viele Läufe gemacht. Die Arbeit mit dem Ball hat aber gefehlt. Wir konnten nur wenige Einheiten auf dem Platz bestreiten.

Wie stehen Sie zu einer Verkleinerung der Ligen auf – sagen wir mal – 14 Teams?

Ritter: In meiner Liga spielen derzeit 17 Mannschaften. Das wäre ein großer Sprung. Was sollte die Konsequenz sein? Spielen wir dann mit mehr Ligen? Als Staffelleiter hätte ich nichts dagegen. Es würde die Terminplanung einfacher machen. Es wären vier Wochenenden, die dadurch frei würden. Ich würde das positiv sehen.

Rodenbusch: Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Ich plädiere nicht dafür. Lieber sollten wir am Anfang der Saison drei, vier Englische Wochen einführen und vor Weihnachten so lange spielen wie es geht. Dann bräuchte man auch gar nicht vor Mitte, Ende März wieder anzufangen.

Was spricht gegen eine Verlängerung der Winterpause bis Ende März und eine Verlängerung der Saison in den Sommer hinein?

Ritter: Das war schon immer mein Thema. Wir spielen eigentlich immer nur bei schlechtem Wetter. Eine Verlängerung in den Sommer hinein wäre ideal. Aber viele Vereine wollen da ihre Sportfeste ausrichten. Da wird es schwer.

Rodenbusch: Ich hätte mit beidem kein Problem. Man könnte dann das ein oder andere Punktspiel auf ein Sportfest legen. Das ist nicht überall möglich, weil manche Vereine große Sportfeste mit attraktiven Mannschaften ausrichten.

Soll die Sommerpause verkürzt werden?

Ritter: Das ist ein Problem. Die Spieler brauchen auch ihre Erholungspause. Erster Hinderungsgrund sind die Sommerferien und die Sportfeste. Die Vereine steigen uns aufs Dach. Die Sportfeste sind ihre einzigen Einnahmequelle, mit der sie sich über Wasser halten.

Rodenbusch: Jeder Fußballer braucht eine Pause. Der Körper braucht vier Wochen, in denen er nichts macht. Dann lieber vier Englische Wochen zu Saisonbeginn. Da ist es noch lange hell und man kann unter der Woche auch spät spielen. Wer arbeitet, hätte rechtzeitig frei. Die Studenten haben Semesterferien.

Sollte häufiger unter der Woche gespielt werden? Was spricht dagegen?

Ritter: Das ist eine Möglichkeit. Aber oft stehen den Vereinen die Leute unter der Woche nicht zur Verfügung. Viele arbeiten auswärts, studieren oder sind Soldaten. Das sind die Schwierigkeiten.

Rodenbusch: Ich bin dafür. Dass einzelne Spieler nicht da sind, betrifft uns auch. Damit müsste man leben.

Wären Kunstrasenplätze eine Lösung?

Ritter: Das wäre natürlich der Idealfall, wenn jeder Verein einen Kunstrasenplatz zur Verfügung hätte. Das scheitert allein an den Finanzen. Vereine, die einen Kunstrasen haben, sind im Vorteil. Aber eigentlich ist das nicht flächendeckend machbar.

Rodenbusch: Das wäre definitiv eine gute Lösung. Auf Kunstrasen hätten wir 50 Prozent mehr Trainingseinheiten durchführen können. Es gäbe auch eine Möglichkeit zu spielen.

Was kostet ein Kunstrasenplatz und wie rechnet er sich?

Ritter: Der Investitionsaufwand würde 300 000 bis 400 000 Euro betragen. Wenn das Land oder die Kommunen ein solches Vorhaben nicht fördern, ist nichts drin. Ein Kunstrasen erfordert keinen so aufwendigen Pflegeaufwand. Ob es sich rechnet, weiß ich nicht.

Rodenbusch: Das ist aktuell bei uns ein Thema. Wir sind dran. Es geht um Kosten von knapp einer halben Million Euro. Die Unterhaltungskosten sind in den ersten 20 Jahren billiger. Ich muss den Platz nicht mähen, nicht abziehen und nicht abzeichnen. Ich kann den Platz auch vermieten. Wir haben jetzt ein Testspiel auf einem Kunstrasen ausgetragen, da war der Platz von morgens 11 Uhr bis abends 19 Uhr belegt.

Gibt es Klassen, in denen die Lage derzeit besonders kritisch ist?

Ritter: Ich sehe für die Bezirksklasse schon Probleme. Wir haben Vereine mit vier, fünf Nachholspielen. Wenn an diesem Wochenende alles ausfällt, wird es noch schwieriger. Wenn wir einen günstigen März bekommen, lässt es sich noch handhaben. Wenn der März auch noch schlecht ist, wird es kritisch. So kritisch war es noch nie. Es wird ein Rekordjahr.

Rodenbusch: Bei unserer ersten Mannschaft geht es noch, die zweite hat schon viele Nachholspiele. An diesem Wochenende weiß ich nicht, wie wir spielen sollen. Je weiter es nach unten geht, um so schwieriger wird es.

Welche Vorschläge kommen aus den Vereinen? Was wollen die Vereine?

Ritter: Der VfL Weierbach hat angeregt, die Nachholspiele auf Freitag zu legen. Da stehen auch die Studenten und die Spieler zur Verfügung, die auswärts arbeiten.

Rodenbusch: Ich wäre für Englische Wochen im Sommer, auch wenn dann nicht immer alle Spieler da sind.

Gibt es überhaupt Patentlösungen? Kann man alle Wünsche unter einen Hut bringen?

Ritter: Nein, das ist auf keinen Fall machbar. Das eigentliche Problem sind die Sportfeste. Wenn man Mitte Juli die Saison anfangen könnte, gäbe es die Schwierigkeiten im Winter nicht.

Rodenbusch: Mit Sicherheit nicht. In manchen Mannschaften spielen viele Väter. Die sind auf die Ferien angewiesen. Ich habe junge Spieler. Die machen erst nach den Schulferien Urlaub, weil es dann billiger ist. Es gibt keine Patentlösung, aber man sollte darüber nachdenken, wann Fußball am meisten Spaß macht.

Wenn schlechtes Wetter vorhergesagt ist, zum Beispiel Schneefall, – was spricht für eine Komplettabsage, was dagegen?

Ritter: Ich plädiere für Komplettabsagen. Das ist für die Vereine einfacher, sie können sich besser darauf einrichten. Wenn nur ein Spiel stattfindet, gibt es Verschiebungen in der Tabelle. Andererseits sind wir froh, wenn überhaupt Spiele stattfinden. Deshalb wollte ich für dieses Wochenende nicht zu früh absagen.

Rodenbusch: Auch ich plädiere für eine Komplettabsage. Vielleicht sollte man von den alten Strukturen wegkommen.

Besteht die Gefahr von Wettbewerbsverzerrung, wenn einzelne Mannschaften deutlich mehr Nachholspiele auszutragen haben als andere?

Ritter: Ja, es ist offensichtlich, dass der Wettbewerb beeinträchtigt wird. Aber es spielen auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Die Vereine spielen lieber im Mai bei gutem Wetter, wenn mehr Zuschauer kommen.

Rodenbusch: Wenn es nachher dem Ende zugeht, besteht mit Sicherheit die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung. Die Termine werden immer weiter nach hinten gedrückt. Wann beispielsweise sollen wir gegen den ASV Winnweiler spielen?

Die Fragen stellte Gert Adolphi